Strawberry Summer
Road fuhr, um eine Abkürzung nach Osten zu nehmen. Er fuhr so schnell, dass Isabels vorläufiger Führerschein neben ihr auf dem Sitz flatterte. Sie hatte bestanden – gerade so –, aber trotzdem bestanden.
»Wie wirst du deinen Führerschein feiern?«, fragte Mr Knox. »Haben deine Eltern etwas vorbereitet?«
»Nicht wirklich«, sagte sie. »Ich glaube, sie wissen nicht einmal, dass ich die Prüfung heute hatte.«
Aber Rory wusste es, dachte sie. Rory würde sich daran erinnern, obwohl es ihr mittlerweile wahrscheinlich egal war.
»Ich weiß, dass du in Santa Barbara zur Schule gehst, aber du könntest uns in L. A. mal besuchen, etwas Zeit mit uns verbringen«, sagte er. »Wir würden uns darüber sehr freuen.«
»Das wäre toll«, sagte sie. »Und vielen Dank für heute. Sie haben mir das Leben gerettet.«
»Das war doch kein Problem«, sagte er. »Holly und Krista haben wahrscheinlich nicht mal bemerkt, dass ich weg war. Und meinen Glückwunsch. Das ist ein wichtiger Moment für dich. Ich bin stolz auf dich.«
Er klang sehr nach ihrem Vater, dachte Isabel, während seine Worte in der Luft hingen. Eigentlich klang er sogar besser als ihr Vater. Ihr eigener Vater hätte niemals etwas so Nettes gesagt. Sie beobachtete, wie er am Radio herumdrehte.
»Warum sehen Holly und ich uns so ähnlich?«, fragte sie plötzlich.
Mr Knox sah sie an. »Was?«
»Ich meine, wir sehen genau gleich aus«, sagte sie. »Als wären wir Schwestern. Ist Ihnen das nicht aufgefallen?«
Mr Knox fuhr kurz schweigend weiter, dann hielt er am Straßenrand. »Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll, Isabel«, sagte er und blinzelte dabei ununterbrochen. »Andererseits ist es nicht deine Schuld, dass deine Eltern dir noch nichts gesagt haben.«
»Mir was noch nicht gesagt haben?«, fragte sie. Sie spürte den merkwürdigen Drang in sich aufsteigen, einfach loszulachen.
»Du bist meine Tochter«, sagte er.
Isabel lachte jetzt laut auf und hielt sich dann den Mund zu. »Was?«, fragte sie.
Mr Knox sah sie ernst an. »Damals, als deine Eltern und ich befreundet waren«, fuhr er fort, »haben deine Mutter und ich uns verliebt. Zumindest war es für mich Liebe. Für deine Mutter … nun, es war für sie nicht ganz dasselbe.« Er sah geradeaus und schüttelte den Kopf. »Ich war damals nicht besonders erfolgreich, wir waren beide verheiratet, und es war einfach zu schwierig für uns, zusammen zu sein. Deine Mutter hat das Beste für dich gewollt. Wirklich.«
Isabel lehnte sich zurück. »Bitte fahren Sie weiter«, sagte sie. »Wir müssen los.«
»Sicher«, sagte er und fuhr zurück auf die Straße.
Nach ein paar Minuten fragte Isabel: »Sind Sie deswegen zurückgekommen? Wegen meiner Mutter?«
»Nein«, sagte er. »Ich bin wegen dir zurückgekommen.«
Isabel starrte ihn an.
»In all den Jahren habe ich nie aufgehört, an dich zu denken. Ich habe mich gefragt, wie es dir geht. Was du so machst. Es tut mir leid, dass du es auf diese Art herausfinden musstest.«
Sie beobachtete, wie er wieder in den Verkehr einfädelte. Und sie spürte eine Wut in sich hochsteigen, wie sie sie noch nie zuvor gefühlt hatte. Am liebsten hätte sie die Autotür aufgerissen und wäre herausgesprungen und losgerannt, soweit weg wie nur irgend möglich. Doch plötzlich legte sich eine Ruhe über sie, so als hätte sie jemand nach einem Sprung in den Pool in ein dickes, warmes Handtuch gehüllt. Also das ist der Grund , dachte sie. Deshalb hat sich alles immer so merkwürdig angefühlt .
Mr Knox sah wieder zu ihr. »Bist du okay?«
»Ich denke schon«, sagte sie. »Meine Mutter hätte es mir sagen müssen.«
»Sei nicht zu hart zu ihr. Sie ist nicht so stark, wie sie vorgibt.«
»Weiß mein Vater Bescheid?« Es fühlte sich komisch an, über ihren Vater zu reden, aber sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte.
»Er weiß es«, sagte Mr Knox. »Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass er mich nicht besonders mag.«
Oder mich , dachte Isabel. »Und an diesem Tag im Club, als ich sie bei den Tennisplätzen gesehen –«
»Ich wollte mit deiner Mutter unter vier Augen sprechen«, sagte er. »Über dich. Darüber, wie ich an deinem Leben teilhaben kann.«
Isabel klopfte mit den Fingern gegen die Autotür. »Aber haben sie nicht schon zwei Töchter?«, fragte sie.
»Ich habe drei Töchter«, korrigierte er sie.
Sie kamen nur langsam voran. Isabel nahm ihren Führerschein und hielt ihn fest. Er schien ihr in ihrem Leben gerade das Einzige,
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