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Streng vertraulich Kommissar Morry

Streng vertraulich Kommissar Morry

Titel: Streng vertraulich Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Kleinigkeit.
    Als er die Tankstelle erreicht hatte, trat er auf den jungen Mann zu, der im Schatten der Zapfstellen-Überwachung auf einem Benzinkanister saß und träge einen Kaugummi im Mund hin und her schob.
    „Tag, mein Freund“, sagte Lee und tippte an seinen schäbigen Hut. „Können Sie mir wohl mit- teilen, wie ich von hier zu McGraighs Haus kommen kann?“
    Der junge Mann schaute blinzelnd in die Höhe. Er war sommersprossig und hatte rötliches, kurz- geschnittenes Haar- „Wollen Sie ihn besuchen?“ fragte er grinsend.
    „Warum nicht?“
    „Sie sind wohl‘n Verwandter von ihm, was?“ fragte der junge Mann lachend. „Sie sehen genauso aus!“
    „Was denn — soll das heißen, daß ich dem alten McGraigh ähnlich bin?“
    „Vergessen Sie den blöden Witz“, meinte der junge Mann.
    „Was können Sie mir über McGraigh mitteilen?“ fragte Lee. „Ich interessiere mich für ihn.“
    Der junge Mann nahm den Kaugummi aus dem Mund und klebte ihn gegen den Kanister, der ihm als Sitzgelegenheit diente. „Von dem Alten weiß ich nicht viel — außer, daß er ein reicher Sonderling ist, der kaum aus dem Haus geht. Nur einmal im Vierteljahr fährt er nach New York.“
    „Was tut er dort?“
    „Keine Ahnung. Vielleicht lacht er sich ein hübsches Mädchen an — “
    „Wirklich? Ich dachte immer, er sei schon steinalt — “
    „Wie kommen Sie denn darauf? Er benimmt sich nur wie‘n alter Mann. Ich glaube, er ist höchstens sechzig. Seine Tochter war ein Nachzügler, wissen Sie.“ Der junge Mann seufzte. „Die Kleine müßten Sie kennenlernen! Wer die erst mal gesehen hat, interessiert sich für keine andere mehr.“
    „Sie, zum Beispiel, was?“
    „Für die bin ich doch Luft... “
    „Das Mädchen ist arrogant?“
    „Ganz im Gegenteil. Aber ihre Freundlichkeit ist so allgemein, so nichtssagend, man spürt genau, daß man ihr nichts bedeutet.“
    „Das tut mir leid für Sie.“
    Der junge Mann lachte. „Ach, Unsinn! Was reden wir da überhaupt? Aber die beiden McGraighs sind nun mal dazu angetan, immer im Gespräch zu bleiben.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „In West Lane gibt es keine interessanten Leute, niemand über den zu sprechen sich lohnte. Die McGraighs bilden die einzige Ausnahme...“
    „Versteh ich nicht. Nur, weil der Alte Geld hat und weil die Tochter hübsch ist?“
    Der junge Mann starrte zu Boden. „Das ist es nicht allein.“
    „Sondern?“
    „Der Alte hat sein Haus zu einer Festung ausgebaut... wir nennen es ,Fort Knox‘, verstehen Sie. Es hat Stahlschiebetüren und elektrisch geladene Zäune. Ich glaube, es wäre für einen Einbrecher leichter, in die Bank von England einzudringen, als in McGraighs Haus!“
    „Vor wem fürchtet er sich denn?“
    „Es wird behauptet, er besäße die größte und schönste Sammlung kostbarer Smaragde, die es gibt — außerdem sagen die Leute, er habe in dem Haus viele Millionen Dollar in bar gehortet. Na, Sie wissen ja, wie die Leute sind. Sie müssen was zum Quatschen haben. Aber irgend etwas daran wird schon wahr sein. Schließlich hat McGraigh nicht umsonst Angst vor den Menschen... “
    „Wie ist er denn zu seinem Geld gekommen?“
    „Er hat bis vor einigen Jahren in Südafrika gelebt — dort besaß er Gold- und Diamantenminen.“
    „Warum hat er sich ausgerechnet hier in West Lane zur Ruhe gesetzt? Nichts für ungut, aber das ist doch ein ziemlich trostloses Fleckchen Erde!“
    „Er ist hier geboren worden. Es ist seine Heimat.“
    „Verstehe. Aber wie steht es mit dem Mädchen?“
    „Für die muß es die Hölle sein. Sie ist Mitglied im hiesigen Tennisklub — aber sonst bieten sich kaum irgendwelche Abwechslungen.“
    „Verreist sie denn nie?“
    „Doch — hin und wieder. Sie bleibt dann einige Tage oder auch eine Woche weg...“
    „Wohin fährt sie?“ fragte Lee, der sich plötzlich brennend für alles interessierte, was mit den McGraighs in Zusammenhang stand.
    „Nach New York?“
    „Woher soll ich das wissen?“
    „Ist sie heute zu Hause?“
    „Mensch, Sie stellen wirklich komische Fragen!“
    „Wie heißt Ihr Sheriff?“
    „Lester Buxton, warum?“
    „Ist er tüchtig?“
    „Keine Ahnung... er ist nur jung, das ist alles, was ich weiß. Viel zu jung, um Sheriff zu sein!“
    „Wie jung?“
    „Sechsundzwanzig.“
    „Das brauchen Sie mir nicht zu erzählen — “ Der junge Mann legte plötzlich wie lauschend den Kopf zur Seite, als aus der Ferne das kraftvolle Brummen eines Wagenmotors hörbar wurde.

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