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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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befasst, der ihr durch den Kopf ging. »Was haben Sie von dem schwarzen Mädchen erfahren?«
    »Nichts.«
    Sie nickte, aber ihre Augen wirkten immer noch wie durchscheinend. »Die Anwälte sagen, wir hätten noch eine Chance vor dem Obersten Gerichtshof. Ich wache morgens auf und denke mir, vielleicht wird alles gut. Wir kriegen einen neuen Prozess, neue Geschworene, so wie man’s im Fernsehen sieht, lauter Leute, die missbrauchte Frauen freisprechen. Dann mache ich Kaffee, und der ganze Tag ist mir wieder vergällt.«
    Ich starrte auf ihren Rücken, während sie harkte. Sie hörte auf und drehte sich um.
    »Stimmt was nicht?«, sagte sie.
    »Ich habe nicht erwähnt, dass Little Face Dautrieve schwarz ist«, sagte ich.
    Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Mundwinkel. Mit gereckten Schultern stand sie da, hatte die Hände am Rechengriff, und ihre Haut wirkte in dem vom Feuer aufsteigenden Qualm trocken und kühl.
    »Wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass sie für Zipper arbeitet und weiß ist?«, sagte sie.
    Als ich nichts erwiderte, schweifte ihr Blick über den Hof.
    »Ich melde mich wieder«, sagte ich schließlich.
    »Bestimmt, mein Schöner.«
    Ich betrieb einen Bootsverleih mit Köderladen am Bayou südlich von New Iberia, in Richtung Avery Island. Das Haus, das mein Vater aus Zypressenstämmen gebaut hatte, stand an einem Hang über der unbefestigten Straße, sodass die breite Galerie und das Dach aus rostigem Wellblech im Schatten der immergrünen Eichen und Pekanbäume lagen. Die Blumenbeete waren mit Rosen, Springkraut, Hortensien und Hibiskus bepflanzt, und wir hatten eine Pferdekoppel für Alafairs Appaloosa, einen Kaninchenstall und einen Ententeich am unteren Ende unseres Gartens. Von der Galerie aus konnten wir zwischen den Baumstämmen hindurch zum Landungssteg, der Bootsrampe aus Beton, dem Köderladen und dem Sumpf am anderen Ufer schauen. Bei Sonnenuntergang zog ich die Markisen zurück, die ich auf Drahtseilen über dem Dock aufgespannt hatte, und schaltete die Lichterketten an, und man konnte die Brassen sehen, die rund um die Stützpfeiler Jagd auf Insekten machten, und die zwischen den Zypressenstrünken wuchernden Inseln aus Wasserhyazinthen. Jede Nacht flackerte Wetterleuchten am Himmel über dem Golf, weiße Blitzfronten, die binnen eines Augenblicks lautlos durch die Hunderte von Meilen mächtigen Gewitterwolken zuckten.
    Ich liebte den Ort, an dem ich lebte, das Haus, das mein Vater aus von Hand gefällten, zurechtgehauenen und ineinander gefügten Stämmen errichtet hatte, und ich liebte die Menschen, mit denen ich in dem Haus lebte.
    Am Sonntag aßen Bootsie und ich an dem Picknicktisch unter dem Mimosenbaum im Garten zu Abend. Der Wind war lau und roch nach Salz und laichenden Fischen, der Mond war aufgegangen, und ich konnte das junge Zuckerrohr sehen, das sich auf dem Feld meines Nachbarn wiegte.
    Bootsie stellte ein Tablett mit scharfen Eiern, Schinkenscheiben, Zwiebeln und Tomaten auf den Tisch und füllte zwei Gläser mit zerstoßenem Eis und kaltem Früchtetee und gab Minzblätter dazu. Ihre Haare waren honigfarben, und sie hatte sie so geschnitten, dass sie im Nacken kurz und dicht waren. Sie hatte den zauberhaftesten Teint, den ich je bei einer Frau erlebt hatte. Er war rosig wie frische Blütenblätter, wenn eine Rose zum ersten Mal im Licht aufgeht, und lief rötlich an, wenn wir uns liebten oder wenn sie wütend war.
    »Hast du Passion Labiche heute aufgesucht?«, fragte sie.
    »Ja. Und es hat mir ein bisschen zu schaffen gemacht«, sagte ich.
    »Wieso?«
    »Eine Nutte in New Orleans, die nicht vor Gericht erschienen ist und die Clete aufgespürt hat, hatte lauter Zeitungsausschnitte über Letty aufgehoben. Ich habe Passion gefragt, ob sie sie kennt. Sie hat Nein gesagt, aber dann hat sie sich verplappert und von einem schwarzen Mädchen gesprochen. Warum sollte sie mich anlügen?«
    »Vielleicht hat sie es nur vermutet.«
    »Ist es üblich, dass Farbige das Schlechteste vermuten, wenn es um Ihresgleichen geht?«
    »In Ordnung, du Schlauberger«, sagte sie.
    »Tut mir Leid.«
    Sie schlug mir mit ihrem Löffel auf den Handrücken. In diesem Moment klingelte das Telefon in der Küche.
    Ich ging hinein und nahm ab.
    »Ich hab ’n Tipp zu Zipper Clum gekriegt. Er ist in etwa zwei Stunden in ’nem Bumsschuppen in Baton Rouge. Draußen, wo die Highland Road auf den Highway stößt … Bist du da?«, sagte Clete.
    »Ja. Ich bin bloß ein bisschen müde.«
    »Ich

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