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Straße nach überallhin

Straße nach überallhin

Titel: Straße nach überallhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Blick verlor.
    „Sehen“, begann sie, verstummte dann aber wieder.
    „Sehen“, wiederholte Red.
    „Du bewegst dich in einem Nebel. Er wird immer dichter, während du deinem sicheren Tod entgegengehst. Und den wünschst du dir auch noch! Ich sah, wie zehn schwarze Vögel dich verfolgten“, fuhr sie fort, wobei ihre Stimme zu einem leisen Flüstern herabsank. „Nun sind es nur noch neun …“
    „Schwarze Zehn“, flüsterte er. Dann: „Wer rief sie?“
    „Groß“, sagte sie. „Ein großer, schwerer Mann … und ein Poet … Ja, er ist ein Poet, ein Dichter. Aber … natürlich!“
    „Chadwick.“
    „Der fette Chadwick“, stimmte sie zu.
    Sie blies wieder Rauchwölkchen zur Decke und griff nach der Flasche.
    „Warum, wann und wie?“ fragte Red.
    „Was erwartest du denn von einer einzigen lausigen Vision? Das war’s.“
    „Chadwick“, wiederholte er und leerte anschließend den Kelch. „Das paßt irgendwie zusammen. Viele Leute haben das Motiv, aber die wenigsten haben die Mittel.“ Dann: „Tony muß aber auch etwas gewußt haben“, grübelte er. „Er gehört also auch zu ihnen … Das bedeutet, ich kann mich auf keinen mehr verlassen, auch nicht auf die Bullen. Aber … wer kann das denn schon? Also ist es inzwischen offiziell.“
    Er stand auf, griff nach der Flasche und goß sich noch etwas Wein in den Kelch.
    „Was willst du jetzt machen?“ fragte sie.
    Er nahm einen Schluck.
    „Weitermachen“, sagte er.
    Sie nickte.
    „Also gut. Ich komme mit dir. Du wirst meine Hilfe benötigen.“
    „Nein. Jetzt nicht. Danke.“
    Sie nahm die Flasche und warf sie zum Fenster hinaus. Ihre grünen Augen blitzten.
    „Vergiß deinen Stolz. Ich bin immer noch eines der zähesten Geschöpfe, das du kennengelernt hast. Du weißt, daß ich dir helfen kann.“
    „Du weißt, wie glücklich ich normalerweise über dein Angebot wäre. Aber jetzt nicht. Nicht, wo gerade eine Schwarze Zehn erklärt worden ist. Zum Teufel, einer von uns beiden muß am Leben bleiben, und wenn auch nur, um den anderen zu rächen.“
    Plötzlich legte sie sich auf das Bett.
    „Das würde dir gefallen, was? Es würde dir gefallen, mein … Mittlerweile hängt alles an mir“, sagte sie. „Ich muß jetzt schlafen. Ich kann dich nicht zwingen, aber ich akzeptiere deine Antwort auch nicht. Mach, was du willst, Red, denn genau das werde ich ebenfalls tun. Gute Nacht.“
    „Ich möchte nur, daß du vernünftig bist!“
    Sie begann zu schnarchen.
    Er trank den restlichen Wein, schaltete das Licht aus und ließ den Kelch auf der Kommode stehen. Er schloß die Tür hinter sich und ging zurück in sein eigenes Zimmer, wo er sich rasch ankleidete.
    „Brennt’sch?“
    „Nein, Fleurs. Wir gehen.“
    „Wasch ischt denn losch?“
    „Wir müssen rasch von hier verschwinden.“
    „Hascht du denn der Polizei schon wegen der Vorfälle von geschtern abend Bericht erschtattet?“
    „Zum Teufel, der nächste Bericht könnte über mich sein, wenn wir uns nicht beeilen. Der Bursche von gestern abend war kein Verrückter. Ich stehe unter einer Schwarzen Zehn.“
    „Wasch ischt dasch?“
    Er zog seine Stiefel an und begann sie zuzuschnüren.
    „Ich nenne es Vendetta, Blutrache. Mein Feind hat zehn Schuß auf mich frei, ohne Einmischung anderer. Wenn sie alle fehlgehen, muß er aufgeben. Wie bei einem Spiel. Gestern nacht, das war der erste.“
    „Kannscht du dich denn nicht wehren?“
    „Klar, wenn ich weiß, gegen wen. In der Zwischenzeit laufe ich besser um mein Leben. Die Straße ist lang. Das Spiel kann ein Leben lang dauern.“
    „Werden denn die Bullen nichtsch tun?“
    „Nee. Nicht wenn das Ganze offiziell ist. In diesem Fall hat der Spielerat sie instruiert. Und selbst wenn sie wollten, so viele Polizisten gibt es auch nicht … die meisten sind von J dreiundzwanzig bis J fünfundzwanzig. Zu zivilisiert und für eine solche Aufgabe kaum zu gebrauchen.“
    „Dann fahr doch einfach die Schtrasche weiter hoch, wo schie mächtiger schind, und halte nach einer verbrecherischen Manipulation desch Schpiels Auschschau.“
    „Nein. Mein Feind lebt auch dort oben irgendwo und hat sie möglicherweise gekauft. Ich glaube, das wollte Tony mir erzählen. Außerdem liegt ihre Aufgabe hauptsächlich in der Verkehrskontrolle. Nein, wir fahren zurück.“
    „Weischt du, wer dahinterschteckt?“
    „Ja, ein alter Bekannter von mir. Wir waren mal Partner. Los, komm!“
    „Aber scholltescht du nicht …“
    „Psst. Wir hauen ab.“
    „Ohne zu

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