Straße der Toten
habe also bloß Einzelheiten geändert und nichts groß umgeschrieben.
Jedenfalls liest sich das Ganze nun doch ganz flott und unterhaltsam, und darauf bin ich stolz.
Obwohl in einem Kleinverlag veröffentlicht, fand der Roman einige Beachtung; es gab über die Jahre mehrere Filmoptionen, zuletzt erwarb ein französischer Filmemacher eine für gutes Geld und ... machte nichts daraus. Es wurde nie verfilmt. Das Drehbuch habe ich immer noch.
Eine Schande. Da würde ein netter kleiner Film draus.
Aber ich glaube, es wurde auch ein nettes kleines Buch draus.
Im Laufe der Jahre wurde ich oft ermuntert, doch noch ein weiteres Buch über den Reverend zu schreiben. Aber mir fehlte immer die zündende Idee dafür.
In letzter Zeit hatte ich aber einige Ideen für kürzere Erzählungen, die zeitlich nach dem Roman spielen. In diesen Geschichten ist der Reverend ein noch viel finsterer, ein richtig verbohrter und verbitterter Typ, der nicht lange fackelt. Obwohl man sagen muss, dass sich das in der letzten Geschichte – »Tief unter der Erde« wird hier erstmals veröffentlicht – wieder etwas aufhellt und sich der Reverend da von einer etwas anderen Seite zeigt.
In Ihren Händen halten Sie hiermit alle Geschichten über meinen revolverschwingenden Prediger, der im Kampf gegen das Böse durch den Wilden Westen zieht. Vielleicht wird es ja weitere geben. Zum Beispiel würde ich ganz gerne mal erzählen, was passiert, wenn er meinem anderen Helden über den Weg läuft, dem Gott der Klinge. Wer weiß ...
Ein Letztes noch. Beim Schreiben dieser ganzen Geschichten habe ich einmal den Namen des Reverend vergessen. Ich habe dann einen Namen aus einem schnell runtergeschriebenen Western verwendet, den ich als Ray Slater verfasst hatte, ein Roman mit dem Titel Texas Night Riders . Das wurde mir aber erst bewusst, als ein Rezensent mich darauf ansprach. Jenen Namen, Rains, hatte ich noch im Kopf, und ich benutzte ihn anstelle von Reverend Mercers richtigem Namen. Keine Ahnung, warum. Dead in the West ist ein deutlich besseres Buch als Texas Night Riders , trotzdem hatte ich jenen Namen noch im Kopf und habe die beiden im Unterbewusstsein verwechselt. Dies nur zur Erklärung, falls Sie sämtliche Geschichten kennen – außer der einen hier erstveröffentlichten – und sich gefragt haben, ob Rains und Mercer wohl dieselbe Figur sind, weil sie sich so sehr ähneln.
Die Antwort lautet ja.
Es war nur eine Namensverwechslung, und das habe ich nun, zum Nutzen und Frommen aller Unschuldigen oder Schuldigen, korrigiert. Jetzt ist alles so, wie es sein soll.
Ich wünsche Ihnen beim Lesen ebenso viel Vergnügen, wie ich beim Schreiben hatte. Diese Geschichten sind so was wie ein Rückfall in die Ära der Pulps. Sie sollen nicht groß zum Nachdenken anregen, sondern vor allem Spaß machen. Es sind traditionell und zügig erzählte, spannende und ziemlich brutale Geschichten.
Wenn Sie so etwas mögen – und ich hoffe es –, dann sind Sie hier richtig.
Und, wer weiß, vielleicht wird es irgendwann ja weitere Geschichten um den Reverend geben.
Auch das hoffe ich.
Doch genug jetzt.
Viel Spaß, oder wie Roy Rogers und Dale Evans immer sagten: »Hals und Beinbruch.«
Joe R. Lansdale (höchstpersönlich)
DEAD IN THE WEST
Prolog
Nacht. Ein schmaler, von Bäumen gesäumter Postkutschenweg schmiegt sich in einer langgezogenen Linkskurve an ein dunkles Kiefernwäldchen. Mondlicht, ab und an verdeckt durch dahinziehende Wolken. Von Weitem wird allmählich eine Stimme vernehmbar.
»Ihr verdammten, hasenfüßigen, furzenden, langohrigen Maultiere! Ihr Esel! Los, schneller, ihr faulen Biester!«
Eine Kutsche kam um die Kurve gerattert. Wie riesige Glühwürmchen schaukelten beiderseits des Kutschbocks die Laternen. Unter lautstarkem Schimpfen wurde sie langsamer und kam schließlich am Rand des osttexanischen Kiefernwäldchens zum Stillstand.
Bill Nolan, der Kutscher, wandte sich mit dem guten Auge Jake Wilson zu, seinem bewaffneten Beifahrer. Ein Indianerpfeil hatte ihm das andere Auge genommen, und eine Augenklappe verdeckte die leere Höhle.
»Also, beeil dich, verdammt«, sagte Nolan. »Wir sind spät dran.«
»Ich hab das Rad nicht abgerissen.«
»Aber beim Radwechsel hast du auch nicht groß geholfen. Jetzt geh schon pissen!«
Jake stieg vom Kutschbock und schlenderte zum Waldrand.
»He!«, rief Nolan, »warum gehst du so weit weg?«
»Es sind Damen anwesend.«
»Brauchst ja nicht in die Kutsche pissen, verdammter
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