Stürmisch verliebt auf Mallorca
Teufel mit den Liebeslilien! Doch anfangs hatte er ja alles, was sie sagte und tat, entzückend gefunden. Was für eine Verblendung! Ramiro seufzte unhörbar. In gewisser Weise ließ sich der Zustand des Biotops als ein Gleichnis auffassen. Er zeigte unübersehbar, wie es um sein Verhältnis zu seiner vermeintlichen Traumfrau bestellt war. Nein, es gab nichts hinzuzufügen. Egal, was Lily noch sagen wollte, er hatte genug.
„Ramiro, bitte!“
Da war sie auch schon bei ihm. Er vermied es, sie anzusehen, und wandte sich ab.
Lilian kämpfte ihre Verletztheit nieder, denn es ging um mehr als ihr persönliches Befinden. Hier waren vielleicht Kriminelle am Werk, die Ramiro schaden wollten. Doch auch für sich selbst würde sie jetzt noch einmal sprechen. „Eine Minute, Ramiro! Gib mir eine Minute Zeit! Es ist wirklich wichtig!“
Ramiro blieb stehen, doch er drehte sich nicht zu ihr um. Also gut. Sie holte Luft.
„Ich habe zwei wichtige Dinge zu sagen. Erstens, ich war es nicht, die den Schmuck genommen und in der Tasche versteckt hat!“, begann sie verzweifelt.
Ramiro machte Anstalten weiterzugehen.
„Warte!“
„Leise!“ Er fuhr zu ihr herum. „Siehst du nicht, dass ich schon genug Probleme habe? Möchtest du mir jetzt auch noch eine Szene machen?“ Seine Augen funkelten wütend.
Sie atmete tief durch. „Hör zu. Bei dem, was hier passiert, hat Benita ihre Hand im Spiel. Mit Benita stimmt was nicht …“
Ramiro sah sie nur vernichtend an.
„Ich habe da letzte Nacht etwas beobachtet …“, versuchte es Lilian noch einmal.
Ramiro machte eine harsche Handbewegung, um sie zu unterbrechen. Eine unerträgliche Spannung lag in der Luft.
„Egal, was du mir erzählen willst, Lilian. Ich kann dir nicht mehr glauben. Verstehst du das nicht? Es ist vorbei.“ Dann drehte er sich um und ging davon.
Lilian sackte in sich zusammen. Sie hatte wirklich alles versucht. Eine Träne stahl sich aus ihrem Augenwinkel und lief ihr über die Wange.
„Leb wohl“, flüsterte sie mit brüchiger Stimme.
10. KAPITEL
„Bist du dir da wirklich sicher?“ Das Erstaunen in der Stimme seines Vaters war nicht zu überhören.
Ramiro stand vom Schreibtisch auf und trat ans Fenster. Er sah auf den Poolbereich hinunter, wo sich braun gebrannte Touristen in der Sonne aalten. Beide Resorts waren ausgebucht, doch die Vorkommnisse vor über zwei Monaten – erst der Skandal mit dem verdorbenen Essen, dann das Fischsterben – hatten zwischenzeitlich dazu geführt, dass die Auslastung zurückgegangen war. Sein Vater hatte sich von der Zwischenbilanz wenig begeistert gezeigt. Da war es wichtig, ihm nun eine Freude zu machen.
„Ja, wir werden uns verloben.“ Ramiro sah wie so oft auf den Platz am Schwimmbecken, wo Lily sich gesonnt hatte. Sonst verspürte er dabei immer einen schmerzlichen Stich, doch diesmal regte sich in seinem Inneren keine nennenswerte Empfindung mehr. Er dachte inzwischen seltener an die Engländerin. Und das war auch gut so.
„Aber du wolltest doch nie im Leben etwas mit dem Díaz-Clan zu tun haben!“, wandte sein Vater verblüfft ein.
Das stimmte. Es gab wohl niemanden, der den Machenschaften dieser Familie so skeptisch gegenüberstand wie er. Für seinen Vater waren sie zwar immer ernst zu nehmende und bisweilen gefürchtete Konkurrenten gewesen, aber er hatte sie nie so scharf verurteilt wie Ramiro.
„ Nun , auch beim Díaz - Clan zeichnet sich ein Bewusstseinswandel ab . “ Er drehte sich zu seinem Vater um . „ Ökologie ist zum Glück fast überall ein Thema . Sonst wäre dieser Schritt mit meinem Gewissen unvereinbar , da hast du recht . Aber vor allem geht es doch darum , dass ich mein Versprechen halte und endlich heirate . “
Sein Vater musterte ihn befremdet, und Ramiro war irritiert. „Dass die Verbindung mit Benita auch Vorteile für unser Unternehmen mit sich bringt, ist ein erfreulicher Nebeneffekt“, fuhr er fort und fragte sich gleichzeitig, was er da von sich gab. Als wäre diese Ehe ein besonders lukratives Geschäft!
„Und … was ist mit Liebe?“, fragte sein Vater betont vorsichtig.
Augenblicklich wurde Ramiro zornig: „Wieso fragst ausgerechnet du mich das? Du hast mich doch immer unter Druck gesetzt! Du wolltest sogar die Resorts verkaufen, wenn ich nicht endlich heirate. Du wolltest nicht warten, bis ich mich freiwillig binde!“
Sein Vater sah ihn nachdenklich an. Tatsächlich schien er über Ramiros Heiratspläne eher betroffen zu sein als erfreut. „Ja, das
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