Stürmisch verliebt auf Mallorca
plätschern, dann knackte unter ihren Füßen ein Zweig. Sie zuckte zusammen.
„Mach schon!“, hörte sie wieder. „Da war ein Geräusch … lass uns abhauen!“
„Fertig …“
Lilian hielt die Luft an. Hoffentlich kamen die Männer nicht in ihre Richtung! Doch die dumpfen, leisen Schritte entfernten sich. Eine Weile blieb sie noch hinter dem Busch hocken, bevor sie es wagte, sich aufzurichten: Das Wasser des Teichs glitzerte im Mondlicht, und sie glaubte, die Schatten der Fische darin zu erkennen. Was hatten die beiden Kerle nur am Teich zu suchen gehabt? Sie machte sich auf den Rückweg, während ihre Gedanken durcheinanderwirbelten. Am frühen Morgen würde sie noch einmal zurückkommen, denn irgendetwas stimmte hier nicht, die ganze Sache war höchst verdächtig. Und es hatte garantiert mit Benita zu tun … So wie vielleicht die Sache mit dem Schmuck?
Lilian sah hinauf zu den Sternen. Wieder befielen sie Kummer und Verzweiflung. Denn scheinbar gab es unter auf der ganzen Welt niemanden, der die Wahrheit wissen wollte.
Der Anblick war verheerend. Kalt lief es Ramiro den Rücken hinunter, als er sah, wie der Gärtner und ein Gehilfe die aufgeblähten Leiber der toten Goldfische aus dem Wasser fischten.
Immer mehr neugierige Gäste begannen sich am Teich zu versammeln. Gedämpft drangen Gesprächsfetzen zu ihm herüber. Entsetzen stand in den Gesichtern. Ein Kind fing an zu weinen. Ramiro wusste, dass er hier nichts mehr retten konnte. Bestimmt würde es sich wie ein Lauffeuer herumsprechen, dass das Vorzeige-Biotop keines mehr war. Wie hatte das nur passieren können? Er hatte doch stets auf die richtige Wassertemperatur geachtet und für den erforderlichen Sauerstoffgehalt sorgen lassen! Und trotzdem war passiert, was nicht hätte passieren dürfen: Das Biotop war gekippt, und das war nicht nur traurig, sondern ein weiterer Schlag gegen sein so vorbildliches Öko-Image. Erst der Vorfall im „Cielo Verde“ und nun auch noch hier! Langsam konnte er sich des Gefühls nicht mehr erwehren, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zuging. Ach was! rief er sich zur Ordnung. Es handelt sich um eine Verkettung unglücklicher Umstände, es ist einfach Pech . Und es war nicht zu ändern.
Ramiro hob den Blick in den dunstigen Himmel. Es würde ein heißer Tag werden, und ein schwerer obendrein. Die tiefe Enttäuschung über Lily saß ihm in den Knochen, er hatte nur wenig geschlafen und in der Nacht ein bisschen zu viel getrunken. Und gerade heute musste er sich seinen Gästen in Top-Form und voller Optimismus präsentieren. Musste beschwichtigen und erklären, damit nicht auch hier die Gäste abreisten. Einen weiteren finanziellen Schaden würde er nicht so einfach auffangen können. Es war wie verhext. Die toten Fische sahen erbärmlich aus.
Lilian verlangsamte den Schritt. Was war denn am Teich los? Warum hatten sich dort in aller Frühe so viele Menschen versammelt? Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als sie Ramiro erkannte, der etwas abseits stand. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und starrte vor sich hin. Sie zögerte und wusste gleichzeitig, dass dies wahrscheinlich die letzte Möglichkeit war, noch einmal mit ihm zu sprechen, bevor sie abreiste. Und sie musste einfach mit ihm reden! Sie konnte ihn nicht in dem Glauben lassen, dass sie den Schmuck in seinem Apartment hatte stehlen wollen! Er musste ihr einfach zuhören …!
Als sie näher kam, weiteten sich ihre Augen ungläubig. Auf der Wasseroberfläche trieben haufenweise tote Fische, die aufgeblähten Bäuche nach oben gedreht. Was für ein fürchterlicher Anblick! Was war denn hier passiert?
In diesem Moment hob Ramiro den Blick und sah sie an. Ein Schauer lief Lilian über den Rücken, denn noch nie hatte sie ihn in solch düsterer Stimmung gesehen.
Doch nicht nur deswegen erschauderte sie, sondern auch, weil sie sich plötzlich an die beiden Männer erinnerte, die sie in der Nacht gesehen hatte. Waren sie für das Fischsterben verantwortlich? Aber ja, beantwortete sie sich ihre Frage selbst. Ein Blinder konnte sehen, dass es hier einen Zusammenhang gab. Und egal, was Ramiro ihr angetan hatte, weil er sie für eine Diebin hielt. Sie musste ihm sofort von ihren Beobachtungen erzählen.
Aus dem Augenwinkel nahm Ramiro wahr, dass Lily auf ihn zukam. Sie wollte doch nicht etwa mit ihm sprechen? Er hatte wirklich Wichtigeres zu tun! Gleichzeitig stieg Groll in ihm auf. Er musste verrückt gewesen sein, diesen Teich anzulegen. Und zum
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