Stürmisches Wiedersehen auf Maynard Manor (German Edition)
dieser Hinsicht brauchen Sie sich wirklich keine Sorgen zu machen, Miss Watson“, murmelte Chloé.
Die hausgemachten Kuchen im Café „Tea Rooms“ waren unsagbar gut. Genussvoll aß Chloé das letzte Stück von ihrem Kaffee-Walnuss-Törtchen und versuchte, sich keinen einzigen Krümel entgehen zu lassen. Einfach himmlisch, dachte sie und seufzte glücklich.
Es war Markttag in East Ledwick, und sie hatte sich über zwei Stunden lang mit Tante Libby die Stände angesehen, um Gardinenstoff für das frisch renovierte Speisezimmer auszusuchen. Als diese schließlich überzeugt war, der Stoff am allerersten Stand sei der Schönste gewesen, hatte Chloé sie erschöpft und ein wenig entgeistert angesehen.
„Mein Liebes, du hast deine Pflicht mehr als erfüllt“, sagte Libby Jackson und klopfte ihr auf die Schulter. „Du darfst dich jetzt mit Tee und einer ordentlichen Portion Kalorien stärken. Wir treffen uns dann um vier Uhr am Denkmal.“
Dankbar nahm Chloé den Vorschlag an.
Weil ihre Tante Perfektionistin war, hatte es die vergangene Woche in sich gehabt: Sie hatten mehrere Schichten alte Tapete entfernen, den Putz ausbessern und die Farbe abschrubben müssen. Doch die Mühe hatte sich gelohnt: Die warmen, sandfarbenen Wände sahen neben dem strahlenden Weiß der Decke einfach wunderschön aus. Da kümmerte es Chloé kaum noch, dass sie das Gefühl hatte, ihre sämtlichen Poren seien auf ewig von Staub verstopft. Das haben wir wirklich gut gemacht, dachte sie hochzufrieden. Und die neuen Vorhänge würden perfekt dazu passen.
Auch in anderer Hinsicht hatte sich die Arbeit als Segen erwiesen, wie Chloé feststellte, als sie ihren Tee austrank. Sie hatte dabei unter anderem über ihre Beziehung zu Ian nachdenken können. Ihr war klar geworden, dass auch sie selbst Schuld daran hatte, wie die Dinge bisher gelaufen waren. Schließlich hatte sie unbedingt die Stelle bei den Armstrongs annehmen wollen, um möglichst viel Geld innerhalb kurzer Zeit zu verdienen – obwohl Ian immer dagegen gewesen war.
Wie recht er hatte, dachte sie nun. Unsere Beziehung hätte immer oberste Priorität für mich haben sollen. Stattdessen habe ich mich so von meiner Arbeit vereinnahmen lassen, dass mir Willowford irgendwann wie eine ferne Traumwelt vorkam .
Chloé machte sich Vorwürfe, weil sie nicht energischer dafür gekämpft hatte, Urlaub zu bekommen, um Zeit mit den Menschen verbringen zu können, die ihr etwas bedeuteten. Nun wollte sie alles wiedergutmachen.
Sie hatte sich in der vergangenen Woche zweimal mit Ian auf einen Drink getroffen und darauf geachtet, dass die Atmosphäre zwischen ihnen in erster Linie freundschaftlich war. Er hatte sie bisher nicht zu sich nach Hause eingeladen, und Chloé hatte nicht darum gebeten. Langsam und stetig dachte sie.
Nach dem Zahlen wollte sie das Café verlassen, als Lindsay Watson hereinkam und sich umsah. Als sie Chloé erblickte, war ihr Gesicht plötzlich wie erstarrt.
Was hat sie bloß? überlegte Chloé und rang sich ein Lächeln ab. „Hallo, Miss Watson. Suchen Sie jemanden?“
„Ich … nein“, erwiderte die junge Frau schnell. „Ich wollte nur einen Tee trinken und habe nicht damit gerechnet, dass es so voll ist.“
„Das ist meistens so, besonders wenn Markttag ist. Aber mein Tisch dort drüben ist ja frei.“
„Danke, aber eigentlich habe ich es sowieso eilig.“ Die junge Frau lächelte gequält. „Auf Wiedersehen.“
Sie eilte hinaus und war schon verschwunden, als Chloé auf die Straße trat. Da sie bis zum vereinbarten Treffen mit ihrer Tante noch Zeit hatte, sah sie bei der Vermittlungsagentur vorbei. Deren Leiterin teilte ihr höflich, aber bestimmt mit: „Für Ihren Bereich haben wir derzeit keine Angebote, Miss Benson. Derzeit werden wegen der Wirtschaftslage tendenziell weniger gut bezahlte Hausangestellte beschäftigt. In London könnten Sie aber sicher leichter eine feste Stelle finden.“
Als Chloé ein wenig entmutigt hinaus in den Sonnenschein trat, hörte sie eine vertraute Stimme spöttisch sagen: „Wieder auf Stellensuche, Miss Benson? Das erstaunt mich aber.“
Sie blieb stehen, atmete tief ein und drehte sich um. Darius Maynard war gerade aus der Eisenwarenhandlung gekommen. Er trug eine enge Jeans und ein dazu passendes Hemd.
Chloé hob das Kinn und sah ihm in die Augen. „Einige Menschen müssen sich eben ihren Lebensunterhalt selbst verdienen, Mr Maynard.“
„Und ich dachte, dafür sollte in deinem Fall das Ehebündnis
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