Stürmisches Wiedersehen auf Maynard Manor (German Edition)
bestimmt seinem Vater guttun, ein paar Enkel zu bekommen. Laut Schwester Swann, die manchmal die Nachtschicht übernimmt, langweilt der sich oft und wird recht ungeduldig, was nicht gerade zu seiner Genesung beiträgt.“
Chloé konnte sich nur schwer vorstellen, wie der strenge, würdevolle Sir Gregory auf eine Horde blonder Enkel reagieren würde. Und aus irgendeinem Grund machte sie die Vorstellung unruhig, dass Darius heiratete. Sie nahm sich einen Apfel. „Ich glaube, ich fahre nachher mal nach East Ledwick zu der Agentur, über die ich früher in den Ferien Jobs bekommen habe.“
Ihre Tante drehte sich zu ihr um und sah sie erstaunt an. „Gestern hast du doch noch gesagt, du wolltest einen radikalen Bruch machen und ab jetzt andere Interessen verfolgen!“
„Das hatte ich auch vor. Aber ich bin Müßiggang einfach nicht gewohnt. Mir reicht es nicht, Lizbeths Hund auszuführen, auch wenn das viel Spaß macht.“ Lächelnd fügte sie hinzu: „Und ihr wollt ja bestimmt auch nicht, dass ich mich langweile und ungeduldig werde.“
„Auf keinen Fall!“, sagte Tante Libby inbrünstig. „Andererseits hat die Arbeitssuche doch keine Eile. Wenn du dich beschäftigen möchtest, kannst du mir bei der Neugestaltung des Esszimmers helfen. Die dunkle Tapete hat mir nie so recht gefallen.“
„Solltest du nicht Lloyd und seine Frau auch einiges entscheiden lassen?“
„Lloyd und seine Frau?“
„Ian sagte mir, sie wollten vielleicht euer Haus kaufen.“
„Ach ja?“, entgegnete Tante Libby gereizt. „Dann sehen wir doch mal, was sie uns für das Haus bieten. Außerdem wollen dein Onkel und ich vor allem den Wert des Hauses steigern und nicht Ian und seinen Freunden irgendwelche Wünsche erfüllen.“
Chloé war wie vor den Kopf geschlagen. „Warum reagierst du denn so heftig?“
„Tue ich das?“ Die ältere Frau lächelte ein wenig reuevoll. „Vielleicht hat mir deine Rückkehr nur einfach gezeigt, was für ein Umbruch der anstehende Umzug sein wird, und mir kommen Bedenken.“
„Warum denn? Es wird bestimmt ganz toll für euch beide. Und ich helfe natürlich gern beim Renovieren.“ Auch wenn ich mir das Ganze wirklich anders vorgestellt hatte, fügte Chloé innerlich seufzend hinzu.
Am nächsten Morgen ging Chloé bewusst einen anderen Weg mit Flare, um Darius nicht wieder zu begegnen, der sicher spitze Bemerkungen über den Vorabend machen würde.
Auf dem Rückweg fuhr sie zu Tom Sawleys Werkstatt, der ihre Tankanzeige überprüfen sollte.
„Habe schon gehört, dass du wieder da bist“, sagte Tom freundlich. „Und nach wie vor ein erfreulicher Anblick, meine Liebe.“ Er schlug seinen dicken Terminkalender auf. „Kannst den Wagen morgen Nachmittag abholen. Ich kann die Tankanzeige nicht selbst reparieren, aber bestimmt habe ich hinten im Hof eine neue.“
Chloé musste sich ein Lächeln verkneifen. Manche Dinge änderten sich eben nie: Tom genoss den Ruf, für sämtliche Modelle und jede Automarke Ersatzteile zu finden. Sein Hof musste eine wahre Schatzkammer sein.
Das Glöckchen über der Tür klingelte, und Lindsay Watson kam herein. Sie trug einen dunkelblauen Rock und eine weiße Bluse. Flare sprang auf, als wolle sie die junge Frau begrüßen.
„Sitz“, sagte Chloé. „So ist es brav.“ Lächelnd sagte sie zu Lindsay: „Hallo. Wir wurden uns gestern gar nicht vorgestellt. Ich bin Chloé Benson.“
Die junge Frau errötete leicht. „Ja, das hat Mr Maynard mir erzählt. Ich bin die Pflegerin von Sir Gregory, wie Sie ja sicher bereits wissen.
Was für eine merkwürdig distanzierte Antwort. „Ähm, ja“, sagte Chloé nur und wandte sich wieder zu Tom Sawley um. „Vielen Dank, ich hole den Wagen dann morgen ab.“
Auf dem Weg zur Tür musste sie Flare festhalten, die wedelnd an ihrer Leine zog und unbedingt zu Lindsay Watson wollte. „Entschuldigung“, sagte Chloé. „Ich hoffe, Sie haben nichts gegen Hunde.“
„Ich habe nicht viel mit ihnen zu tun.“ Die andere Frau wich einen Schritt zurück.
Ihre brüske Art empörte Chloé. Vielleicht übt sie schon für ihre Zukunft als neue Lady Maynard, dachte sie.
Nachdem sie Flare zu ihrem Frauchen zurückgebracht hatte, ging Chloé zu Fuß zurück zu ihrer Tante und beschloss, dieser nicht zu sagen, dass die ihrer Ansicht nach so charmante Lindsay alles andere als charmant war. Vielleicht hatte es ihr ja nur nicht gefallen, beim Tête-à-tête mit Darius gestört zu werden – und dann auch noch von einer Frau.
„In
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