Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
Vom Netzwerk:
issoirs mit d e n halbhohen T renn w ä nden i n m eta l l i sch e m Grau, die nur d e m e i n e n Z w e c k dienen, daß n ä mlich a l le Welt seh e n k a nn, w er da drin w a s tut. Ich habe nie b e griff e n, aus w e l ch e m Grund m a n uns P ass a nten den Anblick der Unte r sch e nkel und Oberkörper der Benutzer zumutet. Warum k o nnt e n sie die Wän d e nicht z w ei Meter ho c h bau e n? Wenn j e m a nd da hineing e ht, dann ist doch klar, w as er zu tun gedenkt. Warum soll e n w ir also ein e n Blick auf ihn w e r fen?
    Einmal s i nd mir e i n M a nn und z w ei Frau e n a ufg e fall e n, v er m u t lich A rbeitskoll e gen a uf d e m W e g zur Mitt a gspause, die sich ung e niert zu dritt w eiter unterhi e lten, w ä hrend der M a nn in ein e m dieser Dinger st a nd. Ich e m p fand den A nblick als ä ußerst befr e m dlich. Gäbe es in Engl a nd diese A rt von Bedürfnis a nst a lten, h ä tten sich die Frauen a b g e w andt und so g e tan, als w ürd e n sie i hren ur i nierend e n Kollegen ni c ht b e m erk e n. A ber andererseits fand e n es sch o n die aristokratis c h e n D a men und H erren i m Fr a nkrei c h des a c h t zehnt e n Jahrhunderts g a nz und gar nor m al, g e me i ns a m die T oilette zu besu c hen (na c h z ules e n in Re a y T annahills Sex in H istor y ). Es k a m sogar vor, daß sie si c h nach d e m Essen g r üppche n w eise auf den A bort begaben, um i hre ang e regte Unte r hal t ung ni c ht unt e rbrechen zu müss e n. Das bringt uns das Wesen der Franzos e n si c her ein w e nig näher. Was nun die Itali e ner betrifft, so fragt m a n e i n e n Bekannt e n, den man auf der S traße trifft, h e ut z utage ni c ht m e hr » Wie g e h t ' s ? « oder » Was macht die F a m i lie? A lles gesund ? « ; i m Jargon der rö m i sch e n A rbeite r klasse h e ißt es vie l mehr » G ut geka c kt h e ute ? « I m Ernst.
    Und na c h dies e m a ufschlu ß reichen E xkurs w o l len w ir uns zum Vatik a n und d e m P etersd o m begeben - der größten Kirche der Welt in i hr e m kle i nst e n L a nd, w ie es i n so m a nch e m Re i seführer heißt. Ich hatte i mmer geda c ht, die Vatik a nstadt sei uralt. Als St a at existiert der Vatikan j edoch erst seit 1929, als Mussol i ni und der P apst die Lateranverträge unterzei c hne t en. A uf d e m Weg dorth i n überlegte ich, ob ich w ohl so e t w as w i e eine Grenzkontrolle passieren w ürde und e ine s a ft i ge Ge b ühr z u e ntrichten hä t te, doch d a s e i nzige Hindern i s, das si c h mir in d en Weg st e llte, w aren z w e i Du t zend schnatternde M ä nner, die m i r P ostkarten verk a ufen oder mi c h m i t einer P olaroid-K a m era ablichten w ollt e n. Ich s c hi c kte sie zu e i ner D a m e, die ein paar Meter en t fernt st a nd und e i ne T rainings Jacke d e r Denver Broncos trug, und s a gte i hn e n, sie s e i m e i ne Fr a u und hätte all m e i n Geld. S o fort fi e len sie über die Frau her, und i c h k o nnte unb e hell i gt über den großartigen P latz schreit e n. Auf halber Höhe gesel l te ich mi c h kurz zu e i n e r a m er i k a nis c h e n Re i seg r uppe und erfuhr nicht nur von d e n eben e r w ä hnt e n Lateranverträg e n, sondern schnappte außerd e m auf, a uf w el c h e m Ba l kon der P apst e r sche i n e n w ürde, w enn er denn in Ers c heinung treten sollte, w as er ni c ht tat. Es w ar all e s s e hr inter e ss a nt, und i c h w äre ge r n l ä nger bei ihn e n geblieben; doch s c hon na c h w e n i gen M i nuten h a tte mi c h die Reisele i terin e ntdeckt, denn i c h trug w eder eine Basebal l mütze noch eine T rainings j acke oder eine Hose i n e i ner dieser s c hreiend e n Grun d farben. Sie gab m ir z u verst e hen, daß dies e i ne g e s c hloss e ne Gesells c h a ft sei, und ließ ke i nen Z w e ifel dar a n, daß sie nicht e her mit i hren A usführungen fortf a hren w ürde, als bis ich mi c h verzogen hätte.
    Von a ußen w irkt der P etersdom gar nicht mal so at e m b e raubend, geht m a n aber h i nein, bleibt ein e m un w il l kürli c h der Mund off e n steh e n, ob m a n w i l l oder nicht. Die Kirche ist e i n W under. Sie ist so g e w alt i g und s c hön und kühl und voller Kostbarkeit e n und luf t iger Höhen und bleicher Strahlen h i mml i sch e n Lich t s, daß man ni c ht w eiß, w o m a n hins c hau e n soll. Nie zuvor habe i c h e i n Bau w e r k betreten, i n d e m i c h me i nte auf die Knie fall e n z u müssen, um me i ne g e faltet e n H ä nde gen H i mmel zu heb

Weitere Kostenlose Bücher