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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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offenbaren.
    »Ich habe von Euch gehört, belassen wir es dabei. Und ich werde Euch nirgendwohin segeln. Folglich scheint es so, als ob Ihr Eure Zeit vergeudet habt.«
    »Mir gefällt der Gedanke ebenfalls nicht, mit Piraten zu segeln, Mr. Merritt, aber ich wurde zu Euch geschickt.«
    Als er den Ausdruck hörte, knirschte Blake mit den Zähnen. Vielleicht gab es für andere wenig Unterschied zwischen Piraten und Freibeutern, aber für Blake war der Unterschied gewaltig. Er betrachtete sich selbst als ehrenhaften Mann, und in seiner Vorstellung war an der Piraterie nichts Ehrenhaftes. Ja, er kaperte spanische Schiffe, aber bloß wegen des Goldes. Er übergab die Beute, mit Ausnahme seines Anteils und dem seiner Besatzung, derselben Regierung, die ihm seine Kaperbriefe ausstellte – die Papiere, die ihm erklärten, dass das, was er tat, innerhalb der Grenzen des Gesetzes lag.
    Es war ihm wichtig, gerecht zu sein, und er vergewaltigte niemals Frauen oder brachte jemanden aus purer Lust am Töten um, obgleich einige Freibeuter ihre Papiere als Erlaubnis zur Piraterie benutzten. Obwohl Blake wusste, dass der Unterschied zwischen Freibeutern und Piraten fein war, war er nichtsdestotrotz stolz darauf, auf der richtigen Seite zu stehen.
    »Ich segle ein Freibeuterschiff.« Er konnte es nicht ausstehen, dass er das Bedürfnis verspürte, sich gegenüber dieser kleinen Göre zu rechtfertigen.
    Sie zuckte die Achseln, zog einen Briefumschlag aus ihrer Tasche und ließ ihn direkt vor seiner Nase auf den Tisch fallen.
    »Dann wird dies vielleicht Eure Meinung ändern, Herr Freibeuter.«
    Er erkannte den Schwung der Buchstaben wieder und wusste, wer seinen Namen geschrieben hatte.
    »Woher habt Ihr das?«, wollte er wissen, und all sein Schwindel war auf einmal wie weggeblasen.
    »Ich fand ihn im Nachlass meines Vaters. Dort war ebenfalls ein Brief für mich. Er war derjenige, der mir gesagt hat, dass ich um Eure Hilfe ersuchen sollte, falls ich mich entschließe, nach Samantha zu suchen.«
    »Wie kommt es dann, dass du nicht weißt, wer sie ist?«, fragte der Kapitän.
    Obwohl es ihr nicht gerade besonderes Vergnügen bereitete, Fremden intime Details über ihr Leben zu erzählen, hoffte Alicia doch, die Männer würden ihren Wunsch, Samantha zu finden, dann besser verstehen.
    »Wir wurden vor Jahren getrennt. Ich kann mich an nichts mehr erinnern, bevor ich zwölf war, und das schließt Samantha ein.«
    Blake lächelte höhnisch. »Lasst mich raten. Euer liebender Vater wusste die ganze Zeit, dass Ihr da draußen eine Familie hattet, und er hat sich entschlossen, es Euch erst nach seinem Tod mitzuteilen.«
    Sie sah ihn eindringlich an, Farbe kehrte in ihr Gesicht zurück. »Das stimmt.«
    »Warum bin ich darüber nicht überrascht?«, murmelte er.
    »Er hat auch gesagt, Ihr wäret ein guter Mann, dem ich trauen könnte.«
    Ihr Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass sie das komplette Gegenteil glaubte.
    Blake öffnete den Brief nicht. Es war zu spät für Worte oder Entschuldigungen oder irgendetwas anderes, das auf dieses Pergament geschrieben sein konnte. Und ihre traurige Geschichte änderte nichts daran. Wenn überhaupt, machte es ihn nur noch wütender. Er weigerte sich, sich ausnutzen zu lassen.
    »Nun?«, fragte der Kapitän, und sein Blick schoss zwischen Alicia und Blake hin und her. »Wie wird es nun laufen?«
    Blake beugte sich nach vorne und schob den Brief dabei mit dem Ellenbogen beiseite. »Ich werde Euch sagen, wie es laufen wird«, antwortete er, und sein Blick durchbohrte den ihren. »Eher schneit es in der Hölle, bevor ich Euch irgendwohin bringe.«
    Alicia biss die Zähne zusammen, und ihr Blick wurde hart. Sie stützte die Hände auf den Tisch und beugte sich ein wenig nach vorn. »Ich weiß nicht, wer Ihr seid oder woher Ihr meinen Vater kanntet, aber ganz offensichtlich hat er sich in Euch getäuscht.«
    »Das, meine Liebe, ist das Erste, was Ihr gesagt habt, mit dem ich einverstanden bin.« Und weil die Wahrheit dieser Worte ihn tagtäglich verfolgte, hob er seinen Becher an die Lippen und trank.
     
     
    Alicia stieß die Tür der Kneipe heftig auf und stapfte nach draußen. Dort war es auch nicht ruhiger. Männer pfiffen und brüllten den Frauen hinterher, während die Frauen spotteten und die Männer anschrien. Hunde bellten, und Pferde klapperten durch die Straßen. Pistolen wurden, so schien es, grundlos himmelwärts abgefeuert und trugen noch zu der Kakophonie bei. Alicia beneidete all die Leute,

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