Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Straße nach überallhin

Straße nach überallhin

Titel: Straße nach überallhin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
Vom Netzwerk:
man.“
    „Ich wollte Sie nicht verletzen.“
    Red zuckte die Achseln.
    „Ist kein Geheimnis.“
    „Sie haben sicher schon viele interessante Orte gesehen, ja?“
    „Einige.“
    „Und viele seltsame Stätten?“
    „Auch ein paar.“
    Frazier fuhr mit den Fingern durch sein Haar, strich es glatt, beugte sich herüber, um sich im Rückspiegel zu betrachten, seufzte dann.
    „Ich selbst habe die Straße noch nicht sooft befahren. Hauptsächlich zwischen Cleveland 1950 und Cleveland 1980.“
    „Was treiben Sie?“
    „Hauptsächlich Barkeeper. Aber ich kaufe auch Material in den Fünfzigern, das ich in den Achtzigern wieder verkaufe.“
    „Klingt logisch.“
    „Wirft auch ‘ne Menge Geld ab. Haben Sie jemals Schwierigkeiten mit Wegelagerern oder Entführern gehabt?“
    „Keine nennenswerten.“
    „Sie haben sicher jede Menge Waffen in diesem Ding hier.“
    „Keine besonderen.“
    „Ich würde glauben, Sie brauchen sie.“
    „Das zeigt, wie sehr man sich täuschen kann.“
    „Was würden Sie tun, wenn jemand Sie plötzlich angreifen würde?“
    Red zündete seine Zigarre wieder an.
    „Unter Umständen sterben.“
    Frazier kicherte.
    „Nein, also wirklich“, sagte er.
    Red legte den rechten Arm auf die Lehne des Sitzes.
    „Wenn Sie ein Entführer sind, dann bin ich Ihnen ausgeliefert.“
    „Ich? Ich bin kein Entführer.“
    „Dann hören Sie auf mit Ihren verdammten theoretischen Fragen. Woher soll ich wissen, wie ich mich in einer hypothetischen Situation verhalten soll? Ich würde meine Aktionen den Umständen anpassen, mehr nicht.“
    „Tut mir leid. Meine Phantasie ist mit mir durchgegangen. Sie führen ein romantisches Leben. Woher kommen Sie eigentlich genau?“
    „Weiß ich nicht.“
    „Was soll das heißen?“
    „Das heißt, ich kann den Rückweg nicht mehr finden. Lag einst an der Hauptstraße, dann wurde es zu einem Seitenarm, und schließlich verschwand mein Herkunftsort in den nebulösen Gefilden, die nicht mehr zur Geschichte gehören. Schätze, ich habe einfach zu lange mit der Suche gewartet. Heute erzählen nicht mal mehr Legenden davon. Aus und vorbei.“
    „Wie wurde das Land genannt?“
    „Riechen Sie hier etwas Verbranntes?“
    „Nur Ihre Zigarre.“
    „Meine Zigarre! Wo, zum Teufel, ist die denn?“
    „Ich weiß n… Hier. Sie scheint in den Sitz hinter mir gefallen zu sein.“
    „Haben Sie sich verbrannt?“
    „Verbrannt? Glaube nicht.“
    Red nahm die Zigarre wieder an sich und begutachtete den Rücken des anderen.
    „Glück gehabt. Tut mir leid.“
    „Was haben Sie da gesagt …?“
    „Red!“ wandte Fleurs sich ein. „Ein Polizeiwagen ist hinter uns her!“
    Frazier erstarrte.
    „Was war das?“ fragte er.
    „In etwa einer Minute wirst du ihn erkennen können.“
    Red sah in den Spiegel.
    „Warum kümmern die sich nicht einfach um ihre Unfälle?“ fragte er. Er blickte zu Frazier. „Es sei denn, das wäre arrangiert.“
    „Was für einen Zauber …?“
    „… müßte jetzt zu sehen sein.“
    „Red! Woher kommt diese Stimme?“
    „Stören Sie mich nicht, verdammt noch mal!“
    „Dämonen sind alles andere als vertrauenswürdig!“ entgegnete Frazier und malte imaginäre Muster in die Luft. Feuerströme flossen von seinen Fingern und blieben flammend in der Luft schweben.
    „Red! Was macht er da?“ fragte Fleurs. „Meine optischen Einrichtungen zeigen mir …“
    Red steuerte scharf nach rechts und bremste.
    „Hören Sie auf mit Ihren Mätzchen, Sie sind in meinem Führerhaus!“ befahl er. „Sie kommen nicht aus einer Hauptader von J zwanzig. Was sind Sie? Was wollen Sie?“
    Der Polizeiwagen fuhr vorbei und hielt vor ihnen an. Es war ein grauer Abend, Schnee deckte den Wald zur Nachtruhe zu.
    „Ich wiederhole …“ begann Red, aber Frazier hatte bereits die Tür geöffnet und stieg aus.
    „Ich habe keine Ahnung, wie Sie das gemacht haben …“ setzte Frazier an.
    Red kannte den Polizisten, der dem Wagen entstieg, erinnerte sich aber nicht an seinen Namen.
    „… aber Sie haben eben einen Fehler gemacht.“ Frazier betrachtete den näher kommenden Polizisten. „Aber ich auch, da wir gerade davon sprechen“, fügte er dann noch hinzu.
    Die Tür fiel krachend ins Schloß. Der Wagen fuhr rückwärts, Kies spritzte unter den durchdrehenden Reifen hervor. Red steuerte nach links, geisterhafte Schatten glitten vorbei. Dann schoß er wieder auf die Straße, um in einen bleichen Tag zu entfliehen, über dem ein goldener Bogen

Weitere Kostenlose Bücher