Stürmische Flitterwochen an der Adria - Lindsay, Y: Stürmische Flitterwochen an der Adria
hatte immer noch Pflichten zu erfüllen, auch wenn es ihm nicht behagte. Als er aufsah, bemerkte er, dass Giselle ihn aufmerksam beobachtete. Beinahe so, als warte sie darauf, dass er ihren Verdacht bestätigte.
„Das ist eine Angelegenheit zwischen mir und meiner Frau. Du kannst jetzt ins Büro zurück, Giselle“, erklärte er bestimmt und sah auffordernd zur Tür.
Widerwillig verließ Giselle das Besprechungszimmer, aber ihre Worte hatten ihre Wirkung auf ihn nicht verfehlt. Alex ärgerte sich darüber, dass sein Geschäft ihn so in Anspruch nahm und er nicht bemerkt hatte, was mit seiner Frau los war.
Loren wusste nicht zu sagen, was sie eigentlich zu dem Friedhof gezogen hatte. Eigentlich war sie in die Stadt gefahren, um beim Shoppen auf andere Gedanken zu kommen und vielleicht etwas zu essen, um später ins Schloss zurückzukehren. Aber irgendwas hatte sie dazu bewogen, zu der alten Kirche an der Küste zu fahren, wo jahrhundertealte Grabsteine neben ganz modernen auf dem Friedhof zu finden waren.
Nachdem sie ihren Wagen auf dem Parkplatz abgestellt hatte, betrat sie das Gelände durch das alte Holztor und ging zu dem Familiengrab der Dubois’. Es war nicht schwierig, die Grabstelle ihres Vaters zu finden, da der Marmorstein der neueste unter all den anderen war. Loren kniete sich ins Gras und zupfte etwas Unkraut heraus, das neben dem Grabstein wuchs.
„Oh, Daddy, hast du dir jemals vorstellen können, was aus dem Pakt werden könnte, den du und Raphael vor so langer Zeit geschlossen habt?“, fragte sie. Der Wind frischte plötzlich auf und schien ihre Worte mit sich fortzutragen.
Sie vermisste ihren Vater immer noch so sehr. Als ihre Mutter ihr damals mitgeteilt hatte, dass Francois an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben war, war er bereits beerdigt gewesen. Loren hatte nie eine Chance gehabt, sich von ihm zu verabschieden.
Als sie das letzte Mal miteinander telefoniert hatten, hatte er sie darum gebeten, ihr Versprechen zu halten, das sie ihm gegeben hatte, bevor sie Isla Sagrado verlassen musste.
Sie hatte noch immer seine tiefe Stimme bei ihrem letzten Telefonat im Ohr. „Loren, du musst immer der Stimme deines Herzens folgen. Immer. Versprich mir das.“
„Ja, Dad, das verspreche ich“, wiederholte Loren die Worte jetzt und sprach sie laut aus. „Aber es ist nicht so einfach, weil der Mann meines Herzens nicht so empfindet wie ich.“
Sie schloss die Augen und neigte ihren Kopf, in der Hoffnung, etwas von der Weisheit und Liebe ihres Vaters empfangen zu können, um ihr bei ihrer Entscheidung zu helfen. Sollte sie die Bedingungen des Ehevertrages akzeptieren oder Alex das Kind verweigern, das ihm so am Herzen lag?
Folge der Stimme deines Herzens. Doch was sagte ihr diese Stimme noch? Ihr ganzes Leben lang hatte sie geglaubt, Alex’ Lebensgefährtin zu sein. Jetzt wusste sie, wie naiv das gewesen war. Das Problem war nur, dass ihre Liebe für Alex nicht geringer geworden war – sie hatte sich lediglich verändert. Aus kindlicher Bewunderung war das Gefühl geworden, dass sie ihn brauchte wie die Luft zum Atmen.
Was sollte sie also tun? Wollte sie eine enttäuschende Ehe wie ihre Eltern führen oder um das kämpfen, wonach sie sich sehnte und was ihr als Alex’ Ehefrau zustand?
Loren küsste ihre Fingerspitzen und berührte damit den Grabstein ihres Vaters. „Ich liebe dich, Dad, und werde es immer tun.“
Gib niemals auf, hatte er gesagt.
Plötzlich war ihr klar, was sie zu tun hatte. Wenn sie wollte, dass Alex ihr Ehemann war, dann musste sie um ihn und um ihr Recht kämpfen, seine Partnerin und die Mutter seiner Kinder zu sein. Es war sicher nicht zu viel verlangt, dass er ihr zumindest treu war, zumal sie offensichtlich körperlich so gut miteinander harmonierten. Wenn sie ihn nur davon überzeugen könnte, ihnen beiden eine Chance zu geben, würde sie ihm beweisen, dass ihre Ehe funktionierte.
Entschlossen stand sie auf und straffte sich, bevor sie zum Auto zurückging. An diesem Abend würde sie mit ihrem Mann über ihre Forderungen sprechen, und auf die eine oder andere Weise würde sie eine Antwort erhalten.
Doch was, wenn seine Antwort negativ ausfiel? Loren schüttelte den Kopf, als könnte sie so den Gedanken verdrängen, bevor er sich in ihrem Kopf festsetzte. Sie konnte sich nicht leisten zu versagen. Nicht wenn ihr Herz auf dem Spiel stand.
Zurück im Schloss, hörte Loren von der Haushälterin, dass Alex an diesem Abend mit ihr und Abuelo essen würde.
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