Stürmische Romanze
erregend?
„Hier.“ Wenn das Paket nicht ein kleines Vermögen wert gewesen wäre, hätte sie es ihm einfach zugeworfen. Stattdessen musste sie es ihm so vorsichtig in die Arme legen, als wäre es ein neugeborenes Baby. Ihre Hände streiften einander, und Kate erschauerte unwillkürlich. Sie hoffte, dass Giovanni es nicht bemerkte. „Ich bringe die anderen Sachen hinein“, erklärte sie betont gleichmütig, um ihre Erregung zu überspielen.
Doch Giovanni war es nicht entgangen – schließlich war ihm Ähnliches schon oft passiert. Und wie alle Männer war auch er schon des Öfteren in Versuchung geführt worden. Er hatte jedoch noch nie einem flüchtigen Verlangen nachgegeben. Dafür war sein Ehrgefühl zu groß. Allerdings konnte er sich nicht erinnern, jemals ein so starkes Begehren verspürt zu haben wie jetzt. Ohne etwas zu erwidern, wandte er sich um und ging zum Haus.
Lady St. John erwartete sie im blauen Salon und lächelte, als Giovanni das schwere Paket hereinbrachte und auf einen Tisch legte.
„Möchten Sie, dass wir Sie allein lassen?“ fragte sie Kate, die nach Giovanni eingetreten war.
„Ja, das wäre sehr nett“, erwiderte Kate dankbar, denn sie wollte nicht, dass Giovanni ihr bei der Arbeit zusah.
„Danach werden Sie uns doch hoffentlich beim Mittagessen Gesellschaft leisten?“
Normalerweise nahm Kate diese Einladung immer an. Sollte sie es heute jedoch auch tun, während Lady St. Johns arroganter Patensohn anwesend war? Nein danke, dachte Kate. „Es ist wirklich nett von Ihnen, ich fürchte aber, dass ich heute länger brauchen werde, und möchte Sie nicht aufhalten …“
„Das tun Sie keineswegs“, fiel Lady St. John ihr ins Wort. „Wir haben ohnehin noch etwas zu erledigen. Giovanni möchte sich gern meine Gärten ansehen. Und ich kann es kaum erwarten, ihm endlich die vielen exotischen Pflanzen im Gewächshaus zu zeigen.“
„Aber vielleicht ist Miss Connors ja der Appetit vergangen?“ fragte Giovanni und lächelte spöttisch.
Kate gab sich einen Ruck und erwiderte seinen Blick. Ich werde mich nicht von ihm verunsichern lassen, dachte sie entschlossen. Um nichts in der Welt würde dieser eingebildete, selbstgefällige Kerl sie davon abhalten, vor der Rückfahrt nach London eine köstliche, angenehme Mahlzeit mit Lady St. John einzunehmen. Es wäre doch gelacht, wenn ich mich von ihm aus der Fassung bringen ließe, überlegte Kate.
„Ich habe seit heute Morgen um sechs nichts mehr gegessen“, erwiderte sie wahrheitsgemäß, „und würde sehr gern zum Mittagessen bleiben.“
Giovanni blickte sie prüfend an. Ob Kate zu jenen Frauen gehörte, die auf ihre Linie nicht achten mussten? Oder würde sie nach einem ausgiebigen Mittagessen drei Tage nur von Luft und Wasser leben?
„Das ist schön“, sagte Lady St. John. Dann wandte sie sich an ihren Patensohn. „Komm, Giovanni“, forderte sie ihn auf, „ich werde dir farbenprächtige Blumen zeigen, die sogar mit der wunderschönen sizilianischen Pflanzenwelt mithalten können!“
Giovanni lächelte gutmütig. „Das wage ich zu bezweifeln.“
Nachdem die beiden gegangen waren, begann Kate die Vorhänge anzubringen. Sie musste sich so darauf konzentrieren, dass sie nicht weiter an den faszinierenden dunkelhaarigen Sizilianer dachte.
Sie war gerade fertig, da hörte sie Schritte hinter sich und wandte sich auf der Trittleiter um. Es war Giovanni. Er betrachtete die Vorhänge und ließ den Blick über den in Goldtönen und tiefem Blau gehaltenen Stoff gleiten und sah dann Kate an.
„Sie wirken überrascht“, stellte sie leise fest.
Er war es tatsächlich, denn er hatte damit gerechnet, dass Kate etwas zu Modernes aussuchen würde, was in dem wunderschönen alten Haus fehl am Platze gewesen wäre.
„Ich bin es ein wenig“, gab er zu und zuckte auf typisch sizilianische Art die Schultern.
„Dachten Sie, dass ich keinen Geschmack habe?“
Giovanni betrachtete ihr Gesicht und ließ den Blick über ihre grünen Augen, die blasse, zarte Haut und das leuchtend rote Haar gleiten. Erneut wurde er von heftigem Verlangen erfasst. „Solche Fragen sollten Sie nicht stellen, wenn Sie die Antworten nicht wirklich hören möchten.“
Schnippisch erwiderte Kate: „Ich bin schon ein großes Mädchen, Mr. Calverri …“
„Signor
Calverri“, verbesserte er sie sanft.
„Und wie lautet Ihre Antwort?“
Giovanni bemerkte, dass ihr Atem schnell und unregelmäßig ging, und sein Herz begann heftig zu schlagen. „Sie haben
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