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Straub, Peter

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Titel: Straub, Peter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die fremde Frau
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Leser.
    »Joanies Problem ist, dass du immer genau das getan hast, was sie wollte «, sagte Morgan. »Sie hat dich um den Finger gewickelt. Du konntest nicht einmal verheimlichen, dass du ihre Scheidung praktisch mit hängender Zunge herbeigesehnt hast. « Sie betrachtete die Schatten draußen, als könnten diese ihre Unverblümtheit mildern.
    Maxine begann, die Finger um den Stoff eines Schals zu klammern, der achtlos über der Sessellehne hing. Nach unserer Heirat hatte Morgan die Fähigkeit besessen, sich ihren Eltern als ein völlig neues Geschöpf zu präsentieren, als Tochter, die sie bewusst lediglich im Kielwasser ihrer neuen Beziehung wahrnahmen. Maxine begann ein altes Verteidigungsplädoyer, das wir schon oft gehört hatten.
    »Nun, darauf kann ich nur eines sagen – du weißt, dass wir euch Mädchen immer geliebt haben – dass wir euch noch i m mer lieben – und alles tun wollten, was wir für euch tun kon n ten. Wenn du denkst, wir haben Fehler gemacht, dann hast du vielleicht recht, aber ich will dir eines sagen: ihr habt eine glückliche Kindheit gehabt. Es gab nichts, das wir nicht für euch getan hätten. « Beim Gedanken an die Undankbarkeit i h rer Tochter ( › Wenn es etwas gibt, das ich niemals verstehen werde, dann ist es Undankbarkeit. ‹ ) begann Maxines Unterli p pe zu zittern. Sie blinzelte mehrmals und betonte ihre Äh n lichkeit mit der populären Dame aus Virginia, die sie vor dem Krieg gewesen war, als sie › drei - oder viermal täglich die Kle id ung wechselte, und nicht etwa, weil sie schmutzig war ‹ .
    »Und was die Scheidung betrifft, ich war stets der Meinung, dass Fred nicht unser Typ ist. Wir haben versucht, ihm so gut es ging zu helfen. Die Schecks, die wir geschickt haben, hat er jedenfalls nie abgelehnt, soviel ist sicher. «
    Morgan ging wieder zum Sofa. Sie sah mich an. Wir eri n nerten uns beide daran, was geschehen war, als Joanie ein ei n ziges Mal in jugendlichem Stolz einen Scheck zurückgeschickt hatte. Maxine hatte stundenlang geweint, als hätte ihre Tochter ihr einen obszönen Brief geschickt – was sie einmal sogar, kurz nach ihrer Heirat, tatsächlich getan hatte –, und ihr Vater hatte binnen vierundzwanzig Stunden drei Telegramme und einen besorgten Brief geschickt. Das erste Telegramm lautete: Um G ’ s Willen denke an Deine Mutter und nicht nur an Dich, Grüße Papa. Das zweite lautete: Mutter geht es besser, Du solltest Dich schämen, wir lieben Dich, Papa. Das dritte laut e te: Alles ist gut, schicke neues Geld, bitte nimm es, Grüße P a pa. Ich habe diese Geschichte von Morgan und auch von Jo a nie gehört, die sie mit nüchterner, leicht verblüffter Stimme erzählt.
    Als sie an die Ausbildung dachte, die sie ihrem Ex-Schwiegersohn bezahlt hatten ( › Bevor er einfach zum Hippie wurde ‹ .), seufzt Maxine. »Wenn es etwas gibt, das ich niemals verstehen werde, dann ist es Undankbarkeit «, sagte sie. »Fred hat nie mit uns gesprochen. Und ich bin sicher, er konnte uns nicht leiden, weil er uns für Snobs hielt. Ich will dir etwas s a gen, es gibt keinen größeren Snob als jemanden, der das a g gressive Verhalten der Arbeiterklasse hat. Fred kam niemals von der Vorstellung los, wir könnten seine Eltern nicht ausst e hen, und du weißt, was wir mit ihnen erlebt haben. Papa und ich wussten beide, dass er sich beste Mühe gab, ihren Ve rs tand zu vergiften. Er tat alles, was er konnte, um Joanie gegen uns zu stellen. « Sie trank wieder nachdenklich von ihrem Martini. »Gott weiß, was passiert wäre, hätte er nicht beschlossen, Yogi zu werden, oder etwas Ähnliches. Bevor wir wussten , was für eine Niete er war, glaubten Papa und ich, er würde eines Tages Professor werden und die Leiter ein wenig emporsteigen. Ihr wisst schon. « Wir wissen, wir wissen.
     
    Stunden später, nach dem Essen, saßen wir in Joanies Zimmer im zweiten Stock und unterhielten uns. Joanie erbaute uns, indem sie von ihrer Ehe erzählte: Wie bei allem, was Joanie tat, hatte das etwas Bühnenreifes und Melodramatisches. Es war eine Darbietung.
    »Nicht, dass ich ihn nicht geliebt hätte, aber mit einemmal passte einfach nichts mehr zusammen. « Sie knabberte an e i nem Plätzchen, das sie von unten mit hochgebracht hatte, und trank Coca-Cola. Ich trank den Inhalt einer neuen Flasche Scotch aus der Hausbar. Morgan nippte von Zeit zu Zeit an meinem Glas.
    »Ich konnte Mutter nichts darüber erzählen, aber ich bekam ihn so satt im Bett. Ich kann es nicht erklären. Er

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