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Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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Se i te der Kir c he w ar e n ein halbes Dutzend d üsterer K a mmern mit so sonderbaren Ding e n ausstaffiert w ie ein e m a us Brus t körben errichteten A l tar, fe i n s ä uberlich aus S c hädeln und Beinknoch e n zus a mmenges e tzten Schre i n e n, m it U nterar m e n abg e setzt e n Deckeng e w ölben, aus Rü c k e n w irbe l n gebildeten Rosett e n an den Wänden, aus Han d - und F ußknoch e n gebastelten Kronl e uchtern. I n e iner E c ke stand das k o mplette S kelett eines Ka p uzine r mön c hs, das w ie e i ne Gestalt a us e i n e m G r use l fi l m m i t e i n e m U mhang und e i n e r Kapuze bekleidet w ar. An der anderen Wand ve r kündeten e i ne Reihe von T afeln in se c hs Sprach e n so erheiternde Botschaften w ie WIR W A R E N WIE IHR. IHR WERDET SEIN WIE WIR. Was müssen das für w underliche Käuze g e w es e n sein. Viertausend Mönche leistet e n z w is c h e n 1528 und 1870 ihren Beitrag zu dieser Ausstel l ung, dann w urde den P raktik e n w eg e n grenzenl o ser A b ges c h m a c k t heit e i n Rieg e l vorges c hoben. Ni e m a nd w eiß, w er diese Konstruktion e n z u w e l ch e m Z w eck ang e fertigt h a t, und w as bleibt, ist das unbest i mmte Gefühl, daß die Kapuz i ner e inst ein e n halbve r rückt e n M ö nch mit vi e l Z e it und e i ner g e w i ss e n Ne i gung z ur P erfektion i n i hren R e ih e n h at ten. F ür die Kirche ist die Ausstel l ung sicher e i n nettes kl e in e s Zub r ot. Ständig str ö mten T ourist e n e i n und aus und ließ e n si c h diesen morbiden Nervenkitzel ge r n e i nen Stapel Lir e -S c heine kosten. I c h b edauerte nur, daß es dort ke i nen Andenk e nladen gab, in d e m ich ein e n Satz Servie t tenr i nge a us Rü c k e n w irbeln oder, sag e n w ir, e i nen Rü c k e nkratzer aus echt e n A r m- und H a n d knoch e n erst e hen k o nnte. Daß mich R o m i n dieser Hinsicht e ntt ä us c h e n w ürde, w urde al l m ä hli c h zur G e w i ß heit.
     

Neap e l, Sor r ent und Capri
     
    Ich bezahlte me i ne Hotelrechnung und begab m i c h zum Bahnhof R o m a - T er m i ni. Wie i n den m eist e n öff e ntli c h e n Einr i chtungen Italiens ging es dort zu w ie i m T ollhaus. Vor j edem F a hrkart e nschalter gebärdeten si c h die Kunden, a l s redeten sie si c h bei den absolut des i nteressiert und müde w irk e nden S c halterbe a m t en ihr e n ganz e n Ä r ger von der Seele. Dabei w ollt e n sie ledig l ich e i ne F a hrkarte k a ufen. Es i st i mmer w i eder erstaunli c h, mit w i e viel Gefühl die Italiener sel b st bei den s i m p elsten A ngel e g e nhe i ten bei d er Sache sind.
    Vierzig M i nut e n mußte i c h in der Schlange w art e n. Vor m i r rauften sich L e ute die Haare und s c hien e n der Ver z w e i flung n a he, bis sie schließli c h i hre F a hrkart e n ausg e händ i gt bek a m e n und mit plötzlich glü c kli c h e n Gesi c htern abzogen. Ich konnte nicht herausf i nden, w as sie für P roble m e hatt e n, denn ich w ar z u s e hr d a m it bes c h ä ft i gt, die viel e n L e ute z u vers c heu c hen, die si c h w ie selbs t v e rständli c h vordränge l n w o l lten, a l s h i elte ich ihn e n eine T ür auf. E i ner versuchte es s o gar z w e i mal. U m sich i n einer r ö m is c h e n Warteschl a nge zu beh a upten, brau c ht m an e i ne Spit z ha c ke.
    Endlich, e i ne M i nute vor der A b fahrt me i nes Zug e s, w ar ich an der Reihe. Ich k a ufte eine e i nfache Fah r karte z w e i ter Klasse na c h Neapel - es w ar ganz lei c ht; keine A hnung, w arum die L e u t e vor m ir so ein T heater g e m a c ht h a tt e n. Dann rannte ich a uf den Bahnsteig und tat, w a s ich s c hon i mmer tun w ollt e : Ich sprang auf e i nen fahr e nden Zug auf - oder, um gen a uer zu se i n, ich plumps t e hine i n, w ie e i n v o m Bahnsteig ges c h l euderter P ostsack.
    Der Zug w ar überfüllt, aber ich f a nd dennoch e i n e n F e nsterplatz, k a m l a ngs a m w ieder zu A t e m und w is c hte mir e i n paar Tropfen Blut v o m S c hienbe i n. U nterdess e n ru m pelte der Zug dur c h die Wohnsilos in d e n e ndlosen Vorstädten R o ms, w urde s c hneller und rollte schließli c h i n eine staub i ge L a ndsch a ft, übersät von ha l bfertig e n Häuse r n, an den e n kein Anzeichen d a für spra c h, daß sie j e m als fertigg e stellt w erden w ürd e n. Die Fahrt na c h Neapel sollte z w eie i nhalb S t unden daue r n, und fast j eder der Fahrgäste nutzte die Zeit für e i n Ni c kerch e n und öffnete nur geleg

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