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Streng vertraulich Kommissar Morry

Streng vertraulich Kommissar Morry

Titel: Streng vertraulich Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Boden, als müßte auf den Teppichen irgend etwas zu finden sein, daß einen Hinweis auf die Person des Täters gestattete. Aber nichts dergleichen war zu sehen. Natürlich, ein Mann, der einen solchen Coup landete, war mit allen Wassern gewaschen. Er würde keinen Fehler begehen — nicht jetzt und nicht später. Lee fühlte, wie sich eine tiefe Hoffnungslosigkeit in ihm ausbreitete. Dann erschreckte ihn der Gedanke, daß vielleicht Getty ein doppeltes Spiel mit ihm trieb.
    Hatte Getty seine, Dirk Lees, Geldgier einkalkuliert und fest damit gerechnet, daß er versuchen würde, in McGraighs Haus einzudringen ? War er es gewesen, der zu diesem Zweck die kleine Pforte offen gelassen hatte?
    Lees Gedanken überstürzten sich. Ja, das war durchaus möglich! Getty hatte es also nicht darauf angelegt, die Polizei auf eine falsche Fährte zu locken — er wollte dem Sheriff gleich den Mörder am Tatort präsentieren!
    Lee eilte zurück in die Halle. Der Innenhof lag leer und verlassen in der prallen Nachmittagssonne. Dem Himmel sei Dank — kein Sheriff! Lee stieß die Luft aus. Ich fange an zu spinnen, dachte er. Trotzdem wurde er den Verdacht nicht los, daß man ihn hintergangen und bewußt betrogen hatte — daß Getty ihm nicht die volle Wahrheit gesagt hatte. Oder war Getty selbst ein Betrogener?
    Lee erschrak abermals. Was war, wenn Getty ihm vorwarf, McGraigh getötet und sich in den Besitz des Tresoreninhaltes gesetzt zu haben?
    Unsinn, dachte Lee — ich muß endlich aufhören, mir den Kopf über diesen Mord zu zerbrechen. Das führt in diesem Stadium zu nichts. Ich mache mich selbst nur verrückt damit! Für mich zählen bloß die Fakten. Und denen zufolge ist Gordon McGraigh ein toter Mann. Danach muß ich mich richten.
    Lee füllte sich zum zweiten Mal das Whiskyglas. Nachdem er es geleert hatte, fühlte er sich bedeutend wohler. Er machte sich daran, das Haus und dessen einzelne Räume zu untersuchen. Obwohl er sämtliche Schränke und Schubladen öffnete, fand er weder Bargeld noch Schmuck. Übrigens war er bei seiner Suchaktion vorsichtig genug, die Klinken und Türgriffe nur mit Hilfe eines Taschentuches anzufassen. Ihm war klar, daß es sein Ende bedeuten würde, wenn man hier seine Fingerabdrücke fand. Nach einer halben Stunde gab er es auf. Ihm kam zum Bewußtsein, daß er hier nur seine Zeit vertrödelte. Der Mörder war mit dem Bargeld, wahrscheinlich auch mit den Smaragden, längst über alle Berge.
    Lee ging nochmals zurück in das große, modern eingerichtete Wohnzimmer. Er hatte das Gefühl, daß sich nur dort, in unmittelbarer Nähe des Toten selbst, eine befriedigende Antwort auf viele Fragen finden ließ. Gordon McGraigh trug eine helle Sommerhose, ein weißes Hemd, und ein blaues Schleifchen. An den Füßen steckten blankgewichste braune Halbschuhe. Lee zögerte. Sollte er dem Toten in die Taschen fassen? Das war fast schon Leichenfledderei.
    Vorsichtig klopfte er zunächst die Hosentaschen ab. Er spürte die Umrisse einer Geldbörse und fischte sie mit zwei Fingern heraus. Das Portemonnaie enthielt immerhin zweihundertzwanzig Dollar und einige Cents. Lee stieß einen Seufzer aus. Besser als gar nichts! Er steckte das Portemonnaie ein und nahm sich vor, es irgendwo im Wald wegzuwerfen. Nachdem er einen letzten Schluck Whisky zu sich genommen hatte, verließ er das Haus und das Grundstück.
    Die Sonne brannte unbarmherzig heiß von einem wolkenlos blauen Himmel. Er war darüber nicht unglücklich. Bei dieser Hitze würde es kaum jemand einfallen, hier draußen spazieren zu gehen. Lee hatte keine Lust, auf dem Weg zur Straße gesehen zu werden. Unabhängig davon war er sich völlig darüber im klaren, daß man den Mord auf sein Konto buchen würde. Er hoffte, daß seine Aufmachung und sein unrasierter Zustand ausreichten, die Sucharbeit der Polizei unmöglich zu machen, aber er war sich dessen plötzlich nicht mehr völlig sicher.
    Auf dem Weg zu der stillgelegten Baumwollmühle, die außerhalb der Ortschaft lag, überlegte er, ob es nicht ratsam sei, einen Zettel für Getty zu hinterlassen. Aber dann schlug er sich diesen Gedanken aus dem Kopf; wenn ein Unberufener den handgeschriebenen Zettel fand, konnte ihm das zum Verhängnis werden. Er entdeckte die von Unkraut überwucherte Baumwollmühle am Rande eines kleinen Wäldchens und legte dort seinen Hut in dem ehemaligen Werkzeugschuppen ab. Er hatte plötzlich das komische Gefühl, dabei beobachtet zu werden, sah aber niemand. Er brauchte

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