Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
viele g l ü c kli c he S t und e n habe ich daran herumg e s c hnüff e lt, und bis heute w e iß ich nicht, ob es nun z um W ä sche w a sch e n ge d acht w ar oder zum Gu r ge l n oder zum Rein i gen der T oilettens c hüssel. Ich habe j edenfalls meine Wäs c he d a mit g e w as c h e n - sie w urde strahl e nd sauber -, aber w o ich a u c h w ä hrend der fo l gend e n T age in O slo aufkreu z te, i mmer k a m e s m i r so vor, als w ürden die Leute h i nter me i n e m Rü c k e n tus c he l n: » M ein Gott, stinkt der Mens c h nach WC- Reinige r !«
Wenn i c h Freunden i n Lon d on von me i nen P län e n e r zählte, durch Europa zu reis e n und e in B uch darüber zu schreib e n, s a gten sie:
» O h, d a nn spri c hst du si c her viele Sprachen ? «
» Wi e so? Nein « , an t w ortete i ch ni c ht ohne Stolz, » nur E ng l is c h . « Und sie sah e n mich an, als hätte ich ni c ht alle T assen i m Schrank. Das ist j a gerade das S c höne an Ausl a ndsre i sen, f i nde ich j edenfal l s. Ich will gar ni c ht ve r steh e n, w orüber die Leute reden. Ich w üßte nicht, w as mehr k i ndli c hes St a un e n err e gt, als i n e i n e m L a nd zu se i n, in d e m man si c h m it so gut wie nichts a uskennt. Auf e i nm a l ist m a n w ieder fünf Jahre alt. Man k a nn nich t s les e n, m an hat nur eine sehr vage Vorstel l ung v o m Lauf der Dinge, m a n kann ni c ht mal e i ne Straße überqueren, o hne dabei se i n Leben zu riskieren. Das ges a mte Dasein w ird z u einer Fo l ge in t eressanter Ve r mutungen.
Es m a c ht m ir großen Spaß, ausländ i sche Fe r ns e hs e ndungen zu verfo l gen und z u rat e n, w orum e s geht. An me i n e m erst e n A b e nd in Oslo sah i c h e i ne na t u r w issensch a ftli c he S e ndung, in der z w e i Männer, umgeben v o n den verschi e denst e n T ieren, in einem S t udio stand e n und sich unte r hie l ten. » U nd Sie p fl e gen tatsä c hli c h mit a ll diesen Krea t uren s e xuelle Beziehung e n ? « fragte der Moderator gerade, w ä hrend ihm e i ne Wüh l maus über den Ä r m e l krabbelte.
» S elbs t verst ä ndli c h « , a n t w o r tete se i n G a st. » M it den St a chelsch w e i n e n muß man n a türli c h vorsichtig se i n, und die L e mminge können s e hr n e urotis c h reag i eren, w e nn sie gl a uben, daß m an sie nicht m e hr liebt. Gelegentli c h stürz e n sie si c h sogar über die Klippen ins Meer. A ber i m al l g e m e inen s i nd diese T iere ausg e sprochen zärtliche P artner, und der Sex ist einfa c h ni c ht von dieser Welt . «
» N a, das ist doch w underbar. In der nächst e n Woche w e r d e n w ir uns damit besch ä ft i gen, w ie m a n aus einfach e n Haush a lts c h e m i kali e n aus Ihr e m A r z neis c hrank Ha l luz i nog e ne herstellt. A ber nun müss e n w ir uns v o n Ihn e n verabsch i eden . « Na c h e iner kurzen P ause w ird unser Ansager i m Sche i n w e r ferlicht ersch e in e n und so aufgeschreckt auss e hen, als w o l lte er gerade in der Nase bohren. » U nd damit auf Wiedersehen, bis zur nächst e n Woche . «
Nach der E i ntönigkeit v o n H a mmerf e st w ar Oslo eine Woh l tat. A u c h dort w ar es kalt, und gräu l i c her Schnee fl o g durch die Luft, ab e r nach H a mmerf e st k a m es m i r beinahe tropisch vor. Meine P läne, eine P el z mütze z u kauf e n, gab ich bald a uf. I c h besi c ht i gte die Muse e n und ma c hte e i nen T ages a usf l ug auf die Halb i nsel Bygd ö y , w o a n b e w aldet e n H ä ngen, mit Blick über das e is i ge W asser des Haf e ns, die schönst e n Häus e r der Stadt stehen. Me i stens hielt i c h mi c h j edoch im Stadtzent r um a uf, schl e nderte z w i s c hen Bahnh o f und Königspalast hin und h e r, betrachtete die Schauf e nst e r an der Karl Johans Gate, ergötzte m i ch an all d e n vi e len Li c htern, m is c hte mi c h unter die g l ü c kli c hen, gesunden und unerbittli c h j ug e ndlich e n No r w eger und freute mich des L e bens, dankbar, H a mmerf e st entronnen und w ieder in der t aghe l len Welt zu se i n. Wurde mir kalt, setzte ich mi c h in e i n C a fe, belauschte Gespräche, die ich ni c ht verst e hen konnte, oder stud i erte m ein e n Thomas Cook European Timetable m it ve r halt e ner Ehrfurcht und plante die w eiter e n Station e n m e iner R e ise.
Der Thomas Cook European Timetable i st das w ohl w underbarste Buch, das j e geschrieben w u r de. Es ist unm ö gli c h, seine 5 00 dicht mit F a hrplän e n bedruckt e n Seiten
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