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Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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wieder zu sich herum und las den frischen Eintrag, wobei sich seine Lippen bewegten.
    »Reverend Jebidiah Mercer?«
    Der Reverend wandte sich um. »Ja?«
    »Sie sind Prediger?«
    »So ist es.«
    »Hab noch nie ’n Prediger mit ’ner Waffe gesehn.«
    »Nun haben Sie’s.«
    »Ich meine, als ein Mann der Heiligen Schrift und des Friedens und so ...«
    »Wer hat je behauptet, Gesetz und Ordnung Gottes ließen sich mit friedlichen Mitteln durchsetzen? Satan kämpft mit dem Schwert, also trete ich ihm mit dem Schwert entgegen. So ist es der Wille des Herrn, und ich bin sein Diener.«
    »Wie Sie meinen.«
    »Da gibt es nichts zu meinen.«
    Montclaire blickte in die rotumrandeten, tödlich blauen Augen des Reverend und begann zu zittern. »Jawohl, Sir. Ich wollte Sie keineswegs belehren, wie Sie Ihren Beruf ...«
    »Das können Sie auch gar nicht.«
    Der Reverend ging die Treppe hinauf, und Montclaire starrte ihm hinterher.
    »Scheinheiliges Arschloch«, murmelte Montclaire in sich hinein.
    Vier
    Oben in Zimmer 13 angekommen, setzte sich der Reverend probehalber auf das durchgelegene Bett. Nicht gerade bequem. Er stand wieder auf und ging zum Waschbecken hinüber, legte seinen Hut ab, wusch sich das Gesicht und dann überaus sorgfältig die Hände, als wären sie mit Schmutz befleckt, den nur er allein sehen konnte. Ebenso sorgfältig trocknete er sie ab. Schließlich ging er zum Fenster, um hinauszuschauen.
    Er schob einen der Vorhänge beiseite und betrachtete die Straße und die gegenüberliegenden Gebäude. Aus Rhines Hufschmiede waren Hammerschläge zu hören und ansonsten das Quietschen der Räder eines vorbeifahrenden Wagens. Von weiter weg, vom Ortsrand, drang leise das Gackern von Hühnern und das Muhen von Kühen herüber. Einfach nur ein nettes Farmerstädtchen.
    Leises Stimmengewirr erfüllte die Straße, als allmählich immer mehr Leute ihren Geschäften nachgingen.
    Ein Maultiergespann wurde mit viel Hü und Hott die Straße entlanggetrieben; ihr Besitzer ging hinter ihm her und führte es wohl zu einem Feld außerhalb der Stadt.
    Die Maultiere weckten zwanzig Jahre alte Erinnerungen, an eine Zeit, als der Reverend noch ein junger Strolch gewesen war, nicht viel anders als David in Rhines Pferdestation. Ein Kind im Overall, das hinter seinem Vater, dem Kirchenmann, herlief, wenn dieser sein mächtiges Maultiergespann vor sich hertrieb, um schmale Furchen in die große weite Erde zu pflügen.
    Der Reverend warf seine Satteltaschen aufs Bett. Er schlüpfte aus seinem Mantel, klopfte den Staub davon ab und hängte ihn über eine Stuhllehne. Dann setzte er sich auf den Bettrand, öffnete eine der Satteltaschen und nahm etwas heraus, das von einem Tuch umhüllt war.
    Er wickelte die Whiskyflasche aus, zog mit den Zähnen den Korken heraus und warf ihn mit dem Tuch aufs Bett. Nun legte er sich aufs Bett, ließ seinen Kopf auf ein Kissen sinken und begann langsam, am Whisky zu nippen. Da sah er eine Spinne, die über ihm an der Decke quer durch den Raum krabbelte, an einem Faden entlang, der mit anderen Fäden in einer Zimmerecke verknüpft war, fest verschlungen wie das mühsam gewonnene Gespinst der mythischen Schicksalsfäden.
    In seiner rechten Wange zuckte ein Muskel.
    Die Flasche wanderte in seine linke Hand, und seine freie rechte – die gar nicht wusste, wie ihr geschah, so plötzlich kam der Befehl aus dem Gehirn – zog blitzschnell den Revolver und schoss auf die Spinne.
    Fünf
    Montclaire hämmerte gegen die Tür.
    Putz rieselte von der Decke und landete auf Jebidiahs ausdruckslosem Gesicht.
    Er erhob sich, ging zur Tür und steckte sich den Navy zurück in die Gürtelschärpe über seinem Hosenbund. »Alles in Ordnung, Reverend?«, fragte Montclaire.
    Der Reverend lehnte sich gegen den Türrahmen. »Eine Spinne. Kreaturen Satans. Die kann ich nicht ausstehen.«
    »Eine Spinne? Sie haben eine Spinne erschossen?«
    Der Reverend nickte.
    Montclaire trat näher, um einen Blick durch die Tür zu werfen. Die Sonne schien durch einen Spalt zwischen den Vorhängen, und im Licht ihrer Strahlen tanzten die Schwebeteilchen vom Deckenputz wie fein rieselnder Schnee. Er besah sich das Loch an der Decke. Rund um das Loch waren Beinchen zu erkennen. Die Kugel hatte den Spinnenkörper genau in der Mitte getroffen, und die Spinnenbeine hingen nun an der Decke, festgeklebt mit den Körpersäften des Tieres.
    Bevor er seinen Kopf zurückzog, bemerkte Montclaire die Whiskyflasche neben dem Bett.
    »Sieht so aus, als

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