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Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Schwachkopf.«
    Jake wurde vom Wald verschluckt.
    Ein eleganter junger Herr streckte den Kopf aus dem rechten Seitenfenster.
    »Hey«, sagte er, »reden Sie nicht so. Es sind Damen anwesend.«
    Nolan beugte sich zu dem jungen Mann hinab. »Hab ich schon gehört. Aber ich sag Ihnen was, Sie Kleingeld-Zocker: Die Dame da neben Ihnen, Lulu McGill, die würd Ihnen für ’n Dollar vorn einen blasen und Sie hinten lecken.«
    Dem Glücksspieler fiel die Kinnlade herunter, aber bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, riss ihn eine Frauenhand ins Wageninnere, und Lulu ließ ihren betörenden Rotschopf sehen.
    »Gottverdammich, Bill Nolan«, sagte sie, »so was hab ich mein Leben nich für ’n Dollar gemacht, und das weißt du genau, und jetzt bin ich eine Dame.«
    »Was du nicht sagst.«
    Lulu wurde wieder ins Wageninnere gezerrt, und statt ihrem Kopf erschien nun erneut der des Spielers. »Sie ist nicht die einzige Frau in der Kutsche«, sagte er.
    Von innen war Lulus schrille Stimme zu hören: »Soll das heißen, ich bin doch keine Dame, du Arschloch?«
    »Und da ist auch noch ein junges Mädchen«, fuhr der Spieler fort, »und wenn die nicht gerade schlafen würde, bekämen Sie’s jetzt mit mir zu tun. Haben wir uns verstanden?«
    Nolans rechte Hand tauchte kurz ab und kam mit einem alten Walker-Colt wieder hoch, den er nun auf den Spieler richtete.
    »Hab schon verstanden«, sagte Nolan. »Aber bleiben Sie lieber ganz leise. Nicht dass das Mädchen noch aufwacht, und Sie müssen hier den Helden spielen. Ich würd Ihren blöden Schädel nämlich glatt auf den Weg hinter uns pusten, und das wollen wir doch nicht, oder? Also ziehen Sie schön wieder den Kopf ein und halten die Klappe.«
    Der Glücksritter zog den Kopf ein und nahm wieder Platz, hob seine Melone vom Polster neben sich und setzte sie, etwas weniger keck als zuvor, wieder auf.
    Millie Johnson, die attraktive Brünette ihm gegenüber, starrte ihn an. Das schlafende Mädchen, Mignon, hatte den Kopf auf ihren Schoß gelegt. Und neben ihm kochte Lulu vor Wut.
    Er riskierte einen Blick. Ihre Zornesröte wetteiferte mit ihrer Haarfarbe.
    »Du bist ja wirklich ein toller Hecht«, sagte sie.
    Der Spieler sah zu Boden.
    Nolan verstaute den Colt wieder und steckte sich eine Zigarre in den Mund. Er holte seine Taschenuhr hervor und klappte sie auf, zündete ein Streichholz an und sah auf die Uhr. Seufzend steckte er sie wieder weg und schaute in die Richtung, in die Jake verschwunden war.
    Nichts zu sehen.
    »Kann der nicht in den Wind pissen wie jeder echte Kerl?«, sagte Nolan und zündete sich die Zigarre an.
    Jake wedelte den letzten Tropfen von seiner Palme und knöpfte sich den Hosenladen zu.
    Als er sich umdrehte, um zur Kutsche zurückzustapfen, sah er in der Nähe einen Strick an einem Ast baumeln. Vorhin hatte er ihn gar nicht bemerkt, doch jetzt war der Mond hervorgekommen, und er konnte ihn deutlich erkennen. Er ging hin und berührte das Seil, zog daran, fuhr mit der Hand an der Schlinge entlang – und hatte sich prompt die Haut aufgerissen.
    »Auuu.«
    Er drückte sich die wunde Stelle an den Mund und saugte daran. Während er sich von dem Seil abwandte, krabbelte eine große spinnenähnliche Kreatur daran herunter, von einem Ast über Jakes Kopf bis dorthin, wo sein Blut die Hanffasern benetzt hatte. Das Spinnending leckte am frischen Blut. Und veränderte sich. Wurde größer, plumpste vom Seil, wand sich am Boden, veränderte sich weiter. Am Ende seiner Verwandlung schlüpfte es rasch ins Dickicht des Waldes.
    Von all dem bekam Jake nichts mit. Er ging einfach weiter, bis er beinahe wieder am Straßenrand angelangt war. Als er gerade aus dem Gestrüpp ins Freie treten wollte, wuchs eine Gestalt vor ihm empor. Etwas Menschenähnliches.
    Jake sperrte den Mund auf, um zu schreien. Vergeblich. Er kam nicht mehr dazu.
    Nolan gähnte.
    Verdammt. Er wurde müde. Echt müde.
    Er schmiss den Zigarrenstummel weg.
    Kramte eine neue Zigarre und ein neues Streichholz hervor. Öffnete wieder seine Taschenuhr, zündete ein Streichholz an und hielt es dicht ans Ziffernblatt.
    Eine riesige Hand mit langen Nägeln legte sich darüber, erstickte die Flamme und zerquetschte in einer einzigen Bewegung die Uhr mitsamt Nolans Fingern. Uhr und Finger knackten und knirschten laut. Noch lauter schrie Nolan. Aber nur kurz.
    Dann waren die Fahrgäste dran.
    Später, mitten in tiefster Nacht – der Mond war inzwischen völlig von dunklen Wolken verdeckt, und die Sterne

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