Stürmische Eroberung
das lange schwarze Haar fiel ihm bis auf den Kragen. Jetzt konnte Prudence auch seine Gesichtszüge ausmachen: das entschlossene Kinn, die hohen Wangenknochen, die gerade Nase. Seine ganze Ausstrahlung verriet, wie Recht Mary mit ihren Geschichten über Lord Fox' Heldentaten und Abenteuer hatte. Dies war ein Mann, den seine Feinde ebenso sehr fürchteten wie ihn die Freunde liebten.
Er wirkte nicht nur ausgesprochen attraktiv, nein, es umgab ihn auch ein Hauch von Gefahr. Dennoch nahm Prudence all ihren Mut zusammen, sah ihm weiter fest in die Augen und spürte, wie erneut Zorn in ihr aufflammte, da sie sich an seine Unverschämtheiten auf der Straße erinnerte und daran, wie er sie zum Gespött der Leute gemacht hatte.
"Also sind Sie es tatsächlich", begann sie einigermaßen frostig.
"Wie Sie sehen, Miss Fairworthy", antwortete er mit tiefer Stimme. "Welch Glück, dass wir einander hier begegnen."
"Tatsächlich bin ich hinausgegangen, um ein wenig allein zu sein. Wenn Sie ein Gentleman sind, werden Sie mich also nicht weiter belästigen, Lord Fox. Ich darf Sie bitten, mich nun wieder zu verlassen." Trotzig hob sie das Kinn. "Ihre Gesellschaft ist mir nicht willkommen." Sie wünschte nichts sehnlicher, als dass er endlich verschwinden möge. Keinesfalls durfte er herausfinden, wie tief sein Kuss sie verunsichert hatte – und welche Empfindungen seitdem in ihr tobten. Und dies war kaum zu verbergen, schon gar nicht vor einem Lucas Fox, der zweifellos ein Meister darin war, die Begierde einer Frau zu wecken. Verunsichert wandte sie den Kopf ab, um sich nicht länger seinem eindringlichen Blick auszusetzen.
Er lächelte ein wenig spöttisch beim Anblick des erhobenen Kinns. Ihr Profil wirkte in der Dunkelheit wie eine zarte elfenbeinfarbene Kamee, und in ihrem Haar spielte eine leichte Brise. Sie war wirklich eine faszinierende Frau. Stolz, eigensinnig und unerzogen, sicherlich, aber sie hatte ein gewisses Etwas, das ihn an sinnliche Liebesnächte denken ließ. Jeder Mann würde sich nach Prudence umdrehen, und die Tatsache, dass sie Thomas' Schwester war, machte sie noch begehrenswerter.
"Die heutige Nacht sollte niemand allein verbringen", flüsterte er ihr zu. "Die Rückkehr des Königs ist schließlich ein Anlass zu großer Freude, oder etwa nicht?"
"Durchaus. Und ich war auch allerbester Stimmung, bis Sie hier erschienen sind. Warum sind Sie nicht bei den Feierlichkeiten in Whitehall geblieben? Die müssen doch weit aufregender sein als unser Diner", erklärte sie schnippisch.
"Da haben Sie zweifellos Recht", stimmte er zu. "Aber ich bin es Leid, die Damen bei Hofe zu betrachten."
"Also sind Sie nach Maitland House gekommen, weil sie hier die größeren Schönheiten anzutreffen hoffen?"
"Genau." Er lächelte viel sagend. "Und ich darf Ihnen erfreut versichern, dass ich fündig geworden bin."
"Wissen Sie denn wirklich nichts Besseres mit Ihrer Zeit anzufangen, als den Frauen nachzustellen, Lord Fox?" fragte Prudence vorwurfsvoll.
Spöttisch sah er sie an. "Verzeihen Sie, falls ich aufdringlich erscheine, Miss Fairworthy, aber ein Mann bedarf nun einmal der Zerstreuung, und ich war lange fort aus England."
"Sie werden mir wohl kaum weismachen wollen, es hätte am Hof im Exil nicht genügend Damen gegeben, Lord Fox?" gab sie scharf zurück. Leider kannte sie die Antwort auf diese Frage bereits, denn schließlich hatte Adam dort Lucy Ludlow kennen gelernt.
"Ich hielt mich nicht bei Hofe auf."
"Ich verstehe", antwortete sie und hätte ihn am liebsten über seine Reisen in den Orient ausgefragt. Doch es gelang ihr, die Neugier zu bezähmen. Es kam schließlich überhaupt nicht infrage, mit diesem Mann ein gewöhnliches Gespräch zu führen, nachdem er sie öffentlich auf eine Weise bloßgestellt hatte, wie kein Mann es je zuvor gewagt hatte. "Wollen Sie mich nun also endlich wieder allein lassen?"
Kühl überging er diese Bitte, wandte den Kopf ein wenig, und das Licht der Laterne schien ihm nun ins Gesicht. Lässig lehnte er sich gegen den Baumstamm, verschränkte die Arme vor der Brust und sah Prudence in die Augen.
Sie konnte nicht anders, als seine Erscheinung in dem mit Silber durchwirkten mitternachtsblauen Samt zu bewundern. Von den glänzenden Schuhschnallen bis zu den schwarzen Locken war er ein vollkommenes Abbild makelloser Eleganz. Mit den breiten Schultern und den muskulösen Beinen wirkte er wie ein Athlet, und der dunkle Teint verriet seine Reisen in ferne Länder.
"Ich möchte für
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