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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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sie nicht mehr voller schwarzer Flecken sind. Wenn wir fertig sind, wirst du kein Objekt des Mitleids und der Verachtung mehr sein, so wie du es gewesen bist, seit Jakob dir erlaubt hat, in der Werkstatt zu arbeiten. Und«, fügte sie mit abgehärmtem Mund hinzu, »du wirst die feinsten Kleider bekommen.« Die letzten Worte sagte sie mit einem vielsagenden Blick auf das einfache Kleid, das Alicia anhatte.
    »Dies ist nicht der geeignete Ort, Tante Margaret. Wir können das später diskutieren.«
    Die Tante heuchelte ihre Reue gut. »Gewiss, Kind. Wir können später reden.« Als sie davonging, hörte Alicia, wie ihre Tante murmelte: »Der besitzt eine Frechheit, hierher zu kommen.«
    Alicia ignorierte die Bemerkung. Ihre Tante ärgerte sich immerzu über irgendetwas oder beschwerte sich über irgendjemanden. Früher war es ihr Vater gewesen. Sie wartete, bis ihre Tante ganz an der Reihe von Grabsteinen vorbei war, und dann knöpfte sie sich den Kragen ihres Kleides auf. Die Brise, die vom Meer herüberwehte, trug den Geruch von Salz mit sich. Alicia holte einmal tief Luft, jetzt, wo sie frei atmen konnte, ohne das Gefühl zu haben, gleich von ihrem Kragen erstickt zu werden.
    Die Atempause von der unangenehmen Hitze fühlte sich fantastisch an, und sie seufzte. Sie nahm sich Zeit, Lebewohl zu sagen und überließ sich ihren Tränen und ihren Erinnerungen. Sie sprach mit ihrem Vater, als ob er noch da wäre, und als sie schließlich wieder aufstand und sich den Staub von den Röcken strich, war der Schmerz in ihrem Herzen leichter geworden.
    Erst als sie sich aufrichtete und einen Schritt nach vorn machte, um wegzugehen, bemerkte sie, dass der Fremde immer noch da war.
    Sein Gesichtsausdruck war nicht freundlicher geworden, und ein verstohlener Seitenblick bestätigte Alicia, dass sie ganz und gar alleine auf dem Friedhof waren. Was wollte er? Sie war zwar nicht hilflos, jedenfalls nicht auf jene Art, wie es ihre Tante glaubte, aber ganz gewiss konnte sie es mit der Körperkraft des Fremden nicht aufnehmen.
    Alicias Mund wurde staubtrocken, als er auf sie zuging. Obwohl ihr Herz raste, rührte sie sich nicht. Er war auf der Beerdigung ihres Vaters gewesen. Gewiss musste Jacob Davidson diesen Fremden gekannt haben. Sein starrer Blick wich ihrem nicht aus, und als er auf der gegenüberliegenden Seite des Grabes stehenblieb, konnte sie sehen, dass seine Augen dunkelbraun waren und von schwarzen Wimpern und scharf geschnittenen schwarzen Brauen umrahmt wurden.
    Er sagte nichts, doch schließlich richtete er seinen Blick auf das Grab zwischen ihnen. Nichts weiter als ein Knirschen seiner kniehohen Stiefel war zu hören, als er sich niederkniete, eine Handvoll Erde ergriff und diese über dem Sarg durch die Finger rieseln ließ. Dann, mit einem letzten vernichtenden Blick auf sie, stand er auf und ging ebenso schweigend wieder fort, wie er gekommen war.

2
    »Du kannst doch nicht im Ernst vorhaben, diese Werkstatt ganz alleine zu führen, Alicia. Das ist Wahnsinn!«
    »Vielen Dank für die Unterstützung, Charles. Ich habe immer gewusst, dass ich auf dich zählen kann«, antwortete Alicia ironisch. Sie betrachtete prüfend die glühenden Kohlen im Schmiedeofen, ergriff den Blasebalg und pumpte zischend Luft ins Feuer, sodass die Kohlen hellrot aufleuchteten. Es war erst mitten am Vormittag, doch ihr Hemd hing ihr schon schweißnass am Rücken, und ein paar Haarsträhnen, die aus ihrem Zopf entwischt waren, klebten an ihren Wangen. Das Atmen wurde immer schwerer, und Alicia wusste, bis zum Ende des Tages würden ihr die Lungen vom Luftholen weh tun.
    Sie wollte es aber nicht anders haben.
    »Du weißt doch, ich habe es nicht so gemeint, wie es sich vielleicht angehört hat. Es bedeutet ja nicht, dass du dazu nicht fähig wärst. Das Problem ist, mein liebes Mädchen, dass du nur allzu sehr dazu in der Lage bist.«
    Alicia hängte den Blasebalg wieder auf den Haken zurück, den ihr Vater am Rand des langen Arbeitstisches befestigt hatte.
    »Für mich war Tüchtigkeit noch nie eine negative Eigenschaft.«
    »Das wäre sie auch nicht, wenn du eine Schneiderin wärst.«
    »Du weißt, das wird niemals passieren.«
    »Du bist erst achtzehn. Du solltest dich nicht darum sorgen müssen, ein Geschäft über Wasser zu halten.«
    »Meine Mutter hat mir Rechnen und Buchführung beigebracht. Ich weiß, wie man die Schmiede verwalten muss.«
    »Du glaubst, die Marine wird weiterhin Schwerter bei dir kaufen, jetzt, wo dein Vater tot ist?

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