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Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene

Titel: Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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e n und z u rufen: » N i mm mi c h zu dir, Got t !« Ke i n Geb ä ude auf Erden w ird j e w ieder e i n e n sol c h e n Eindruck a uf mich ma c hen.
    Ich w andelte d e n breiten Mittelg a ng entlang und ließ m ir die Ausmaße der Kathedrale durch den Kopf g e h e n. Sie ist 211 Meter lang, 137 Meter breit und mißt 133 Meter v o m Boden bis z um höchsten P unkt der K uppel. Da j edoch, w ie Mark T w a i n i n Die Arglosen im Ausland schrieb, alles an dies e m Bau w e r k von so g e w alt i ger Größe ist, muß man sich sel b st i mmer w ieder an die außerordentlich e n Maßstäbe erinne r n. Die vier Haupts ä ul e n, die d ie Kuppel trag e n, w i r ken in dieser U mgebung ni c ht so mächt i g, w ie sie sind. Erst w e nn man si c h e in e r der Säul e n n ä hert, begre i ft man, daß sie ein e n Dur c h m e sser v o n fünfz e hn Metern hat. U nd der Baldachin sieht w irk l ich a us w ie e i n übergroßes Bettgestell, w ie T w a i n es fo r mulierte, ist aber m e hr als halb so hoch w ie die Niagara-Fälle. A l s ich z urü c ks c haute und i n der Ferne B e sucher e i ntret e n s a h, die so w i nz i g w ie Ins e kten s c hi e n e n, da hatte ich plötzlich eine über w äl t ig e nde Vorstel l ung dav o n, w ie eno r m groß dieser Ort w ar. O b w ohl es be i nahe still w ar und das Gebäude fast leer z u s e in s c hi e n - j edes Häuf c hen von Besu c hern hatte soviel P latz, als stünde es allein a uf e in e m F ußballf e ld -, w urde mir j etzt b e w ußt, daß sich mehrere hundert Mens c h e n darin aufhielt e n.
    Ich s a h mir die P ietä a n. Das G e m älde w ar i n e in e m Se i teng e w ölbe hinter Glas a usgest e llt, und e i ne A bsperrung hielt die Besu c her in so groß e m A bstand, daß m an kaum e t w a s erk e nnen konnte - und das nur, w eil Vor j ahren ein Verrückter ein e n A ns c hlag a uf das Bild verübt hatte. D a nn g i ng ich zur S i xt i nis c h e n Kapelle und in die Muse e n, und all e s w ar natü r lich sehr e i ndru c ksvoll, aber ich muß zugeb e n, daß sich m e i ne visuelle A ufnahm e f ä higke i t in der erhabenen Weite des P etersdoms so zi e m li c h ers c höpft h a tt e .
    Auf d e m Rü c k w e g z um H otel entdeckte ich a n der Via della Concilia z ione z u me i ner gr o ßen Freude U nm e ng e n von Souv e ni r läden. Ich habe eine S c h w ä c he für g e s c h m a c klose Andenken, und nach me i ner Erf a hrung i st i n dieser B e ziehung ni c hts so zuverlässig w ie Läden, die si c h a uf rel i g i öse Kuriositäten spezial i siert haben. I n Council B l uffs, I o w a, stand i ch e i n m a l e i ne S t unde lang vor ein e m elektris c h h i nterleu c htet e n Christus-Bild und habe mir d e n Kopf zerbrochen, ob ich dafür 49.95 Dollar bezahlen sollte. Das Interessante an d e m Bild w ar, daß die Hinte r grundbeleuchtung den Eindruck entst e h e n ließ, als flösse B l ut aus se i n e n Wund e n, w as ich na c h reifli c her Überlegung selbst für meine Verhä l tn i sse für zu ges c hmacklos hielt. Neb e nbei k o nnte i c h es mir s o w i eso ni c ht leist e n. Jedenfal l s h o ffte i c h nun, hier e i ne E nts c häd i gung v o n ang e m e ss e ner Geschma c klos i gke i t zu f i nden - ein Chris ti -Gebur t- Schreibset, e i n e n kl i ng e nden T oilettenpapierhalter m it Mo t iven aus dem A ben d mahl, e t w as in der A rt. Doch i n all e n Läd e n bestand das mehr oder w eniger id e n t ische Angebot aus R o s e nkr ä nzen, Kruz i fix e n i n 120 ve r schied e nen Größen, Gi p s m odell e n der Basilika und P apst-Joh a nn e s- P au l - T afeltellern. Ni c hts d a von z e ugte v o n w i r kli c h s c hle c ht e m Ges c hmack ( e s sei d e nn, m a n kaufte ein Dutz e nd päpstlicher T eller für die nächste Gril l par t y , aber das w ürde ein Ve r m ö gen kost e n). T ief enttäus c ht zog ich w e iter. Eines der fur c htbarst e n D i nge des Leb e ns i n den neunz i ger Jahren i st es, daß es so sch w ier i g g e w orden ist, w irklich sch e ußli c he And e nk e n zu f i nden.
    An me i n e m let z ten Vo r m i t tag in R o m besu c hte i c h das M a usoleum der Kapuzine r m ön c he in der Kirche Santa Maria della Concezione an der P iazza Barb e rim - ein A bste c her, den i c h w ä r mst e ns e m pf e hl e n k a nn. I m se c hz e hnten Jahrhundert k a m irg e nde i n Mönch auf die g e niale Idee, die Kirche m it den K noch e n seiner verstorbenen Klosterbrüder zu schmü c ken. Hört sich doch großartig a n, oder? A n einer

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