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Straße nach überallhin

Straße nach überallhin

Titel: Straße nach überallhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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holte seine Taschenlampe und begann mit einer gründlichen Inspektion. Geraume Zeit später schlug er die Haube wieder zu und kam zurück, immer noch fluchend.
    „War es eine Bombe?“
    „Ja.“
    Er startete den Motor.
    „Wasch hascht du damit getan?“
    „Sie in den Wald geworfen.“
    Er ließ den Motor an, legte den Rückwärtsgang ein, fuhr zurück, wendete und steuerte zum Parkplatz hinaus. Er hielt nur kurz an, um aufzutanken.

 
     
Zwei
     
     
     
    Er hatte sein Fahrzeug vor mehreren Tagen an einer Raststätte zurückgelassen und war doch Welten entfernt. Er war unglaublich groß und dünn, ein dichter Schopf dunklen Haares beschattete seine hohe Stirn, und für das Hochgebirge von Abessinien war er überraschend prunkvoll gekleidet. Er trug purpurne Khakihosen und ein purpurnes Hemd, sogar sein Gürtel und seine Stiefel wie auch seine große Packtasche waren aus purpur gefärbtem Leder. Mehrere Amethystringe schmückten seine langen, schlanken Finger. Wie er so dem schmalen Felsenpfad folgte, hätte man ihn gut und gerne für einen romantischen Dichter halten können, der auf der Wanderschaft war, sah man einmal davon ab, daß das neunzehnte Jahrhundert noch achthundert Jahre in der Zukunft lag. Seine blitzenden Augen lagen tief in den Höhlen, er suchte nach Besonderheiten der Landschaft, die er offensichtlich auch fand. Den ganzen Tag hatte er noch nicht gerastet, sogar seine spärlichen Rationen hatte er im Gehen aufgegessen. Nun verweilte er, da zwei ferne Hügel zu sehen waren, die das Ende seiner ausgedehnten Reise ankündigten.
    Ein paar hundert Meter voraus verbreiterte der Weg sich zu einer langgestreckten, flachen Ebene, die sich bis hinter eine Biegung des Berges erstreckte. Er ging weiter, und schon wenig später ragten zu beiden Seiten seines Weges steile Felswände in die Höhe.
    Schließlich gelangte er durch ein hölzernes Tor in ein schmales Tal. Kühe knabberten an dem kärglichen Gras. Ganz in der Nähe befand sich eine Hütte vor mehreren Höhleneingängen. Davor saß ein kurzer, untersetzter, glatzköpfiger Schwarzer. Er war unglaublich fett, und seine Finger liebkosten den Tonbrocken vor ihm auf der Töpferscheibe.
    Er sah auf und erkannte den Fremden, der ihn in arabischer Sprache begrüßte.
    „… Friede auch mit dir“, antwortete er in derselben Sprache. „Kommt und erfrischt Euch.“
    Der purpurgekleidete Fremde trat näher.
    „Vielen Dank.“
    Er legte sein Bündel ab und setzte sich dem Töpfer gegenüber hin.
    „Mein Name ist John“, sagte er.
    „… Und ich bin Mondamay, der Töpfer. Bitte entschuldigt mich noch einen Moment, ich will nicht unhöflich sein, aber ich kann den Ton in diesem Zustand nicht unbearbeitet lassen. Es wird noch einige Minuten dauern, bis ich fertig bin. Danach werde ich Euch gerne Speise und Trank anbieten.“
    „Lassen Sie sich Zeit“, sagte der andere lächelnd. „Es ist eine Ehre, dem großen Mondamay bei der Arbeit zuschauen zu dürfen.“
    „Ihr habt schon von mir gehört?“
    „Wer hätte noch nicht von Ihren Töpfen gehört – perfekt modelliert und im Feuer zu unvergleichlichem Glanz gebrannt?“
    Mondamays Gesicht blieb ausdruckslos.
    „Ihr seid sehr freundlich“, sagte er dann.
    Nach kurzer Zeit stoppte Mondamay die Scheibe und erhob sich.
    „Entschuldigt mich“, sagte er.
    Er bewegte sich mit einem eigentümlichen, schlurfenden Gang. John, dessen lange Finger in eine purpurne Tasche griffen, betrachtete den Rücken des sich entfernenden Töpfers.
    Mondamay betrat die Höhle. Nach wenigen Minuten kehrte er mit einem beladenen Tablett wieder zu dem Fremden zurück.
    „Ich habe Brot, Käse und Milch“, sagte er. „Bitte entschuldigt, daß ich nicht mit Euch esse, aber ich habe gerade meine Mahlzeit zu mir genommen.“
    Trotz seiner Fettleibigkeit verbeugte er sich gewandt vor dem Fremden und reichte ihm das Tablett.
    „Ich werde Euch zu Ehren eine Ziege schlachten …“ begann er.
    Die Bewegung von Johns geschmeidiger Hand war kaum wahrnehmbar. Seine langen Finger gruben sich unter dem rechten Schulterblatt des Töpfers in dessen Fleisch. Sie rissen einen großen Fetzen weg, während die rechte Hand, die einen Kristallschlüssel hielt, sofort in die entstandene, metallisch schimmernde Öffnung hineingriff. Der Schlüssel paßte in das vorhandene Loch. Er drehte ihn um.
    Mondamay wurde bewegungslos. Im Inneren seines fetten Leibes erklangen ein paar scharfe, klickende Geräusche. John nahm seine Hand wieder heraus und

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