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Straße nach überallhin

Straße nach überallhin

Titel: Straße nach überallhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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zog sich rasch zurück.
    „Du bist nicht mehr Mondamay, der Töpfer“, sagte er. „Du wurdest von mir teilweise aktiviert. Nimm jetzt eine stehende Position ein.“
    Ein leises Summen, unterbrochen von mehreren klickenden Geräuschen, ging von der Gestalt vor ihm aus, dann wurde sie erneut bewegungslos.
    „Und nun kannst du deine menschliche Verkleidung abnehmen.“
    Die Gestalt vor ihm erhob eine Hand langsam bis zum Kopf. Dort verharrte sie einen Augenblick, dann entfernte sie das dunkle Pseudofleisch und enthüllte so einen Kopf in Form einer Metallpyramide, in den zahllose Linsen eingelassen waren. Dann wanderte die Hand weiter zum Nacken, drückten dort, zogen Fleisch herab. Metall. Immer mehr Metall wurde bloßgelegt. Und Kabel und Quartzfenster, hinter denen winzige Lichter flackerten, und Platten und Ventile und Gitter …
    Innerhalb von zwei Minuten war das gesamte falsche Fleisch entfernt worden, und der, den man als Mondamay gekannt hatte, stand schimmernd und knisternd vor dem großen Mann.
    „Verschaff mir Zugang zu Einheit Eins“, befahl der Mann.
    Eine kleine, metallene Schublade erschien wie der Wagen einer Registrierkasse aus dem Brustkorb des Automaten. John beugte sich nach vorne und nahm verschiedene Justierungen an der Kontrolleinheit vor. Seine Amethystringe glitzerten im Sonnenlicht.
    „Warum tun Sie mir das alles an?“ wollte Mondamay wissen.
    „Du bist jetzt vollständig aktiviert und mußt mir gehorchen, richtig?“
    „Richtig. Warum haben Sie mir das angetan?“
    „Einheit Eins, erhebe dich und stell dich dorthin, wo du bei meiner Ankunft warst.“
    Mondamay gehorchte. Der Mann setzte sich und begann zu essen.
    „Warum ich dich aktiviert habe?“ fragte John nach ein paar Augenblicken. „Weil“, beantwortete er seine eigene Frage, „ich gegenwärtig der einzige Mann auf der Welt bin, der weiß, wer du wirklich bist.“
    „Es gab schon viele Fehler bezüglich meiner Person.“
    „Oh, dessen bin ich mir sicher. Ich habe keine Ahnung, ob es mehrere parallele Zukünfte gibt, aber ich weiß, daß sehr viele unterschiedliche Vergangenheiten existieren, die bis in die Zeit führen, in der ich lebe. Aber nicht alle sind zugänglich. Die Seitenstraßen verwildern häufig, wenn keiner da ist, der sie befährt. Du weißt doch, daß die Zeit eine Art Straße ist, mit vielen Zu- und Ausfahrten sowie Seitenstraßen, und daß die Karten sich immerfort verändern. Nur wenige kennen die Wege zu den Zufahrtsrampen?“
    „Das alles ist mir bekannt, aber ich bin außerstande, diese verschollenen Zufahrten zu finden.“
    „Woher kennst du mein Anliegen?“
    „Sie sind nicht der erste derartige Reisende, dem ich begegne.“
    „Wie ich weiß, ist hier in deinem Seitenarm eine Hypothese, die man in meiner Welt für lächerlich hält, durchaus zutreffend: daß die Erde in grauer Vorzeit Besuch von anderen Welten hatte und diese Besucher zahlreiche Artefakte hinterließen. Du bist auch ein solcher Artefakt. Ist es etwa nicht so?“
    „Das ist korrekt.“
    „Wie ich weiterhin weiß, bist du eine ausgezeichnete Todesmaschinerie. Du wurdest konstruiert, um alles zu zerstören, angefangen vom einfachsten Virus bis hin zu ganzen Planeten. Ist es nicht so?“
    „Auch das ist korrekt.“
    „Man hat dich zurückgelassen. Und da niemand deine Funktionsweise verstand, hast du dich entschlossen, diese simple Existenz anzunehmen. Ja?“
    „Ja. Woher haben Sie von meiner Existenz erfahren, und von wem haben Sie den notwendigen Befehlsschlüssel?“
    „Mein Chef weiß sehr viele Dinge. Er zeigte mir die Wege der Straße. Er erzählte mir auch von dir. Er gab mir den Schlüssel.“
    „Nun haben Sie mich gefunden und ihn angewendet. Was wollen Sie von mir?“
    „Du sagtest, ich bin nicht der erste Reisende, der dir begegnete. Das weiß ich, weil ich die Identität des anderen kenne. Sein Name ist Red Dorakeen. Er wird dich in Kürze in diesem Zeitarm besuchen. Ich brauche dringend eine große Summe, die ich ausbezahlt bekomme, wenn ich ihn töte. Aber in Fragen der Gewalt bediene ich mich gerne irgendwelcher Hilfsmittel – menschlicher oder mechanischer. In diesem Fall wirst du mein Hilfsmittel sein.“
    „Red Dorakeen ist mein Freund.“
    „Das ist mir bekannt. Gerade deswegen wird er dir gegenüber keinerlei Argwohn hegen. Nun …“ Er griff in sein Bündel und brachte ein kleines Metallkästchen zum Vorschein. Er öffnete es und justierte ein paar Knöpfe. Von der Einheit ging ein pfeifendes

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