Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
ft, i n ein e n Yv e s-St . -Laur e n t- Bade m a ntel g e hü l lt und mit Gucc i - P antoffe l n a n den F üßen, dort oben sitz e n und auf dieses m editerrane P aradies h i n a usbli c ken konnte. Mir k a m der G e danke, daß dieser J e m a nd w ohl Donald T ru m p se i n müsse oder se i n italien i s c hes P endant, je m a n d , der al le zehn Jahre ungef ä hr z w ei M inuten in dies e m H a us verbringt und dann so s e hr d a m it bes c h ä f t igt ist, irgen d w el c he G e sch ä fte abzu w i c ke l n und per T elefon die L e ute über den T isch z u zi e hen, daß er keine Ze i t für die Aussi c ht h a t. Ist es ni c ht se l ts a m, w ie e i n solcher Reichtum für Rei c he i mmer e t w a s von » P e r len vor die Säu e « hat. Mit dies e m e n t mu t ig e nden Gedank e n m a c hte i c h mich auf den Rü c k w e g in die Stadt.
In ein e m fabe l haften, fr e und l ichen, fast leer e n Rest a urant in einer Seitenstraße aß ich zu A ben d . Ich saß an ein e m F e nster mit Blick aufs Meer und fühlte mich von all der Leicht i gkeit und Vollk o mm e nhe i t w ie ben o mm e n. Ich beg a nn, diese e lende A rt v o n Schuld z u e m p f i nden, die nur ve r steh e n k a nn, w er e i nmal unter Engl ä ndern gelebt hat - di e se schre c kli c he G e w i ß heit, daß j egliches Vergnügen, das über eine T asse mil c h i gen T ee und einen Vol l kornk e ks h i nausgeht, ein e m sünd i gen Laster gleichk o mmt. Inst i nktiv w ußte i c h, daß ich z u H a use dafür w ürde bezahl e n müssen - i c h w ürde ganze A bende i n eis i ger Zug l uft sitz e n, s t und e nl a ng dur c h mats c h i ge Moore stapf e n und m i ndest e ns z w e i mal bei W i m p y e ss e n müss e n, bevor au c h nur ein T eil m e i ner S c huld gesühnt w ä re. A ber i mmerh i n füh l te i c h mich s c huldig, w eil i c h mi c h den sch ö nen Seit e n des Lebens so h e mmungslos hing e geben hatte, und dieser Gedanke tröstete m i c h ein w e n i g.
Es w ar na c h a c ht, als i c h das Rest a urant verließ, doch i n den benachbarten Läd e n herrschte noch reger Betrieb - m a n kaufte We i n und Käse, holte e in e n Laib B rot ab, ließ si c h s o gar noch d ie Haare schneiden. Die Itali e ner w iss e n si c h die Dinge e i nzuteil e n. Ich trank i m Caffe Funicolare e i n p aar Bier und s c hl e nderte dann z um Hauptplatz h i nüber. Die deutschen und j apanisch e n T ouristen w ar e n vers c h w unden. Ve r mutli c h w ar e n sie mit der letzt e n F ähre aufs Festl a nd zurückg e kehrt oder lagen längst in i hr e n Betten. N un hatt e n die Einhe i mis c h e n ihren P la t z w ieder für si c h. Zu fünft oder sechst stand e n sie plaudernd i n der w a r men A b e ndluft, vor dem Hinte r grund der in der Ferne leu c ht e nden Li c hter v o n Neapel. Sche i nbar w ar es hier üblich, sich nach d e m A ben d essen zu ein e m Sch w ätz c h e n auf d e m P latz zu vers a mme l n. Auf der T reppe d e r Kirche hockt e n die Jugendl i chen, w ährend die kle i neren K i nder z w i sch e n d e n E r w a c hsen e n herumtobten. Jeder schi e n unglaubli c h glü c kli c h z u se i n. Ich s e hnte mi c h dana c h, dazu z ug e hören, auf di e ser grünen Insel mit der herrlich e n Aussicht, den fr e undli c h e n Mens c h e n und d e m guten Ess e n zu leb e n und allabendli c h zu dies e m schön e n P latz zu schl e ndern, um mit meinen Na c hbarn z u plaudern.
Ich hielt mi c h ein w e n i g abseits und sah d e n L e ut e n zu. Wie auf einer Cockta i l- P ar t y ließ e n s i e sich v o n einer Gruppe zur anderen treiben, s a mmelt e n sch l ießli c h i hre K inder e i n und ging e n w ieder nach H a use; doch dafür k a m e n andere L e ute h i n z u. Ni e m a nd schi e n länger als e i ne halbe S tunde zu bleiben, und dennoch dauerte die Vers a mm l ung bis in d e n spä t en A bend. Ein j unger Mann, off e nbar ein N e ul i ng a uf Capri, st a nd schü c hte r n a m R a nde einer G r uppe von Männern und lä c helte über d eren Witze. Doch sch o n nach w e n i g e n Minuten h a tte man i hn in die Runde a ufg e n o mm e n. E iner der Männer hatte ihn bu c hstäbli c h a m A r m ins G e spräch gezogen, und bald sch w atzte er m it j ede r m a nn.
Ich st a nd e i ne E w igkeit dort, vie l leicht a nderthalb Stunden, und als ich m i c h endli c h auf den Rück w e g zum Hotel machte, w urde m ir klar, daß ich m i c h bis über beide Ohren, unster b lich und hoffnungslos i n Itali e n verlie b t hatte.
Der nächste T
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