Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
nd, der s i ch ni c ht gerade in e in e m No t st a ndsg e biet befand, w ürde ess e n w o l len. D e m Fahrer und se i n e m Koll e gen w urden T eller mit d a m p f e nden Berg e n von Eiern, Kartoffe l n und Speck serviert, aber für den Rest von uns stand derglei c hen ni c ht auf der Speisekarte. Ich k a ufte eine Flasche Minera l w asser und eine Sch e ibe Knäckebrot m it e i n e m St ück K ä se v o m letzt e n Jahr, w o für m a n m ir stolze fünfund z w a nzig Kronen abnahm. Nach dies e m üppig e n Frühs t ü c k, w ä hrend der Fahrer und sein Kollege be i m Kaffee saßen und z ufriedene Rül p ser unterdrückten, s a hen die a nderen F a hrgäste und ich uns die Keilri e men und Schnees c haufe l n in den z w ei Schauf e nste r n der Or t sch a ft an. Dann schart e n w ir uns in der eisig e n Kälte um d e n Bus und verqua l m t e n eine w eitere H a ndvoll Zigaret t en.
U m halb acht m a c hten w ir uns w ieder auf den Weg. Nur noch einen T ag i m Bus, munterte i c h mich auf. Die L a n d schaft w ar unbes c hreibli c h trostlos. Kil o meter für Kil o m e ter nich t s a l s Schne e w üste und dürre Birk e n w älde r . Rentiere gr a sten a m Straßen r and oder leckt e n das S treus a lz auf. Wir fuhr e n dur c h vereinzelte S a mendörfer, die alles a m t kalt und leblos w i r kten. H ier brann t en ke i ne w e i hnach t lich e n Li c hter in d en F e nstern. In der Ferne blinzelte die Sonne über die Hügel, ve r harrte einen M o m e nt un e nts c hl o ss e n und vers a nk. Drei Wochen lang w ürde ich sie ni c ht m e hr zu Gesi c ht bek o mmen.
Kurz na c h fünf überquert e n w ir die l a nge, e i ns a me Brü c ke, die sich auf die Insel Kval 0 y s c h w i ngt. Auf di e ser Ins e l li e gt H a mmerf e st. Wir befanden uns nun so weit nördlich, w ie m a n a uf d e r ganz e n Welt m it e i n e m öff e ntli c h e n Ve r kehrsmi t tel nur k o mmen k a nn. H a mmerf e st ist eine fast unvorstellbar entleg e ne Stadt - s i e befindet sich 1600 Kilometer nörd l ich der Shetl a n d -Ins e ln, f a st 1300 Kil o m eter nördlich der Färöer und selbst no c h 240 Kil o m e t er nördlicher als m e in e i ns a mer P rofessor an der nördlichsten U n i v e rsität der Welt in T r o m sö. Ich w ar de m Nordpol n ä her als Lon d on. Der Gedanke w eckte mi c h a us m e in e m D ä mme r schl a f und l ieß mi c h die Nase g e gen die kalte F e nsterscheibe drück e n.
Wir näherten uns H a mme r fest von Norden her, über eine si c h w i ndende K üst e nstraße. A ls d ie Stadt schließli c h vor uns l a g, bot sie einen w unders c hön e n Anbl i ck - ein Märch e nl a nd aus goldenen Li c htern, die si c h über eine weitläuf i ge Bu c ht bis in die Berge hin e in verteilt e n. Ich hatte mir unter H a mme r fest i mmer ein Dorf vorgeste l lt - ein paar Häuser rund um ein e n kl e in e n Haf e n, viellei c ht eine Kirche, e i n G e m i sch t w a renladen und, w e nn ich G l ück hatte, eine K neipe -, aber es w ar e ine kleine Stadt. Eine goldene, kleine Stadt. Und das Leb e n sah w ie der freundli c her aus.
Ha mm erfest
Ich n a hm e i n Z i mmer i m Ha j a-Hotel un w eit des H a fens. D a s Z i mmer w ar kle i n, aber g e mütli c h, hatte e i n T elefon, ein e n kle i n e n Farbferns e her und e i n Bad. Ich w ar hoch z ufrieden und konnte es kaum e r w arten, mir die Stadt anzuseh e n. Ich lud me i n G e päck ab, w a r f ein e n prüf e nden Blick a uf die s a nitären Anlag e n und zog aus, um H a mme r fest z u erkund e n.
Auf eine i c h-mu ß - j a-zum- G lück-ni c h t -hie r -leben A rt und Weise schi e n es eine a ng e n e h m e S t adt zu sein. Das Hotel befand sich in ein e m düsteren V iertel vol l er Reedereien und L a gerh ä user. Ich entdeckte au c h e i n paar Banken, e i ne s e hr große P olizeistation und ein P ost a mt mit einer Reihe von T elefonzell e n d a vor. I m Vorbeigehen fiel mir a uf, daß die T elefonbücher i n j eder einze l nen Zelle von e i n e m ve r mut l ich vor Lang e w eile Ver z w e i felt e n in Brand geste c kt w orden w aren und nun ve r kohlt a n ihr e n Kett e n h i ngen.
Ich g i ng zur H a uptstraße, der Strandgat a n, die e t w a 300 Meter a m Haf e n en t lang verlief, a uf der Landseite von ve r schieden e n Gesch ä ft e n ges ä umt - e i ner Bäckerei, einer Bu c hhand l ung, e i n e m Kino (ges c hlossen) und e i n e m C a fe n a m e ns K o kk e n's - an der Haf e nseite v o m Ra t h a us, e i ner Reihe von w eiteren Ges c häft
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