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Straße der Toten

Titel: Straße der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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nach Nacogdoches ist noch weit.«
    Die schmale rote Lehmstraße erstreckte sich weit vor ihnen wie eine lange Blutspur und verschwand dann nach einer scharfen Rechtskurve hinter einem Waldstück, das so finster war wie das Innere von Jonas Wal. Von den umherfliegenden Blättern schien es hier noch mehr zu geben. Sie raschelten über den Boden und wirbelten wie riesige Hornissen durch die Luft. Trotz ihrer dicken Stämme bogen sich die Bäume im Wind von rechts nach links. Die drei Männer hielten sich auf der linken Straßenseite, so weit wie möglich von diesen Bäumen entfernt.
    Je weiter sie auf der Straße vorankamen, desto finsterer wurde es. Als sie schließlich die Kurve erreichten, war der Wald so dicht, dass sie den Mond am schwarzen und mittlerweile gewittrigen Himmel kaum noch sehen konnten; sein Licht war jetzt so schwach wie der Griff eines kranken Kindes.
    Nach einiger Zeit sagte der Deputy mit einer gewissen Erleichterung in der Stimme: »Hier draußen ist nichts, außer dem, was zu erwarten war. Nur der Wind, und vielleicht mal ein Opossum.«
    »Schön für Sie«, sagte Jebidiah. »Schön für uns alle.«
    »Sie scheinen enttäuscht zu sein.«
    »Im Grunde sind wir in der gleichen Branche tätig, Deputy. Auch ich bin auf der Suche nach Missetätern, um sie in die Hölle zu schicken – oder in die Hölle zurück, jedenfalls manche von ihnen.«
    Plötzlich erhellte ein Blitz die Nacht, und nicht weit vor ihnen sahen sie etwas über die Straße huschen.
    »Was zum Teufel war denn das?« Bill war aus seiner Lethargie erwacht.
    »Sah aus wie ein Mann«, sagte der Deputy.
    »Vielleicht«, sagte Jebidiah. »Vielleicht.«
    »Und was glauben Sie?«
    »Das wollen Sie gar nicht wissen.«
    »Doch, will ich.«
    »Gimet«, sagte Jebidiah.
    Der Mondschein brach für einen Moment durch den nächtlichen Wolkenhimmel und breitete sich durch die Bäume hindurch auf der Straße aus. Insekten schwirrten durch die Luft.
    »Bienen«, sagte Bill. »Ich will verdammt sein, wenn das keine Bienen sind. Mitten in der Nacht? Das ist nicht normal.«
    »Seit wann bist du Bienenexperte?«, fragte der Deputy.
    »Er hat recht«, sagte Jebidiah. »Sehen Sie nur, jetzt sind sie wieder verschwunden.«
    »Weggeflogen«, sagte der Deputy.
    »Nein. Nein, sind sie nicht«, sagte Bill. »Ich hab sie genau beobachtet. Die sind nirgendwo hingeflogen, sondern einfach verschwunden. Im einen Augenblick waren sie noch da, und im nächsten weg. Wie Gespenster.«
    »Du drehst durch«, sagte der Deputy.
    »Das waren keine normalen Bienen«, erklärte Jebidiah. »Das waren Hilfsgeister.«
    »Was?«, sagte Bill.
    »Böse Hilfsgeister. Sie unterstützen das Böse, oder einen Bösen«, erklärte Jebidiah. »Die Bienen sind für Gimet das Gleiche wie eine schwarze Katze für eine Hexe.«
    »Das ist doch lächerlich«, sagte der Deputy. »Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.«
    »Wenn Sie meinen«, sagte Jebidiah. »Aber ich würde die Augen offen halten und die Ohren aufsperren. Es schadet auch nichts, wenn Sie das Holster Ihres Revolvers öffnen. Sie werden ihn vielleicht brauchen. Obwohl Ihr Revolver Ihnen nicht viel nützen wird.«
    »Was zur Hölle soll das denn bedeuten?«, fragte Bill.
    Jebidiah antwortete nicht. Er versuchte, sein Pferd voranzutreiben, aber wie die beiden anderen Tiere auch weigerte es sich weiterzugehen. Die Pferde schnaubten, verdrehten den Kopf mit weit aufgerissenen Augen nach links und rechts, zerrten an den Zügeln und legten die Ohren an.
    »Verflucht«, rief Bill. »Was soll das?«
    Jebidiah und der Deputy sahen zu ihm hinüber. Bill hatte sich im Sattel umgedreht und schaute die Straße zurück. Die beiden blickten in dieselbe Richtung und sahen gerade noch einen blassblau schimmernden Schatten auf der anderen Straßenseite im Gebüsch verschwinden. Dem Schatten folgten schwarze Punkte, die im Mondlicht umherschwirrten und dann dem blassen blauen Etwas ins Gebüsch folgten wie eine Ladung Schrotkugeln.
    »Was war das?«, fragte der Deputy mit gepresster Stimme.
    »Das sagte ich Ihnen doch bereits«, antwortete Jebidiah.
    »Das war kein menschliches Wesen«, sagte der Deputy.
    »Kapieren Sie denn nicht«, erwiderte Bill, »genau das will Ihnen der Prediger sagen. Das war Gimet, und der ist nicht mehr unter den Lebenden. Seine Haut war blau, und er war schon ziemlich hinüber. Ich hab ihn besser gesehn als Sie. Sogar ziemlich gut. Und dann die Bienen. Ich sag Ihnen, wir sollten reiten, was das Zeug hält.«
    »Tun Sie,

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