Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
dieser ve r mutli c h als Spa r m a ß nahme geda c hten E r f i ndung sch w er zu k ä m p f e n. Hatte man se i n Z i mmer i n unmittelbarer N ähe des Fahrs t uhls, w ar es ni c ht w e i ter proble m at i sch, lag es je doch a m anderen Ende des G a ng e s, und P ariser Hotelkorridore könn e n s e hr lang se i n, mußte m a n den letzten halben Kil o meter i n totaler Finstern i s z urü c kl e gen, si c h mit d e n H a ndfläch e n a n d e n Wänden entl a ng tast e nd, und kollidi e rte un w e i gerlich mit der E c ke e i nes Eichentis c hes a us d e m neunz e hnt e n Jahrhundert, der offenbar eigens zu dies e m Z w e c k dort aufgestellt w orden w ar. Hin und w ieder griff e n die such e nden F inger in e t w a s Weiches, Haarig e s, das sich kurz darauf a l s eine andere P e rson entpuppte, m it der m an, w e nn sie Eng l is c h sprach, einige T ips aust a us c h e n k o nnte.
Schnell hatte man gele r nt, wie der Blitz mit d e m Sch l üssel in der Hand i n Ri c htung Z i mmertür zu r e nnen. Wollte m a n das Z i mmer dann irg e n d w ann w ieder verlass e n, fand m a n si c h erneut von f i nstrer Nacht umgeb e n und hatte ke i ne andere Wahl, a ls mit a usg e streckt e n A r men dur c h die Dunke l heit zu tappen und zu hoffen, nicht i m nächst e n Augenbli c k eine T r e ppe hinunterzus t ürzen. Nirg e n d w o gab es a uch nur e i n e n Li c hts c halt e r. Und das konnte k e in Zufall sein, das w ar he i mtü c k i sche A b si c ht, w oraus i c h nur e i nes schlie ß en k a nn: Die Franzos e n m ö gen uns ni c ht.
Und das geht au c h i n Ordnung, denn natür l ich w erden auch die Franzos e n von ni e m a nd e m besonders g e m o c ht. Wie der Zufa l l e s w ollte, ha t te i c h gerade i n einer brit i sch e n Z e itung von e i ner U mfrage gel e sen, bei der ans Li c ht g e k o mm e n w ar, w a s die leitenden A ngestellt e n des L a ndes auf di e ser Welt a m m e i sten veracht e n. Die Spitz e nreiter auf ihrer A b schußliste w aren Garten z w e r ge, P lüs c htiere i n Aut o fenstern und Franzos e n - i n dieser Reih e nfolge. Ich w ar bege i s t ert. Von all den D i ng e n, die unser e n A bs c h e u verdien e n, w ie die P estilenz, die A r mut, die T y rannei, Michael F ish, n a nnten sie Ga r ten z w erge, P lüschtiere und F r anzosen. Ich f i nde das großartig.
Schon bei m e i n e m e r sten Aufen t halt i n P aris beschäf t igte mich ständ i g die Frage, w arum mir überall ein sol c her Haß entg e g e ns c h l ug. I c h sti e g a us d e m Zug und g i ng z um T ouristen- Info r m a tionss c halter a m Gare du Nord, w o eine j unge Frau in blauer Un i fo r m mi c h so ang e w idert ans a h, als h ä tte ich e i ne a nsteckende Krankheit. Was w oll e n Sie?« fragte sie, oder zumindest schien sie das zu fr a gen.
» I c h m ö c hte e i n Z i mmer, bitt e « , a n t w ortete i c h eing e schüch t ert.
» F üll e n Sie das a us . « Sie s c hob m ir e i n Fo r mular z u. » Ni c ht hier. Da drüben . « Mit e i ner kurz e n Kopfb e w e gung deut e te sie a uf e i nen T isch in der E c ke, w a ndte sich dann d e m Nä c hst e n z u und s a gte: » Was w oll e n Sie?« Ich staunte (ich st a mme aus e i n e m L a n d , in d e m j eder m ann fr e undli c h i st, w o e i n e m sogar die Bestattungsunte r n e h m er e i n e n s c hön e n T ag w ünsch e n, w e nn m a n ger a de seine Großmutter zu Grabe trägt), aber ich fand bald heraus, d a ß in P aris j eder so w ar. Ging i c h in eine Bäckerei, w urde i c h von einer mass i gen, s c hneck e nart i gen Kreatur m i t ein e m Bli c k begrüßt, dem zu en t n e h m e n w ar, daß w i r ni e m a l s Freunde w erden w ürden. Bestellte ich d a nn in holprig e m Fr a nzösis c h e i nen kle i n e n Laib Brot, starrte m i c h die Frau a us kalt e n A ug e n an und legte e i n e n toten Biber auf d e n Lad e ntis c h.
» N e i n, ne i n « , st a mm e lte ich, »kein e n tot e n Biber. Einen L ai b Brot.« Und die s c hne c k e nartige Kreatur w i r ft mir ein e n e mpörten Blick zu, um si c h dann a n i hre übr i gen Kunden z u w e nden und ihn e n mit z uteilen, daß diese P erson hier, dieser Am e rican tourist, i n ihr e n Laden k o mmt und ein e n tot e n Biber haben w ill, w or a ufh i n sie i hm e i n e n toten Biber gibt, und nun w ill er auf e i nmal ke i n e n tot e n Bi b er m e hr, nun w i ll er e i nen Laib Brot. Und die anderen K unden seh e n mi c h an, als hätte ich soeben versu c h t , in ihre H a ndtas c hen z u fu
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