Stürmische Liebe in Cornwall
ihm viel zu geben, vielleicht mehr, als er dir geben kann.“
Marianne wurde eine Antwort erspart, weil ihre Mutter und Lady Edgeworthy kamen, um Lord Wainwright zu begrüßen, und sich ausführlich erzählen ließen, wie es zu seinem Armbruch gekommen und ob alles gut verheilt war.
Als dann der Tee serviert wurde, erschien auch Lady Wainwright wieder, und so konnte Marianne sich erst eine gute Stunde später davonstehlen.
Jo folgte ihr. „Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, mit dir allein zu sein!“, rief sie übermütig. „Mir ist, als wärest du seit Ewigkeiten fort gewesen, dabei ist es doch nicht so lange her. Und nun wirst du bald verheiratet sein!“
„Ja …“ Marianne strahlte. „Ich kann es selbst kaum glauben, Jo. Bin ich nicht glücklich?“
„Was das betrifft, meine ich, er ist der Glückliche, weil er dich bekommt. Wichtig ist mir jedoch nur, dass du glücklich bist.“
„Ich war nie glücklicher. Ich kann kaum erwarten, getraut zu werden.“
12. KAPITEL
Ein klarer, frischer Morgen brach an, als Marianne erwachte und sich bewusst wurde, dass ihr Hochzeitstag gekommen war. Obwohl die Sonne schien, wehte eine kühle Brise, denn es war inzwischen Oktober. Zumindest regnete es nicht wie die Tage zuvor, in denen die Mädchen ans Haus gefesselt gewesen waren. Doch wie früher im Pfarrhaus hatten sie ihr enges Beisammensein genossen.
Drew hatte drei Tage mit Marianne und ihren Schwestern verbracht, offensichtlich ganz zufrieden und heiter in dieser Gesellschaft, dann hatte er wegen dringender Angelegenheiten nach Marlbeck zurückkehren müssen.
Als er sich im Kleinen Salon von ihr verabschiedete, hatten die beiden Mädchen das Paar taktvoll allein gelassen.
Nach einem langen sehnsüchtigen Kuss hatte er seine Liebste bedauernd angesehen. „Diese letzten Tage haben mir viel Spaß gemacht. Es war schön, dich mit deinen Schwestern zusammen zu erleben, meine Liebste. So konnte ich eine Seite des Lebens erfahren, die mir stets verwehrt war; ich wünschte, ich könnte noch bleiben, doch es ist einiges zu regeln, ehe wir unsere Italienreise antreten.“
„Natürlich musst du dich darum kümmern“, hatte Marianne erklärt, und dabei hatte so tiefe Liebe aus ihren Augen gestrahlt, dass ihm die Kehle eng geworden war. „Es ist ja nicht mehr lang bis zur Hochzeit.“
Und nun war der Tag tatsächlich gekommen; heute Vormittag würden sie getraut werden.
„Ach, wie schön du bist!“, rief Lucy, die ins Zimmer platzte, als Marianne eben fertig angekleidet war. „Ich habe hier etwas – mein Geschenk für dich, liebste Schwester. Ich habe es selbst gemacht.“ Sie reichte Marianne ein Strumpfband aus blauer Seide. „Es soll dir Glück bringen.“
„Das wird es sicher“, sagte Marianne und küsste Lucy dankbar auf die Wange.
Auch Jo erschien mit ihrem Geschenk, einem in Leder gebundenen Album, das Marianne gleich neugierig aufschlug. Jo hatte darin ihre Lieblingsgedichte, von gepressten Blüten umrahmt, festgehalten, außerdem Anleitungen zur Anfertigung von Schönheitscremes und Lotionen, Rezepte für Teegebäck und zuletzt eine Strähne vom Haar ihres Vaters, die sie geflochten und zu dem Buchstaben „M“ geformt hatte.
„Ach, Jo“, rief Marianne mit Tränen in den Augen, „wie wunderbar! Ich werde es immer in Ehren halten!“
„Nun, du wirst von Drew so viele Kleider und Schmuck bekommen, wie du nur begehrst, doch dies hier wird dich immer an deine Familie erinnern und daran, wie wir alle zusammen waren.“
„Ach ja; aber du weißt, dass Drew gesagt hat, er wird meine Familie stets willkommen heißen, so oft ihr uns auch besuchen werdet.“
„Ja …“, Jo schnupfte auf, „… doch das ist nicht ganz dasselbe, nicht wahr?“
Das bestätigte Marianne natürlich. „Ich habe die schönste Kindheit gehabt, die man nur haben kann. Dieses Glück werde ich nie vergessen.“
„Und daran soll dich das Buch erinnern“, sagte Jo.
Nun kamen auch Mama und Großtante Bertha und überreichten ihre Gaben, ehe sie sich alle gemeinsam in den Salon begaben, wo auf einem Tisch die kostspieligen Geschenke aufgebaut waren, die auf Marianne und ihren Marquis herabgeregnet waren – viel mehr als erwartet und teilweise von Leuten, die Marianne nicht kannte und die auch nicht eingeladen waren.
„Lass dich nur nicht davon schrecken, Liebste“, meinte Drew, auf ein beeindruckendes Teeservice aus purem Silber weisend, das der Earl und die Countess of Sawston geschickt hatten. „All diese
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