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Stürmische Eroberung

Stürmische Eroberung

Titel: Stürmische Eroberung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dickson
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Prudence konnte ihre Neugier nicht länger bezähmen und legte Thomas eine Hand auf den Arm. "Weshalb ist Adam heute nicht bei uns? Ich war sicher, er würde dich zu uns begleiten."
    "Adam verbringt die Nacht im Palast. Er will gleich bei Tagesanbruch nach Marlden Green aufbrechen."
    "Wozu diese Eile?"
    "Er will das Haus herrichten, weil seine Gemahlin bald hier eintreffen wird."
    Als ob sie die Worte nicht richtig gehört hätte, sah Prudence ihn verständnislos an. "Gemahlin?" wiederholte sie dann beinahe tonlos.
    "Richtig", antwortete er und zerteilte dabei einen Apfel, so dass ihm die plötzliche Blässe der Schwester entging. "Wusstest du denn nichts davon? Es überrascht mich, dass Arabella es dir nicht erzählt hat. Nun, die Hochzeit ist noch nicht lange her, und seitdem haben die Ereignisse sich ja förmlich überschlagen. Wahrscheinlich hat Arabella daher schlicht vergessen, es zu erwähnen."
    "Wer … wer ist seine Frau?" fragte sie scheinbar leichthin.
    "Die kleine Schwester meiner eigenen geliebten Gemahlin – Lucy. Damit ist Adam nun mein Schwager. Seine Frau ist noch bei Verity in Le Hague. Die beiden pflegen ihren Onkel. Hoffentlich wird es ihm bald gut genug gehen, dass er die Reise nach England antreten kann. Dann sind wir endlich alle zusammen."
    Prudence' Träume zerplatzten wie eine Seifenblase. Wortlos sah sie Thomas an. Sie konnte es einfach nicht fassen. Das konnte der Himmel einfach nicht zulassen! Mit zitternden Fingern umfasste sie den Weinkelch. Der Raum schien sich um sie zu drehen. Adam hatte eine andere geheiratet! Nein, das war unmöglich. Und doch war es geschehen. Oh, was war sie doch für eine Närrin gewesen. Wie hatte sie nur glauben können, er würde auch nur einen Gedanken an sie verschwenden, wenn er umgeben von all diesen Schönheiten des Hofes in Frankreich lebte!
    Jetzt sah Thomas, wie blass die Schwester war. "Aber Prudence, was ist mit dir? Fühlst du dich unwohl?"
    Sie zwang sich zu einem Lächeln. "Nein, es ist alles in Ordnung. Wirklich, Thomas. Vielleicht habe ich einen kleinen Schluck zu viel vom Wein getrunken, mehr nicht. Sei mir nicht böse, aber ich werde einen Augenblick hinausgehen und ein wenig frische Luft schnappen, dann bekomme ich schnell wieder einen klaren Kopf."
    Rasch eilte sie durch den Saal, um im Garten des Innenhofs Zuflucht zu suchen. Tatsächlich hatte sie nicht vor, allzu bald wieder auf dem Fest zu erscheinen. Gerade als sie hinaustrat, traf noch ein später Gast ein, der einen Blick auf ihre schwingenden tiefblauen Röcke erhaschte.
    Prudence ging die Steinstufen hinab in den dunklen Garten, der nur von einigen Laternen erhellt wurde und vom Licht, das aus den Fenstern drang. Traurig schlenderte sie hinüber zu der Ulme, die ein Stück vom Haus entfernt stand, und lehnte sich seufzend gegen den dicken Stamm des Baumes. Die Welt um sie herum schien zu versinken, und sie hörte weder das Lachen und Rufen der Feiernden auf den Straßen noch das der Gäste im Haus. Der eigene Schmerz löschte alles aus. Zweifellos würde sie an gebrochenem Herzen sterben.
    Plötzlich erschien eine dunkle Gestalt im Türrahmen und sah sich suchend um. Prudence stockte der Atem. Zunächst glaubte sie, Thomas wäre ihr nachgegangen, doch die Gestalt war größer und breitschultriger als der Bruder. Mit einem Mal wusste sie, wer dort stand. Lord Fox. Bei Nacht wirkte er finster und gefährlich. Eilig versteckte sie sich hinter dem Stamm der Ulme und betete im Stillen, der Gentleman möge sie nicht finden. Aber im Schein der Laterne musste wohl das Blau ihres Kleides aufgeleuchtet haben, denn Fox stieg die Stufen hinab und kam auf sie zu.
    Mit jedem seiner Schritte auf dem Kopfsteinpflaster des Hofes klopfte ihr das Herz ängstlicher in der Brust. Er hatte das Licht im Rücken, so dass Prudence sein Gesicht nicht zu erkennen vermochte. Unverwandt beobachtete sie die dunkle Gestalt und glaubte zu fühlen, wie die Nacht sie selbst förmlich verschlang.
    Als er schließlich vor ihr stehen blieb, maß er sie von Kopf bis Fuß mit einem eindringlichen Blick. Zweifellos entging ihm auch nicht das kleinste Detail. Ihr Pulsschlag raste, und sie wäre am liebsten an dem aufdringlichen Mann vorbeigelaufen und in die Sicherheit des Hauses geflüchtet. Doch die Beine versagten ihr die Gefolgschaft. Fragend schaute sie zu ihm auf, und ihre Blicke trafen sich.
    Wie groß dieser Mann war! Schweigend und geheimnisvoll stand er vor ihr. In seinen Augen lag ein sonderbarer Schimmer, und

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