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Streng vertraulich Kommissar Morry

Streng vertraulich Kommissar Morry

Titel: Streng vertraulich Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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erkennen vermochte, bot sich einem normalen Eindringling nicht die geringste Chance, ohne die Anwendung eines Bluffs ins Innere des Hauses zu gelangen. Wenn Getty oder seine Leute also die Absicht hatten, McGraigh aufzusuchen und ihn zu töten, mußten sie einen Weg ausgekundschaftet haben, um dieses Ziel zu erreichen.
    Nach allem, was Lee gehört hatte, empfing McGraigh zu bestimmten Zeiten einen Unbekannten, den er seiner Tochter nicht vorzuführen wagte. Entweder dieser Unbekannte war identisch mit Getty — oder Getty hatte erfahren, wer der Unbekannte war und wann er bei McGraigh vorsprechen würde.
    Das war heute. Lee starrte mit brennenden Augen zu dem Hause in die Höhe. Er dachte nicht mehr an das Geheimnis, daß McGraigh umgab, er konzentrierte sich nur auf die Schätze, die hinter diesen Mauern ruhten.
    Millionenbeträge. Edelsteine...
    Ich muß an das Geld rankommen, dachte er, egal wie. Er gab sich einen Ruck und setzte sich in Bewegung. Der Aufstieg zu dem Haus dauerte länger und war beschwerlicher, als er anzunehmen gewagt hatte. Als er vor dem Maurerportal stand, klebte ihm der Kragen am Hals. Er atmete schwer und keuchend und bestaunte die Mauer, deren Höhe er erst jetzt richtig würdigen konnte. An dem Portal befand sich nirgendwo ein Klingelknopf. Das irritierte ihn. Er hämmerte mit der Faust gegen das Portal. Das dumpfe Dröhnen, das dabei entstand, erschreckte ihn. Er hatte plötzlich das Gefühl, ganz allein auf der Welt zu sein. Nichts rührte sich. Das leise Zirpen der Grillen schien die Stille, die um ihn herum war, noch zu vertiefen. Gab es noch einen anderen Eingang? War dies hier nur die Einfahrt für die Wagen? Er schaute sich um und entdeckte etwa zehn Meter von dem Portal entfernt eine schmale Pforte. Er ging darauf zu und fand endlich die Klingel. Gerade wollte er den Finger darauf legen, als er plötzlich feststellte, daß die Pforte nicht geschlossen war. Irgend jemand hatte offensichtlich vergessen, sie ins Schloß zu drücken.
    Lee zögerte. Dann schob er die Tür vorsichtig mit dem Fuß zurück. Er erwartete, daß ein Klingelzeichen ertönen oder sonst irgendeine Alarmanlage betätigt werden würde, aber nichts dergleichen geschah. Er trat ein und gelangte auf einen großen Innenhof, dessen Mittelpunkt ein Swimming-Pool war. Das Haus war U-förmig angelegt; die offene Seite des U wurde von der Mauer begrenzt. Hier drin war es noch stiller, noch unheimlicher als vor der Mauer. Auch die Fensterläden, die zum Innenhof führten, waren geschlossen. Offensichtlich ging es McGraigh darum, die heiße Nachmittagssonne abzuwehren.
    Lee schritt langsam auf den Hauseingang zu. Am Swimming-Pool machte er einen Augenblick halt. Das Bassin war etwa dreißig Quadratmeter groß und mit hellblauen Kacheln gefließt. Er stellte sich vor, wie Dinah hier badete und dann wie eine Gefangene dieser seltsamen Festung in der Sonne lag und nachdachte. Dann fiel ihm plötzlich ein, daß er bisher versäumt hatte, sich danach zu erkundigen, ob die McGraighs irgendwelche Dienstboten beschäftigten. Das Haus war groß; es war anzunehmen, daß es nicht von den McGraighs allein in Ordnung gehalten wurde.
    Lee setzte sich wieder in Bewegung. Vor der Haustür blieb er erneut stehen. Was sollte er McGraigh sagen? Wie sollte er isein Eindringen rechtfertigen? Lee suchte nach einer Klingel. Vergeblich. Offenbar befand sich nur an der Mauerpforte eine Glocke.
    Zaghaft klopfte er gegen das Glas der Tür. Als sich niemand meldete, wiederholte er den Versuch, diesmal etwas lauter. Auch das fruchtete nichts. Er versuchte, die Tür zu öffnen. Sie war nicht verschlossen und gab sofort nach. Lee gelangte in eine mäßig große, modern eingerichtete Halle. Es war sehr kühl darin. Er atmete auf. „Hallo?“ rief er. „Mr. McGraigh?“
    Er fand, daß seine Stimme sich seltsam unwirklich anhörte. Von der Halle weg führten verschiedene Türen in die einzelnen Räume. Eine dieser Türen stand offen.
    Lee ging darauf zu. Diesmal betrat er den Raum, ohne vorher anzuklopfen. In dem Zimmer war es infolge der heruntergelassener Fensterläden so dunkel, daß er nach einem Schalter tasten mußte. Er drückte ihn herunter und schloß dann, geblendet von dem plötzlich aufflammenden Licht, einige Sekunden die Augen. Als er sie blinzelnd wieder öffnete, wußte er, warum sich auf sein Klopfen und Rufen niemand gemeldet hatte. Der Mann, dem diese Festung gehörte, war tot. West Lane hatte seinen reichsten Mitbürger verloren. Er war

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