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Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Straße ins Nichts (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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verblasste.
    Unglücklicherweise sprangen die Soldaten der Union, die im April 1863 den Teche aufwärts zogen, mit ihm ganz genauso um wie mit seinen weißen Nachbarn. Im Sinne der Gleichberechtigung befreiten sie seine Sklaven, brannten seine Felder, Scheunen und Maisspeicher nieder, rissen die gerippten Läden von seinen Fenstern und benutzten sie als Tragbahren für ihre Verwundeten und zerhackten seine importierten Möbel und das Klavier zu Feuerholz.
    Vor fünfundzwanzig Jahren füllten sich die letzten erwachsenen Mitglieder der Familie Labiche, ein Mann und seine Ehefrau, mit Whiskey und Schlaftabletten ab, schnürten sich Plastiktüten um den Kopf und starben in einem geparkten Wagen hinter einem Bumslokal in Houston. Beide waren Zuhälter. Beide waren Zeugen der Bundesanwaltschaft gegen eine New Yorker Mafiafamilie gewesen.
    Sie hinterließen zwei fünfjährige Töchter, eineiige Zwillinge namens Letty und Passion Labiche.
    Die Mädchen hatten blaue Augen und rauchfarbene Haare mit dunkelgoldenen Strähnen, als wären sie mit einem Pinsel bemalt worden. Eine Tante, die morphiumsüchtig war und behauptete, eine Traiture oder Juju-Frau zu sein, wurde von Staats wegen mit der Vormundschaft betraut. Oftmals bot Vachel Carmouche von sich aus an, auf die Mädchen aufzupassen oder sie zur Straße zu begleiten und mit ihnen auf den Bus zu warten, der sie zur Vorschule nach New Iberia brachte.
    Wir machten uns keine großen Gedanken über seine Fürsorge für die Mädchen. Möglicherweise entspringt all dem Bösen auch etwas Gutes, sagten wir uns, und vielleicht gibt es einen Bereich in Carmouches Seele, der nicht von den Taten beschädigt ist, die er mit den Apparaturen beging, die er eigenhändig ölte, putzte und von einem Gefängnis zum andern transportierte. Vielleicht war seine Kinderfreundlichkeit ein Versuch zur Wiedergutmachung.
    Außerdem war der Staat für ihr Wohlergehen zuständig, nicht wahr?
    In der vierten Klasse erzählte eine der Zwillinge, Passion war es, ihrer Lehrerin von einem immer wiederkehrenden Albtraum und den Schmerzen, mit denen sie morgens aufwachte.
    Die Lehrerin brachte Passion zum Charity Hospital in Lafayette, aber der Arzt sagte, die wunden Stellen könnten vom Spielen auf der Wippe im City Park herrühren.
    Als die Mädchen etwa zwölf waren, sah ich sie eines Sommerabends mit Vachel Carmouche draußen bei Veazeys Eisdiele an der West Main Street. Beide trugen das gleiche karierte Sommerkleid und hatten verschiedenfarbige Schleifen in den Haaren. Sie saßen in Carmouches Pickup, dicht an die Tür gedrückt, mit leblos stumpfem Blick, die Mundwinkel nach unten gezogen, während er durch das Fenster mit einem Schwarzen in einer Latzhose sprach.
    »Ich habe viel Geduld mit dir gehabt, mein Junge. Du hast das Geld gekriegt, das dir zugestanden hat. Willst du mich als Lügner bezeichnen?«
    »Nein, Sir, das mach ich nicht.«
    »Dann wünsch ich dir noch einen schönen Abend«, sagte er. Als eins der Mädchen etwas sagte, gab er ihm einen leichten Klaps auf die Wange und ließ seinen Laster an.
    Ich ging quer über den mit Muschelschalen bestreuten Parkplatz und stellte mich an sein Fenster.
    »Entschuldigen Sie, aber wer gibt Ihnen das Recht, anderer Leute Kinder ins Gesicht zu schlagen?«, fragte ich.
    »Ich glaube, Sie haben da was falsch aufgefasst«, erwiderte er.
    »Steigen Sie bitte aus Ihrem Laster.«
    »Verdammte Axt. Sie sind hier nicht zuständig, Mr. Robicheaux. Außerdem haben Sie eine Schnapsfahne.«
    Er setzte seinen unter den Eichen stehenden Pick-up zurück und fuhr davon.
    Ich ging zu Provost’s, saß drei Stunden an der Bar, trank und schaute dem Treiben an den Pooltischen zu und den alten Männern, die unter den hölzernen Ventilatorenflügeln Bouree und Domino spielten. Die warme Luft roch nach Talkum, trockenem Schweiß und dem grünen Sägemehl am Fußboden.
    »Hat sich hier schon mal jemand Vachel Carmouche vorgeknöpft?«, fragte ich den Barkeeper.
    »Geh heim, Dave«, sagte er.
    Ich fuhr am Bayou Teche entlang nach Norden, zu Carmouches Anwesen. Das Haus war dunkel, aber nebenan, bei den Labiches, brannte auf der Veranda und im Wohnzimmer Licht. Ich stieß in die Auffahrt und ging quer über den Hof zu der Ziegeltreppe. Der Boden war eingesunken, mit modernden Pekanschalen und Palmettobüscheln übersät, das weiß gestrichene Haus fleckig vom Qualm der Stoppelfeuer auf den Zuckerrohrfeldern. Mein Gesicht fühlte sich warm und vom Alkohol aufgedunsen an, und

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