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Streng vertraulich Kommissar Morry

Streng vertraulich Kommissar Morry

Titel: Streng vertraulich Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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weitere zwanzig Minuten, um den Platz zu erreichen, wo er das Auto abgestellt hatte. Obwohl er das Fenster heruntergekurbelt hatte, war es im Inneren des Wagens unerträglich heiß. Er streifte das Jackett ab und fuhr los. Während der ganzen Rückfahrt nach New York hatte er das quälende Gefühl, nicht allein zu reisen.
    Irgend etwas begleitete ihn.
    War es die Furcht vor dem, was ihn erwartete? War es eine Ahnung kommender Schrecken? Oder handelte es sich nur um die Enttäuschung darüber, daß einem anderen gelungen war, was er sich vorgenommen hatte? Jedesmal, wenn er daran dachte, daß man ihm ein Millionenvermögen vor der Nase weggeschnappt hatte, preßte er einen Fluch durch die Zähne. Ich bin ein Pechvogel, überlegte er. Was ich auch beginne und ausführe, endet für mich mit einem Fiasko.
    Er spürte den Wunsch, getröstet zu werden, er wollte heraus aus dieser Depression, die ihn umklammert hielt. Ich werde Patricia besuchen, nahm er sich vor. Sie muß endlich wieder anfangen, mich zu verstehen! Patricia! Er atmete auf. Ja, ich werde sie zurückerobern, nahm er sich vor. Ich werde sie wiedergewinnen und dann ganz für mich behalten! Sobald ich in New York eintreffe, gehe ich zu ihr.
     
    *
     
    Er traf Patricia nicht in ihrer Wohnung an. Er ging zu einem Friseur, um sich rasieren zu lassen. Umgezogen hatte er sich bereits in einem kleinen Wäldchen, das an der Straße nach New York lag. Dort hatte er die alten Klamotten zusammen mit Gordon McGraighs geleertem Geldbörse unter einem großen Stein verborgen. Es war wenig wahrscheinlich, daß sie dort jemals gefunden werden würden. Lee ging zurück ins Hotel. Das, was hinter ihm lag, erschien ihm wie ein böser Traum. Er hatte zwei Tage gebraucht, um New York zu erreichen.  
    Übernachtet hatte er in seinem Wagen — es war ihm zu riskant erschienen, in der Provinz in einem Hotel abzusteigen. In den Zeitungen stand noch nichts von einem Mord an Gordon McGraigh. Offensichtlich war der Tote noch nicht gefunden worden. Aber Getty oder sein Killer mußten ihn entdeckt haben!
    Lee nahm sich vor, den ganzen Abend im Hotel zu verbringen, weil er fest damit rechnete, von Getty angerufen zu werden. In ihm saß noch immer die quälende Angst, weil er nicht wußte, ob das nächste Klopfen an seiner Zimmertür von einem Polizistenknöchel stammen würde.
    Er duschte sich und rief danach den Zimmerkellner herein, um eine Flasche Whisky mit Eis und Soda zu bestellen. Nachdem der Kellner das Gewünschte gebracht hatte, legte Lee sich halb angezogen auf das Bett, Glas und Flasche in Griffnähe, und begann zu trinken. Er war damit gerade weit genug gekommen, um den schmerzenden Knoten in der Magengegend aufzulösen, als es kurz und scharf an der Tür klopfte.
    Lee fuhr mit dem Oberkörper in die Höhe. „Herein!“ sagte er.
    Die Tür öffnete sich und Getty betrat das Zimmer. Er schloß hinter sich die Tür und lehnte sich dagegen. Schweigend starrte er Lee ins Gesicht.
    Lee schwang die Beine auf den Boden und lächelte unsicher. „Ich habe mit Ihrem Besuch gerechnet“, sagte er. Dann stand er auf.
    Getty stieß sich von der Tür ab und kam langsam näher. „Wo ist es?“ fragte er. Seine Stimme war nicht sehr laut; sie klang jedoch so drohend, daß Lee unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Das Bett hielt ihn auf.
    „Wovon sprechen Sie?“
    „Wo ist das Geld?“
    Lee begriff. „Ich habe es nicht“, sagte er. „Irgendjemand ist Ihnen zuvorgekommen!“
    „Stimmt genau,“ sagte Getty bitter. „Und dieser Jemand waren Sie!“
    „Das ist nicht wahr — McGraigh war tot, als ich hinkam!“
    „Mich können Sie nicht für dumm verkaufen!“ zischte Getty. „Es war ein Fehler von mir, einen solchen Galgenvogel wie Sie mit dem Auftrag zu betrauen. Ich hätte mir denken sollen, daß Sie versuchen würden, mich zu betrügen!“
    „Hören Sie, Getty —!“
    „Halten Sie den Mund!“ unterbrach der Besucher mit scharfer Stimme. „Wo ist es? Wo haben Sie es versteckt?“
    „Denken Sie doch einmal nach — glauben Sie wirklich, daß ich nach hier zurückgekommen wäre und Ihr Kommen abgewartet hätte, wenn ich im Besitz der Millionen und der Steine wäre?“
    „Jetzt haben Sie sich verraten! Von mir wußten Sie zwar, daß McGraigh reich ist — aber ich habe Ihnen gegenüber niemals die Steine erwähnt!“
    „Sie vergessen, daß ich den Auftrag hatte, mit den Leuten im Ort zu sprechen. Möglichst viele sollten mich sehen, damit später der Verdacht auf mich

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