Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
sich gar ni c ht vorstellen, w ie i mm e ns groß er ist. U nd das Unhe i mli c hste daran w ar die Stille. Man möchte m e in e n, daß bei ein e m so r e gen T reiben zum i ndest ein geleg e nt l ich e s R a usch e n oder so e t w a s w ie ein at m o sphäris c hes Knistern z u hören i st, aber alles w ar still. A ll diese E nergie verpuffte ohne e i nen L a ut.
Mir w ar sehr kalt. I c h trug d r ei P aar Socken i n me i nen Sti e fe l n, und doch w aren m e i ne Zeh e n t a ub. T rotz m ögli c her Frostbeu l en harrte ich z w ei S t unden i n der Kä l te aus und b e obachtete den H i mmel, unf ä h i g, m i c h v o n d e m Anbli c k loszureißen.
Am nächst e n T ag g i ng ich ins T ourist e n-Info r m ati o nsbüro. Ich w ollte Hans, d e m Dir e ktor des Büros, m i t d e m i c h mi c h in z w i sch e n ang e freundet hatte, me i ne N euigkeit e n b e richten und m i r für die nächste Woche e in e n P latz i m Bus r e servieren lassen, d e nn nun gab es kein e n Grund m e hr, noch länger hier herumzuh ä ng e n. Hans s a h mi c h überrascht a n und s a g t e: » Weißt du das gar ni c ht? Nächste Woche fährt kein B us. Er muß zur Inspek t ion na c h A lta . «
Ich w ar a m Boden zerstört. N och z w ei Woch e n i n H a mme r fest. W a s sollte ich dort noch z w ei Wochen l a ng m i t m ir a nf a ngen?
»Aber du hast Glü ck « , fügte Hans h i nzu. » Du k a nnst h e ute fahr e n . « Nun verst a nd ich gar ni c hts mehr. » W a s ? «
» D er Bus hätte e i gen t lich g e stern hier se i n sollen, aber er saß bei Kautoke i no i m S c hnee fest. Deshalb ist er heute m o r gen erst ang e k o mm e n. Hast du i hn ni c ht da draußen ges e h e n? Er fährt h e ute noch zu r ü c k . «
» He ute? Wirklich? Wann ? «
Mit der Seel e nruhe ein e s M ens c hen, der seit Jahren a m Ende der Welt lebt und au c h w eiterh i n dort leben w ird, s a h er auf seine U hr.
» O h, i n ung e fähr z e hn M i nut e n, gl a ube ich . «
Z e hn M inut e n! Ich habe mi c h se l ten so beeilt. Ich r a nnte zum Bus, bat den F a hrer inst ä ndig, ni c ht ohne mi c h ab z ufahr e n, be z w e i felte, daß er m ein F leh e n ve r stan d en hatte, und rannte z um H o tel, w a r f me i ne Sa c h e n i n d e n K o ffer, bezahlte die Rechnung, bedankte mi c h und rannte w ieder los. Ein z elne Kleidungsstü c ke hinter m ir her schle i f e nd, erreichte ich den B us gerade noch i m letzt e n A ugenblick. Das Sonderbare w ar, daß ic h , w ähr e nd w ir H a mmerfest verließen, für e i n e n M o m e nt den W unsch ve r spürte zu ble i ben. Es w ar e i ne ang e n e h m e Stadt. I c h m o c hte die M e nsch e n. Sie ha t ten mi c h freundlich aufgen o mmen. Unter a nderen U m st ä nden w äre i c h viellei c ht geblieben und hätte m i c h dort niedergelassen. D och dann w urde m ir klar, w ie verrü c kt dieser Gedanke w ar. Es w ar höchste Zeit, na c h Oslo und in die w irkli c he Welt zurü c kzuk e hren. Außerd e m gab es da eine M ü t ze, die ich m ir k a ufen mußte.
Oslo
Während m e i ner ersten Eur o pareise bin ich in Kopenh a g e n einmal allein ins K i no geg a ngen. In dänis c hen K i nos b e k o mmt man a uf der Eintrit t skarte e i n e n best i mmt e n P latz zug e w ies e n. Ich betrat also den Zus c hauerraum und stellte f e st, daß sich mein P latz direkt neben den beiden einz i gen a n w e send e n Zus c haue r n bef a nd. Es w ar e in j unges P aar, das sich so l e idens c h a ftli c h ums c h l ung e n hielt, w i e m a n es sonst nur a m Ende s e hr langer Kriege in den Häf e n dieser Welt sieht. Da ich es w eder fert i gbrachte, m ich neben sie zu s et zen, noch sie z u frag e n, ob ich mich a n i hrer Knuts c herei beteil i gen dü r fe, nahm i c h diskret ein paar Meter von i hnen en t fernt P latz.
Mehr und m e hr L e ute k a m e n ins Kino, w arf e n ein e n Blick auf ihre Eintrit t skart e n und fü l lten d i e P lätze um uns herum. Als der Fi l m begann, hatt e n sich et w a dreißig Zus c hauer e i ngefunden, die alles a mt dicht beie i nander i n der Mitte eines ries i g e n und ansonst e n leeren Zus c h a uerraumes saß e n. Der Fi l m li e f gerade z w ei Minuten, da bahnte si c h e i ne mit E i nk a ufstas c h e n beladene Frau mü h evoll den Weg durch me i ne Reihe, bl i eb vor m ir st e h e n und ma c hte mi c h entrüstet und mit strenger M iene darauf aufmerks a m , daß ich auf ihr e m P latz saß. Daraufhin begannen die P latzan w eiser i nn e n m i t ihren T
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