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Streng vertraulich Kommissar Morry

Streng vertraulich Kommissar Morry

Titel: Streng vertraulich Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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ermordet worden.
     
    *
     
    Obwohl Lee diesen legendären Gordon McGraigh noch niemals gesehen hatte, gab es doch kaum einen Zweifel, daß es sich bei dem Mann, der mitten im Zimmer auf dem Teppich lag, um den Hausbesitzer handelte. Lee trat zögernd näher. Gordon McGraigh lag auf dem Rücken; das linke Bein war leicht angewinkelt, die Arme ruhten dicht am Körper. Die Augen des Toten waren weit geöffnet. Obwohl ihr starrer gläserner Blick kaum einen genau definierbaren Ausdruck wiedergab, schien es Lee doch so, als trügen die Züge McGraighs noch Spuren jenes Erschreckens, das er empfunden haben mußte, als ihm klar geworden war, daß er nicht die Kraft und die Macht besaß, seinem Mörder zu entrinnen.  
    Die beiden Einschüsse lagen dicht beieinander, genau in Höhe des Herzens. Das Blut, das McGraighs Hemd getränkt hatte, war noch nicht verkrustet. McGraigh war noch nicht lange tot. Lee dachte flüchtig an Dinah. Hatte sie es getan? Hatte sie da unten an der Tankstelle nur eine Komödie inszeniert? Hatte sie den Vater getötet, um aus diesem goldenen Käfig zu entkommen?
    Lee schüttelte den Kopf. Er hielt das nicht für wahrscheinlich. Fest stand, daß McGraigh höchstens zwanzig oder dreißig Minuten tot war. Befand sich der Mörder noch im Haus ? Lee merkte, wie ihn eine Gänsehaut überlief.
    Wenn der Mörder noch hier war, würde er Wert darauf legen, jeden Zeugen aus dem Wege zu räumen. Lee wandte sich um. Er blickte in die Halle. Nirgendwo rührte sich etwas. Ich hätte dem Mörder doch begegnen müssen! dachte er verzweifelt. Es gibt doch nur diese eine Auffahrt.
    Dann fiel ihm ein, daß er immerhin eine halbe Stunde benötigt hatte, um von der Tankstelle nach hier zu gelangen — ganz zu schweigen von den mehr als zehn Minuten, die ihn der Aufstieg gekostet hatte. Wenn der Mörder unmittelbar nach Dinahs Abreise zugeschlagen hatte, war ihm genügend Zeit geblieben, mit seinem Raub zu verschwinden. Daß der Täter nicht aus Rache, sondern aus Geldgier getötet hatte, stand für Lee fest. Plötzlich mußte er an Getty denken. Irgend jemand war Getty zuvorgekommen!
    Aber wer?
    Lee musterte das Gesicht des Toten, als könnte es ihm Auskunft über diese Frage geben. Gordon McGraigh war ein recht gut aussehender Mann gewesen; er hatte ein gebräuntes, aristokratisch anmutendes Gesicht mit dichtem, silbergrauem Haar. Lee gab sich einen Ruck. Er konnte und durfte es sich nicht leisten, hier herumzustehen. Es war höchste Zeit, daß er aktiv wurde und etwas unternahm! Er blickte auf die Uhr. Es war wenige Minuten nach halb vier. Getty hatte ihm Anweisung gegeben, spätestens um fünf aus dem Ort zu verschwinden. Vorher würde also weder Getty noch der Mann auftauchen, den Getty unter Umständen den Mordauftrag erteilt hatte.
    Dinah war unterwegs, und sonst gab es wohl niemand, der die McGraighs besuchte.
    Er hatte also fast anderthalb Stunden Zeit, um sich in dem Haus umzusehen und nach den Schätzen zu suchen, die darin verborgen sein mußten.
    Das war viel, sogar sehr viel Zeit — aber es war weniger als nichts, wenn es zum Beispiel notwendig sein würde, einen Tresor zu öffnen. Und dann blieb noch immer die quälende Frage, ob der Mörder ihm nicht schon zuvorgekommen war. Lee ging auf die Verbindungstür zu, die zum Nebenraum führte, und öffnete sie. Auch hier war
    es infolge der herabgelassenen Fensterläden ziemlich dunkel. Lee knipste das Licht an. Er stieß einen lauten Fluch aus, als er die weit offen stehende Tür des Tresors bemerkte. Mit ein paar Schritten war er an dem Safe. Nur ein paar leere Fächer gähnten ihm entgegen. Lee faßte sich an den Hals. Er hatte plötzlich das Gefühl, etwas trinken zu müssen, ein Brandy oder Whisky, irgend etwas, das ihm über diese Enttäuschung hinweg half. Er schaute sich um und entdeckte einen kleinen, mit vielerlei Flaschen bestückten Barwagen. Er nahm sich eine Flasche und füllte ein Glas zur Hälfte mit Whisky. Mit einem Schluck kippte er den Inhalt hinab. Das Getränk trieb ihm die Tränen in die Augen, aber es brachte immerhin auch zustande, daß er sich etwas wohler fühlte und klarer überlegen konnte. Der Mörder war mit der Beute verschwunden. Wohin? Und wer hatte die Tat begangen?
    Ich muß den Mörder fassen, dachte Lee. Nur wenn mir das gelingt, bietet sich die Chance, ihm wenigstens einen Teil seiner Beute wieder abzujagen.
     
    *
     
    Aber wer war der Mörder? Und wie kam man an ihn heran? Lee schaute sich um. Er blickte auf den

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