Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
ihre S tadt w ieder a uf, H a us für H a us. Mag es au c h ke i ne besondere Stadt g e w e sen se i n, m a g sie a uch a m Ende der Welt geleg e n haben, es w ar i hre Stadt, und sie li e bten sie, und i c h gl a ube ni c h t , daß ich j e m a l s eine G r uppe von Menschen so sehr b e w undert habe.
Von P eggy und l a n und von all den anderen, mit d e nen i c h sprach, habe i c h vieles über H a mmerf e st e r fahr e n. I c h w eiß von den Sch w ier i gkeit e n der Fis c h i ndustrie, von der auf die e i ne oder andere Weise j eder in der Stadt abhäng i g w ar, v o m a ufregenden Mordprozeß im letzten Jahr und v o n der Ink o m p e tenz der Stadtve r w al t ung i n Sach e n S c hneebes e it i gung. A l l m ä hli c h füh l te ich mi c h in der Stadt w i e zu H nuse. Meine An w e senheit dort w urde für mi c h m i t j edem T ag selbs t ve r ständli c her, und m e i n w irkliches Leb e n in Engl a nd rü c kte mehr und mehr in die Fe r ne und s c hi e n s c hließli c h nur e i n T raum zu s e in.
An m e i n e m se c hzehnt e n T ag in H a mme r fest ges c hah e s. Ich befand mi c h auf d e m Rüc k w eg von me i n e m a l l m o r gendl i ch e n S p aziergang zur Landspitze, als ich in e i n e m leer e n S tü c k Hi mmel über der Stadt eine transparente Wolke s a h. Sie schi l lerte in den versch i edenst e n Farben, in Ros a -, i n Grün- und Blautön e n und i n blass e m Violett, und breitete sich l a ngs a m üb e r den Himmel a us. Sie w irkte selts a m ölig, w ie die R e g e nbögen, die m a n m a n c hmal i n Benz i nla c hen si e ht. Ich stand da w ie ang e w urzelt.
Aus Bü c hern w ußte i c h, daß das Nordlicht in der h o hen A t mosphäre, in e t w a 350 Kilo m etern H ö he auftritt, aber dieses Naturschauspiel schi e n sich dir e kt über der St a dt zu ereign e n. Es gibt z w ei Arten v o n Nordlicht - die Vorhänge aus sch i mmernd e n Spinnfäd e n, die w ir alle von Bildern kenn e n, und die w eit a us selt e neren G a s w o l k e n, die ich nun a nstarrte. Keine Wolke sieht aus w ie die a ndere. Manchmal schieß e n sie mit at e mberaub e nder Ges c h w i ndigkeit ge i ste r haft über den H i mmel, w ie R a u c h d urch e i nen Win d kanal, und man c hmal häng e n sie w ie l e ucht e nde G a rdinen oder glitzernde Li c h t speere a m Fi r m a m e nt, und sehr selt e n - vie l leicht e in- oder z w e i mal i n hundert Jahren - ges c hi e ht es, daß sie aus all e n H i mmelsri c h t ung e n über den Horizont g e kroch e n k o mmen, um i nein a nderzufließ e n und sich zu einer lau t losen E xplosion a us Li c ht und Farbe zu vere i n e n.
In der rau m l o sen Sch w ärze e i ner L a nds c h a ft, die hundert Kil o m eter von der nä c hst e n künstli c hen Li c htque l le en t fe r nt li e gt, k ö nnen di e se Li c hters c he i nungen die erst a unlichst e n, j a unhe i mli c hst e n o ptisch e n T äuschungen he r vorruf e n. Si e sch e in e n direkt aus d e m H i mmel z u fahr e n und mit bedrohlicher Gesch w i nd i gk e it auf e i n e n zuzust e uern, als w ollt e n sie e i n e m a n den Kragen. Es muß beängst i gend sein. Viele S a men sind bis h e ute f e st davon überzeugt, daß das L i cht j eden holen k o mmt, der ihm e i n w e i ßes T aschentuch oder ein w e i ßes Blatt P apier entgeg e nhä l t.
Dieses S c hauspiel w ar relat i v uns c he i nbar und dauerte nur ein paar Minuten, und dennoch hatte i c h nie e t w a s S c höneres ges e h e n.
Doch s c hon a m A b e nd soll t e ich Z e uge e i ner noch glanzvolleren Darbietung des Nordlich t s w e rden. Sie dauerte S t und e n und bestand aus nur e i ner Farbe, dies e m unhe i mlich l e ucht e nden Grün, das m a n auf Radars c hi r m e n si e ht, das Li c ht w ar dafür aber um so akt i ver. Schmale Wirbel j agten über die gig a ntis c he H i mmelskuppel und hing e n dann i m Raum w ie S c h w e i fe aus D unst. M a nchmal huschten die Lichter über den H i mmel w ie Ste r ns c hnuppen, man c hmal kräuselten sie si c h träge und erinnert e n mich a n d e n Rauch, der g e m ä c hli c h aus der P fe i fe me i nes Vaters sti e g, w e nn er l a s. Oder das Li c ht fla c kerte h e ll i m Wes t en, w ar plötzlich vers c h w unden und leuchtete i m nächst e n Aug e n b lick h i nter mir w ieder auf, a l s w ollte es mi c h an der N a se he r umführen. Ständ i g drehte und w endete ich mi c h, um es z u s e hen. Wer nicht s e lbst e i nmal versu c ht hat, den ganz e n H i mmel i m Auge zu b ehalt e n, k a nn
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