Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
dana c h? Und w ie bringt m a n es fertig, so ein D i ng zu k a uf e n? Erklärt m an d e m T y pen h i nte r m Ladentis c h, es sei für einen Freund best i mmt? Können S ie si c h vorstell e n, m i t d e m D i ng unte r m A r m in die Straß e nbahn zu ste i g e n und die g a nze Zeit befür c ht e n zu müssen, die T üte könnte reißen und es fiele heraus und w ürde sich sel b st aufblas e n oder, noch schl i mmer, m a n k ä m e a uf dem Nachh a us e w e g bei e i n e m Verk e hrsunf a ll ums Leben und die ganze nächste Woche w är e n die Zeitungen voll mit S c hlagzeil e n w ie: DIE P OLIZEI H A T DEN GUMMI P U P PENMANN IDEN T IFIZIER T , und darunter w ürde das eig e ne Foto aus d e m Highs c hool-Jahrbu c h prang e n? Ich könnte die nervli c he Belastung nicht ertrag e n. Und da ist m a n dann e ndlich z u H a use a ngel a ngt, w ill gerade den Sek t kork e n knallen lass e n und si c h m i t seiner Gummifr e undin e in e n r o mantisch e n A b e nd ma c hen, und plötzlich kl i ngelt es, und ein paar Freunde sch a u e n une r w artet here i n, so daß man se i ne Gef ä hrt i n s c hne l l in den K a m i n s c hieben muß und den Rest des A b e nds vor Angst verg e ht, m a n könnte die Ve r packung oder andere verräterische D i nge l ieg e ngelassen haben. ( »Übrigens, Bill, für w e n ist e i gentli c h das z w eite S e k t gl a s da ? « )
Vielleicht bin nur i c h so ve r kl e mmt. Viell e icht s i nd dies e n L e uten ihre abno r m e n L e idens c h a ft e n überh a upt ni c ht pe i nlich. Wo m ö gli c h reden sie mit i hren Freunden g a nz off e n darüber. » Ha b e ich dir schon erz ä hlt, daß ich m ir das Modell »A rabis c he N acht 28 0 « gek a uft habe? Ihre A ug e n sind ni c ht b e w e gli c h, aber der A fter reagiert ausgezei c hn e t . « Viel l eicht bringen sie sie sogar mit, w e nn sie sich g e g e nsei t ig besuch e n. » He l mut, i c h m ö c hte dir m e ine n e ue 440 vorstellen. Sch a u dir diese Brüste an. Sie w erden heiß ! «
Während m ir all diese Überlegungen dur c h den Kopf ging e n, befand ich m i c h bereits auf d e m Rü c k w e g ins Stadtz e ntru m . Ich k a m vorbei an w u c ht i gen Gerich t sgebäu d en und e iner Konzerth a lle und erreichte schließli c h das G e w irr von E i nk a ufsstraßen und exk l usiv e n P assag e n z w i sch e n Binn e nalster und R a thaus.
Auf allen P lätzen saßen M e nschen i n der Sonne, aßen z u M i ttag oder schle c kt e n Eis. Fast ausnahmslos sah e n sie g e sund und w o hlhab e nd aus, und h ä ufig w aren sie a uffall e nd attr a kt i v. Noch vor z w a nz i g Jahren w i mmelte es in deu t schen Städt e n von Ges c h ä ftsl e uten, die aussah e n, w ie m a n es v o n D euts c h e n e r w artete - fett und arrogant. Zu j eder T ageszeit s a h m a n s i e Berge von W ürst e n und Kartoffe l n in sich hin e insch l ing e n und mit voll e m M und gold e nes Bier hinunte r kippen. N un schi e n e n sie sich v o n Sal a ten und Fis c h z u ernähren und sah e n blüh e nd und braungebrannt aus -und obendrein glü c kli c h und zufrieden. Viel l eicht galt das nur für H a m bu r g, das ja Dän e mark, S c h w eden und sogar Engl a nd geogra p his c h n ä her ist als Mün c h e n. Viellei c ht ist H a m b u r g in dieser Hinsi c ht also keine t y pis c h deuts c he Stadt.
Jedenfalls hätte ich e i ne so entsp a nnte und ang e nehme A t m o sphäre in D e uts c hl a nd k a um für m ö gli c h g e halt e n, zum i ndest n i cht unter Deuts c h e n, die älter als fünfund z w anz i g s i nd. Von A rroganz konnte hier k e ine Rede se i n, vie l m e hr von e i ner still e n Zuversi c ht, die w o hl auf den m a teriellen Woh l s t and zu r ü c kzuführ e n w ar. A ll meine kle i nen Bedenken, D e uts c hl a nd die Herrschaft über Europa anzuvertrauen, lösten si c h i m H a mbu r ger Sonn e ns c hein in Wohlg e fallen a uf. Noch vor fünfundvierzig Jah r en w ar H a mbu r g ein T rümmerhaufen. P raktisch j edes Bau w erk um mi c h h e rum w ar n e ueren Da t ums, au c h w e nn es alt zu se i n schien. M i t Verst a nd und harter A rbeit haben die H a m bu r ger ihre Stadt - und sich selbst - rei c h, elegant und stattlich w erden lassen. Sie hä t ten G r und g e nug, d e shalb stolz und überhe b lich zu se i n, aber sie w aren e s nicht, und dafür b e w underte i c h sie.
Ich gl a ube ni c ht, daß ich den Deuts c hen je m a l s ihre Ve r gang e nheit verzeih e n k a nn, j edenfalls n i cht, sol a nge i c h
Weitere Kostenlose Bücher