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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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rote Flüssigkeit ausgetrunken und begann laut zu schreien. Seine Mutter beugte sich über ihn und steckte ihm mit einer routinierten Bewegung den Zeigefinger hinten in die Windel und roch daran.
    »Aber hallo«, sagte sie, »wir müssen wohl mal raufgehen. Eine neue Windel und dann ein kleines Schläfchen, oder, mein Schätzchen?«
    Das Kind wurde still, als es ein Band von der Mütze fand, auf dem es kauen konnte.
    »Könnten wir wohl ein Bild von Ihnen machen?«, beeilte sich Annika zu fragen.
    Daniella Hermansson riss die Augen auf.
    »Von mir? Nun ja, also, ich möchte ja nicht …«
    Sie lachte und fuhr sich mit einer Hand übers Haar.
    Annika sah sie unverwandt an.
    »Die Frau zwischen den Grabsteinen ist wahrscheinlich ermordet worden«, sagte sie. »Es scheint mir daher wichtig, das Viertel auf die richtige Weise zu beschreiben.
    Ich wohne selbst unten am Kungsholmstorg.«
    Daniella Hermansson riss die Augen noch weiter auf.
    »Mein Gott, ermordet? Hier im Viertel?«
    »Man weiß noch nicht, wo sie gestorben ist, aber sie wurde hier gefunden.«
    »Aber ausgerechnet hier, wo es immer so ruhig ist«, sagte Daniella Hermansson, bückte sich und hob ihr Schätzchen auf den Arm. Das Kind verlor das Band, auf dem es gekaut hatte, und fing wieder an zu schreien.
    Annika griff ihre Tasche fester und ging hinüber zu Bertil Strand.
    »Warten Sie hier«, rief sie Daniella über die Schulter zu.
    Der Fotograf war noch dabei, die Innenseite seiner Eistüte auszulecken, als Annika zu ihm kam.
    »Könnten Sie mal kurz kommen?«, fragte sie leise.
    Bertil Strand knüllte das Papier langsam zusammen und zeigte mit der Handfläche auf den Mann neben ihm.
    »Annika, das hier ist Arne Påhlson, Reporter bei der Konkurrenz. Kennen Sie sich schon?«
    Annika schaute zu Boden, streckte die Hand aus und murmelte ihren Namen. Arne Påhlsons Hand war warm und feucht.
    »Sind Sie fertig mit dem Eis?«, fragte sie säuerlich.
    Bertil Strands Sonnenbräune verdunkelte sich um ein paar Grad. Es gefiel ihm nicht, von einer Sommervertretung zurechtgewiesen zu werden. Statt zu antworten, bückte er sich und nahm seinen Rucksack.
    »Wohin gehen wir?«
    Annika wandte sich um und ging zurück zu Daniella Hermansson. Sie warf einen Blick zum Friedhof hinüber, wo die Beamten in Zivil standen und miteinander sprachen. Das Schätzchen schrie immer noch, aber seine Mutter kümmerte sich nicht um ihn. Sie war dabei, Lippenstift aufzutragen, den sie aus einer kleinen hellgrünen Lippenstiftdose mit Spiegel auf der Innenseite der Klappe geholt hatte. »Was ist das für ein Gefühl, zu erfahren, dass vor Ihrem Schlafzimmerfenster eine tote Frau liegt?«, fragte Annika und machte sich Notizen.
    »Es ist entsetzlich«, antwortete Daniella Hermansson.
    »Wenn man bedenkt, wie oft meine Freundinnen und ich hier spätabends auf dem Heimweg von der Kneipe vorbeigekommen sind. Es hätte ja genauso gut eine von uns sein können.«
    »Werden Sie in Zukunft vorsichtiger sein?«
    »Ja, auf jeden Fall«, erwiderte Daniella Hermansson mit Nachdruck. »Ich werde nie wieder abends durch den Park gehen. Nein, mein kleiner Kerl, bist du so traurig …«
    Daniella bückte sich, um ihren Sohn wieder auf den Arm zu nehmen. Annika schrieb derweil und spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam. Das hier war richtig gut. Das konnte man sogar für die Schlagzeile verwenden, wenn man es ein wenig kürzte.
    »Haben Sie vielen Dank«, sagte sie schnell. »Könnten Sie mal eben zu Bertil schauen? Wie heißt das Schätzchen? Wie alt ist er? Wie alt sind Sie selbst? Und wie wollen Sie tituliert werden …? Im Erziehungsurlaub, okay. Vielleicht sollten Sie nicht so fröhlich gucken …«
    Daniella Hermanssons eingeübtes Filmsternchenlächeln, das sie wahrscheinlich auf allen Urlaubs- und Weihnachtsbildern trug, erstarb. Stattdessen sah sie jetzt verwirrt und unbeholfen aus. Bertil Strand knipste wie mit einem Maschinengewehr und bewegte sich dabei mit vorsichtigen Tanzschritten um die Frau und das Kind herum.
    »Kann ich Sie später nochmal anrufen, falls noch Fragen auftauchen? Wie ist Ihre Telefonnummer? Und der Türcode? Nur für den Fall, dass …«
    Daniella Hermansson drückte ihren laut schreienden Sohn in den Kinderwagen und wippte ihn an den Absperrungen der Polizei vorbei. Zu ihrem Entsetzen sah Annika, wie Arne Påhlson von der Konkurrenz auf Daniella zuging und sie begrüßte, als sie vorbeikam. Glücklicherweise schrie aber das Kind dermaßen, dass die Frau nicht stehen

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