Stürmisches Wiedersehen auf Maynard Manor (German Edition)
stimmte Arthur widerwillig zu. „Aber kein Vergleich zu seinem Bruder. Ist immer viel zu viele Risiken eingegangen.“ Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: „Freut mich wirklich, dich mal wieder hier zu sehen, Mädchen. Hast ja mit Pferden immer eine ruhige, sichere Hand gehabt und wirst dich mit diesem Kerl hier gut verstehen.“
„Oder er kommt ohne mich nach Hause“, antwortete Chloé lächelnd und ritt hinaus.
Doch das würde nicht passieren. Zu Beginn versuchte Orion, sich ein paar Freiheiten herauszunehmen, merkte aber schnell, dass die junge Frau im Sattel ihm so etwas nicht durchgehen ließ. Daraufhin beschloss er, den Ausritt zu genießen.
Als sie schließlich oben auf dem Hügel ankamen und Chloé Orion über die Ebene galoppieren ließ, war sie wie berauscht vor Freude. In freundschaftlichem Einvernehmen ritten sie nach Hause.
Chloé war deutlich länger unterwegs gewesen als geplant, und als sie in den Stall kam, war Arthur nicht dort. Also sattelte sie, wie früher in ihrer Jugend, selbst ab und versorgte Orion mit Wasser. Die ganze Zeit waren aus der gegenüberliegenden Box unruhige Schritte zu hören, und jetzt sah sie den Kopf eines schwarzen Pferdes mit weißer Blesse, das sie misstrauisch anblickte.
Das ist also Samson, dachte Chloé interessiert und betrachtete das schlanke, kraftvolle Tier. Als sie leise auf den Hengst einsprach und seinen Namen sagte, wich er mit geblähten Nüstern zurück. „Was ist denn los, du wunderschöner Kerl?“, fragte sie sanft.
„Er überlegt, wie er dich nahe genug heranlocken kann, um dir ein Stück aus dem Arm herauszubeißen“, sagte Darius, der in der Türöffnung stand.
„Ich dachte, du wärst in Warne Cross“, sagte Chloé irritiert.
„War ich auch. Aber nicht einmal dir zuliebe konnte ich mich den ganzen Tag dort herumtreiben. Ich habe Crosby so viele dumme Fragen gestellt, dass er an meiner Zurechnungsfähigkeit zu zweifeln begann.“
Darius kam in die Box und versperrte ihr nun den Weg hinaus. „Isst Arthur gerade zu Mittag?“
„Vermutlich.“ Schnell nahm sie Orions Sattel und sagte: „Ich … ich bringe den hier schnell in die Sattelkammer.“
„Lass nur, ich kümmere mich später darum.“ Amüsiert angesichts ihrer Nervosität fügte Darius hinzu: „Mach dir keine Sorgen, Sweetheart. Ich weiß ja, dass du unserem ehrenwerten Nachwuchstierarzt versprochen bist.“
„Und das soll dich abhalten?“, entgegnete Chloé, ohne nachzudenken. „Da hat dein Bruder aber andere Erfahrungen gemacht.“
„Das stimmt“, erwiderte Darius leise. „Aber vielleicht hättest du mich nicht daran erinnern sollen. Vor allem nicht hier und jetzt.“
Wieder trat angespanntes Schweigen ein.
„Es tut mir leid“, flüsterte Chloé. „Ich hatte nicht das Recht, das zu sagen. Und auch keinen Grund.“
„Nein?“ Darius kam einen Schritt näher. „Würdest du das beschwören?“
Sie schluckte. „Ich habe mich entschuldigt. Das ist doch genug.“
„Genug? Ein kümmerliches Wort, wenn man an unsere gemeinsamen Erinnerungen denkt.“
Ihr Herz schlug wie verrückt, als sie trotzig das Kinn hob. „Ich erinnere mich nur an ein Mädchen, fast noch ein Kind, das sich um ein Haar lächerlich gemacht hat – und nur gerettet wurde, weil ihm wieder einfiel, dass du in Wirklichkeit die Frau eines anderen Mannes begehrt hast. Für mich wärst du fast zur Katastrophe geworden, Darius. Aber zum Glück ist das nicht passiert. Das ist alles.“ Sie atmete tief ein und fuhr fort: „Und wenn du noch näher kommst, schreie ich so laut, dass Arthur und alle anderen im Haus mich hören.“
Einen Moment lang stand Darius reglos da. Dann trat er demonstrativ zur Seite. Als sie starr geradeaus blickend an ihm vorbeiging, sagte er leise: „Eines Tages wirst du merken, dass du diejenige bist, die sich verstellt und sich etwas vormacht. Ich werde auf dich warten.“ Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: „Wir sehen uns.“
Chloé wusste nicht recht, ob seine Worte ein Versprechen oder eine Drohung waren.
5. KAPITEL
„Das tue ich nie wieder!“, schwor Chloé sich aufgewühlt.
Sie war zu einem ihrer Lieblingsorte gefahren. Doch dort angekommen hatte sie sich im Wagen plötzlich wie eingesperrt gefühlt und war fast hinausgekrochen. Einen Moment lang stand sie da und atmete tief die warme Luft ein, um sich zu beruhigen.
Vor ihr fiel der Boden zum Fluss Willow ab, der im Sonnenlicht glänzte und träge durchs Tal floss. Langsam ging Chloé den schmalen
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