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Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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dem Bastard auf den Hals gehetzt. Ihr eigenes Leben hat sie ihnen als Opfer dargebracht. Das ist jedenfalls meine Meinung. Und diese alten Götter von wer weiß woher, die haben Gimet so zugerichtet. Das mit den Bienen haben sie auch gemacht. Das sind bestimmt keine normalen Honigbienen. Aber ich finde, irgendwie ist das ein passender Tod für einen Bienenzüchter.«
    »Alles Unsinn«, sagte der Deputy.
    »Na, wer weiß«, sagte Jebidiah. »Vielleicht ist es der Indianerin nur gelungen, Gimet hier in dieser Welt zu töten. Vielleicht hat sie nicht genau verstanden, was sie da tat, und wusste nicht, dass sie ihm mit ihrem Opfer die Möglichkeit gab, ins Leben zurückzukehren. Oder aber genau das ist sein Fluch. Worunter jetzt allerdings auch viele andere zu leiden haben.«
    »Zum Beispiel die Leute, die nichts gegen Gimet unternommen haben, als er noch am Leben war«, sagte Old Timer. »Leute wie ich, die ihn einfach haben machen lassen.«
    Jebidiah nickte. »Schon möglich.«
    Der Deputy starrte Jebidiah an. »Hören Sie, Reverend, das ist doch nicht Ihr Ernst! Sie sollten es doch besser wissen. Es gibt nur einen wahren Gott, und alles andere ist Teufelszeug, an dem überhaupt nichts dran ist.«
    »Wenn es einen Gott gibt«, sagte Jebidiah, »kann es auch mehrere geben. Vielleicht führen sie Krieg gegeneinander. Ich habe Dinge gesehen, die mich im Glauben an den einen wahren Gott erschüttert haben, dessen Diener ich bin. Was ist unser Gott denn anderes als ein Teufel? Alles ist Teufelszeug, mein Freund.«
    »Was für Dinge haben Sie denn gesehen, Reverend?«
    »Es bringt nichts, Ihnen davon zu erzählen«, erwiderte Jebidiah. »Sie würden mir doch keinen Glauben schenken. Erst kürzlich war ich in Mud Creek. Dort gab es so was wie eine Heimsuchung. Die Stadt liegt nun in Schutt und Asche, woran auch ich meinen Anteil habe.«
    »Mud Creek«, sagte Old Timer, »da war ich auch schon mal.«
    »Da ist jetzt nur noch verkohltes Holz übrig«, sagte Jebidiah.
    »Ist nicht zum ersten Mal abgebrannt«, sagte Old Timer, »irgendwelche Dummköpfe bauen’s immer wieder auf, und jedes Mal wird’s hässlicher. Ich sag Ihnen was, Reverend, ich würd keine Sekunde an dem zweifeln, was Sie erzählen.«
    »Ich glaube nicht an Geister«, sagte der Deputy. »Und da die Straße der Toten die kürzeste Strecke ist, werde ich sie nehmen.«
    »Das würde ich nicht tun«, entgegnete Old Timer.
    »Danke für den Rat, aber egal, ob mich jemand begleitet oder nicht, diese Straße nehme ich, denn so spare ich einen ganzen Tag.«
    »Ich begleite Sie«, sagte Jebidiah. »Meine Aufgabe ist es, mich dem Bösen entgegenzustellen, und nicht, einen Bogen darum zu machen.«
    »Dann würde ich tagsüber reiten«, sagte Old Timer. »Bei Sonnenschein oder um Neumond herum hat noch nie jemand Gimet gesehn. Aber jetzt, bei Vollmond, würd ich so schnell wie möglich reiten, um rechtzeitig vor der Dunkelheit wieder von dieser Straße runterzukommen.«
    »Das werde ich machen«, sagte der Deputy. »Ich werde so schnell wie möglich nach Nacogdoches reiten und diesen Bastard in eine Zelle stecken.«
    »Ich komme mit«, sagte Jebidiah. »Aber nachts. Ich will nachts auf der Straße der Toten reiten und sehen, ob ich Gimet begegne. Und wenn, dann mache ich ihm den Garaus. Ich fordere die dunklen Götter heraus, die die Mutter des Mädchens heraufbeschworen hat. Ich fordere sie heraus und lasse meinen Gott auf sie los. Also schlage ich vor, Sie ruhen sich etwas aus, Deputy. Die erste Wache kann Old Timer übernehmen, und dann mache ich weiter. So bekommen wir alle genug Schlaf. Wir könnten den Gefangenen auch draußen an einen Baum ketten. Jedenfalls sollten wir beide so viel wie möglich schlafen. Nach einem guten Mittagessen machen wir uns dann auf den Weg zur Straße der Toten. Hauptsache, wir sind bei Einbruch der Nacht dort.«
    »Ja, so müssten Sie genau zum richtigen Zeitpunkt ankommen«, sagte Old Timer. »Dann nehmen Sie also die Straße der Toten. Und wenn Sie an die Gabelung gelangen, wo sie endet, dann halten Sie sich rechts. Dahinter hat sich Gimet noch nie blicken lassen, genauso wenig wie davor, wo die Straße anfängt. So viel ich gehört hab, ist er an diesen Landstrich gebunden.«
    »Also dann«, sagte der Deputy. »Ich glaube nicht an dieses dumme Gerede, aber wenn ich mich ein wenig ausruhen kann und Sie mich begleiten, Reverend, dann bin ich dabei. Von mir aus nehmen wir die Straße nachts.«
    Am folgenden Tag schliefen sie lange und

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