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Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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aber nichts sprach d a für, dass i r g e n d w o g e feiert w urde. D a nn, kurz vor Mitterna c ht, i c h w ollte gerade ins Hotel z urü c kgeh e n, ges c hah e t w a s Sel t s a m es. A lle M e nsch e n t r aten aus ihr e n H ä usern a uf die Straße und veranstaltet e n ein Feue r w e r k. Ein g e w alt i ges Feue r w e r k. Die Feue r w erkskörper s c höss e n mit schri l len T önen in d e n H i mmel, explodierten mit l a ut e m K nall und erfüllt e n die Na c ht mit F arbe und Funk e n. E i ne halbe S t unde lang knallte und glitzerte e s auf der ganz e n H a lbinsel, über d e m Haf e n, selbst über d e m Me e r. Dann, gen a u e i ne h a lbe Stunde na c hdem e s beg o nn e n hatte, g i ng j ederm a nn in se i n H a us z urü c k, und H a mmerf e st l e gte si c h w i e der zur Ruhe.
    Die T age ve r g i ng e n. Jeden T ag m achte i c h m i ndest e ns drei lange Spaziergänge und hielt na c h dem Nordlicht Auss c hau. A b ends ging ich s t ündlich nach draußen, um zu s e h e n, ob sich a m Hi mmel e t w a s rührte, aber nich t s ges c h a h. M anchmal st a nd i c h nach t s a uf und w a r f einen Bli c k aus d e m Fenster - vergeblich. E i n- oder z w e i m a l a m T ag schneite e s dicke, fl a usch i ge Flock e n, doch a nsonst e n w ar der H i mmel klar. Jeder m a nn sag t e m ir, dies sei das ideale Wet t er für das Nordlicht. » S ie hä t ten kurz v o r Weihna c hten hier se i n soll e n - ah, e s w ar w underba r « , sch w ä r mt e n sie und beteuert e n, daß es i n dieser Nacht g a nz best i mmt w ieder s o w eit sein w ürde. » H e ute a bend um elf Uhr geh e n Sie na c h draußen. Dann w erden S ie sch o n sehen . « A ber ich sah nichts.
    Wenn i c h nicht gerade spazie r eng i ng oder den H i mmel a b suchte, saß ich i n der Hotelbar und trank Bier oder lag auf d e m Be t t und l a s. Ein-, z w ei m a l habe i c h ve r sucht, auf me i n e m Z i mmer fernzus e hen. In No r w e g e n gibt e s nur ein Fe r ns e hprogr a mm, und das ist verblüff e nd schle c ht. Ni c ht nur, daß die S e ndungen langweilig s i nd, und das sind sie z w e i fellos, vor allen Ding e n ist das Ganze so herrlich unprofessionell. I st ein F i l m z u Ende, sieht m a n dreißig Sekund e n lang nich t s als v e rkratzte, w eiße Kreise - w ie da m a l s, w e nn Dad uns z u Hause se i ne Fi l me vorführte und ni c ht r echtze i tig den P ro j ektor ausst e llte, soba l d ein Fi l m a b gelauf e n w ar -, und dann ersche i nt plötzli c h e i n Ansager i m Sch e in w e r ferli c ht und si e ht so aufg e schre c kt a us, als w äre e r gerade i m Begr i ff g e w e sen, e t w as zu tun, w o von die Nati o n nichts w i ssen sollte. Der Ans a ger, i mmer ein attrakt i ver j unger Mann oder eine attrakt i ve j unge Frau i n flott e m P ullover und mit kuns t voll m odellierter Frisur, füllt die lang e n P ausen z w i schen d e n S e ndungen m i t endlos e n Vors c hau e n auf die noch b e vorsteh e nden H ö hepunkte des Ferns e haben d s: e i n D o kumentarfi l m über den A b b au v o n M i nerali e n i n N a rvik, e i n napoleonis c hes S c hauspiel i n h i storis c hen Kos t ümen, in dem die Hauptdarsteller Schnurrbärte tragen, die unve r kennbar nicht ihre eigen e n s i nd, und herumsto l zieren, als hätt e n sie e i n e n Besensti e l vers c hlu c kt ( w as i hre Vorstel l ung j edoch keine s w egs beeinträcht i gen soll), und z u guter Let z t e i ne Jazz S e ssi o n mit den S i ggi Wur t muller Rhy t hm Cadettes. Das Vorteilh a ft e ste, das si c h über das no r w e g i sche Fe r nsehen s a g e n läßt, ist, daß es seinen Zus c haue r n e r m ögli c ht, die Sinnese i ndrücke ein e s K o m as ohne die dazug e hörig e n Un a nnehmli c hkeit e n erleben zu können.
    Ich k a m mir al l m ä hli c h vor w ie je m and, d e m se i n A rzt absolute Ruhe verordnet hat ( » S ie soll t en irg e n d w oh i n f a hren, w o e s ganz und gar lang w e i lig ist und w o e s für Sie re i n gar ni c hts zu t un gibt . « ). Noch nie hatte i c h so lange und so gut ges c hl a f e n. Noch nie hatte i c h soviel Freizeit, daß ich gan z e T age vertrödeln konnte. Auf e i nmal hatte i c h Zeit für all e s m ö gl i che: Ich konnte die S c hnürs e nkel a us me i nen Sti e fe l n zi e hen und solange w i eder einfädeln, bis die Enden exakt glei c hlang w aren, i c h konnte den Inhalt me i ner Brieftas c he ordnen, m i c h um die Haare i n meiner N a se kümmern, all die Dinge auflist e n, die ich tun w ürde, w e nn ich

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