Strawberry Summer
was sicher war. »Sie sind mittlerweile ein großer Hollywood-Produzent, ja?«, fragte sie und hoffte, das Thema wechseln zu können.
»Bei dem groß bin ich mir nicht so sicher, aber stimmt, ich hatte ein paar Erfolge.«
»Das ist cool.« Isabel spielte mit ihrem Armband. »Manchmal denke ich darüber nach, Schauspielerin zu werden.«
Mr Knox warf ihr einen Blick zu. »Das ist harte Arbeit. Man wird sehr oft zurückgewiesen.«
»Daran gewöhne ich mich gerade«, murmelte sie.
Sie näherten sich einem Gemüsestand am Straßenrand. Neben dem Zelt parkte ein dunkelroter verwitterter Xterra.
»Hey, würden Sie hier bitte anhalten?«, rief Isabel plötzlich.
»Hier?«
»Ja.«
Mr Knox fuhr auf den Parkplatz. Isabel betrachtete das Auto. Sie erkannte an den Kratzern und dem schwarzen Aufkleber vom AIR UND SPEED SURF SHOP, MONTAUK, NY , dass es sein Auto war. Endlich hatte sie den Stand von Mikes Familie gefunden.
»Würden Sie eine Sekunde warten?«
»Sicher«, sagte Mr Knox. Er schien fast erleichtert, einen Moment für sich zu haben.
Isabel stieg aus dem Auto.
Der Stand war mehr ein großes Zelt, das über einige Tische gespannt war, auf denen Kisten mit Tomaten, Erdbeeren, Pfirsichen, weißen und gelben Maiskolben und Kartoffeln ausgestellt waren. Überall drängten sich Leute, die Obst und Gemüse in braune Papiertüten packten.
Isabel ging auf eine Frau zu, die hinter einem der Tische stand. Sie war etwa zwanzig, mit dunklen Haaren, und half einer älteren dünnen Frau, die offensichtlich die Chefin war, dabei, die Tüten der Kunden zu wiegen und die Preise resolut und effizient auszurechnen.
»Entschuldigung, ist Mike Castelloni hier?«, fragte Isabel.
Die dunkelhaarige Frau musterte sie von oben bis unten. »Einen Moment«, sagte sie schroff und verschwand durch eine Spalte in der Zeltwand.
Isabel sah sich um. Es war staubig und heiß, und sie bemerkte, dass sie durstig war. Sie brauchte etwas zu trinken. Gerade wollte sie jemanden um ein Glas Wasser bitten, als sie das Holzschild am Eingang des Zelts sah. Mc NULTYS GREEN MARKET . McNulty , dachte sie. Das kam ihr bekannt vor, nur wusste sie nicht, woher.
Und plötzlich hatte sie ein Bild vor Augen: Rory und sie im Arbeitszimmer ihres Vaters, sie fühlte wieder den Brief zwischen ihren Fingern, diese Textur wie Zwiebelhaut. Der Brief, der an ihren Vater gerichtet war, die Drohung, ihn zu verklagen. Von Robert McNulty. Der Bauer, dem das Grundstück gehört hatte, bevor ihr Vater es gerade gekauft hatte. Der Farmer, dem dieser Stand gehörte. Der Stand, an dem Mike mit seiner Familie arbeitete.
Seine Familie .
Plötzlich fühlte sie sich beobachtet, und als sie über ihre Schulter sah, kam Mike auf sie zu. Selbst mit einer Kiste Kartoffeln im Arm hatte er diesen sexy Gang. Als er näher kam, erkannte sie seine großen braunen Augen, die vollen Lippen, den schlanken durchtrainierten Oberkörper unter einem einfachen weißen Unterhemd – und es fiel ihr schwer, seinem Zauber, den sie bei jedem Treffen am Strand gespürt hatte, nicht zu erliegen.
Er stellte die Kiste auf einen der Tische und schlenderte dann auf sie zu. »Hey«, sagte er und wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Was machst du hier?«
»Ich habe dein Auto gesehen. Ist das der Stand deiner Familie?«
»Ja, warum?«, fragte er.
»McNulty ist dein Vater?«
»Er ist mein Onkel.« Er beobachtete sie misstrauisch und da wusste sie es.
»Also ist dein Onkel der Typ, mit dem mein Vater diese große Auseinandersetzung hat?«
Mike sah zu Boden und dann über seine Schulter. »Lass uns da drüben reden«, sagte er und deutete Richtung Parkplatz.
Sie folgte ihm. »Warum hast du mir das nicht gesagt?«, fragte sie.
»Isabel, beruhige dich.«
»Sag mir nicht, dass ich mich beruhigen soll!«, brüllte sie los. »Du hast ohne jede Erklärung einfach so mit mir Schluss gemacht. Und plötzlich erfahre ich, dass es da diese merkwürdige Verbindung gibt?«
Mike blickte in die Ferne und seufzte.
»Hast du deshalb mit mir Schluss gemacht?«, fragte sie.
Er scharrte mit seinen Flip-Flops im Kies. »Irgendwie schon, ja.«
Sie verschränkte die Arme. Ganz ruhig , sagte sie sich. Atme .
»Als mir klar wurde, wer du bist, fiel mir ein, dass mein Onkel einem Larry Rule Land verkauft hatte. Und dieser Larry Rule hat sich als dein Vater entpuppt«, sagte er. »Und es gab da wohl ein Hin und Her, ein paar Probleme, sodass meine Familie dachte, ich könne so vielleicht an ein paar
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