Straße des Todes: Thriller (German Edition)
Tür. Er sagte irgendwas auf Spanisch, dann hörte Jack leise Stimmen, und Schemen von Menschen stiegen von dem Laster herunter.
»Was machen die da?«, raunte Jack.
»Psst. Es ist unglaublich.«
»Das müssen Illegale sein.«
»Psst.«
Krista änderte ihre Position, und Jack zuckte unter einem neuerlichen Angstschub zusammen. Sie machte Fotos mit ihrem Mobiltelefon.
»Hör auf damit! Die werden uns noch entdecken.«
»Kein Mensch entdeckt irgendwas.«
Die Leute aus dem Laderaum blieben in der Nähe des Lasters, als seien sie verwirrt. Es waren so viele, dass Jack sich fragte, wie sie alle dort hineingepasst hatten. Nicht weniger als dreißig Personen standen beklommen herum und murmelten mit gedämpften Stimmen in fremden Sprachen, die Jack zu identifizieren versuchte.
»Das ist kein Spanisch. Was reden die, Chinesisch?«
Krista ließ das Telefon sinken und lauschte ebenfalls.
»Ein paar Spanisch, doch die meisten klingen nach Asiaten. Aber da ist noch was anderes. Vielleicht Arabisch?«
Der Mann, der den Laderaum geöffnet hatte, kehrte zum Fahrer zurück und sprach in deutlichem Spanisch. Jack vermutete, dass es sich bei den beiden um die Kojoten handelte – Schlepper, die engagiert wurden, um Menschen illegal über die Grenze in die Vereinigten Staaten zu führen. Er beugte sich dichter zu Krista, die fließend Spanisch sprach.
»Was hat er gesagt?«
»›Wo zum Teufel sind sie? Die Scheißkerle sollten doch längst hier sein.‹«
Der Fahrer nuschelte etwas, das weder Jack noch Krista verstanden, und zuckte dann sichtlich zusammen, als drei Scheinwerferpaare samt den an Überrollbügeln montierten Lampen einige hundert Meter hinter dem Kastenwagen aufflammten und die Wüste in ein Relief aus harten Kontrasten verwandelte. Drei Geländewagen kamen dröhnend näher, sprangen auf ihren überdimensionierten Reifen hoch in die Luft. Die beiden Kojoten brüllten etwas, und die Menschen aus der Gruppe liefen aufgeregt herum und plapperten wild durcheinander. Der Fahrer rannte in die Wüste hinaus, während sein Partner zurück zum Laster lief. Mit einer Schrotflinte im Arm tauchte er wieder auf und rannte seinem Freund hinterher, während zwei der Pick-ups schon in einer engen Kreisbahn um den Lieferwagen schlitterten und die Luft mit Staub erfüllten. Der dritte Wagen verfolgte die flüchtenden Männer, und Schüsse peitschten durch die Nacht. Die Menge lief in alle Richtungen auseinander, manche weinten, andere schrien, und wieder andere kletterten zurück in den Laderaum des Kastenwagens, als wären sie dort sicher.
Jack zog Krista nach hinten, dann sprang er auf und rannte los.
»Lauf! Komm schon, lauf!«
Er stürmte auf seinen Mustang zu und bemerkte dann, dass Krista nicht bei ihm war. Männer mit Knüppeln und Schrotflinten sprangen von den Pick-ups, um Jagd auf die Flüchtenden zu machen. Und Krista war immer noch zwischen den Kakteen und schoss Fotos.
Jack wollte schon nach ihr rufen, hielt sich dann aber zurück, er wollte keine Aufmerksamkeit erregen. Krista und er waren außerhalb des hell erleuchteten Bereichs, verborgen in der Dunkelheit. Er riskierte ein scharfes Zischen.
»Kris…«
Sie schüttelte den Kopf, bedeutete ihm, es sei alles bestens mit ihr, und knipste weiter. Jack lief zu ihr zurück und packte sie am Arm. Fest.
»Lass mich los!«
»Alles klar. Okay …«
Sie wollten sich gerade aufrichten, als vier Asiatinnen um das Heck des Flugzeugs herumgerannt kamen und keine zehn Meter entfernt an ihnen vorbeiliefen.
Ein Mann mit einer Schrotflinte kam hinter ihnen her, brüllte etwas auf Spanisch, wobei sich Jack fragte, ob diese armen Frauen überhaupt ein Wort davon verstanden. Dann blieb der Mann stehen, verharrte absolut reglos, sein Umriss zeichnete sich vor dem Nachthimmel ab, als hätte man ihn aus einem Stück Pappe ausgeschnitten.
Jack hielt die Luft an, betete. Er fragte sich, warum der Mann sich nicht bewegte, und bemerkte dann, dass er ein Nachtsichtgerät trug.
Er starrte sie an.
Dort, in der nur von Sternen beschienenen Wüste, wo niemand die Schüsse hören würde, hob der Mann seine Schrotflinte und richtete sie auf Jack Berman.
1.
Wenn Menschen einen Privatdetektiv anrufen, weil jemand, den sie lieben, verschwunden ist, dann brodelt die Angst in ihrer Stimme wie kochender Talg. Als Nita Morales an diesem Morgen wegen ihrer verschwundenen Tochter anrief, klang sie überhaupt nicht verängstigt. Eher irritiert. Mrs. Morales rief an, weil sie etwa
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