Stunde der Klesh
an, aber er hörte nichts. Er hatte auch nicht damit gerechnet. Es dauerte eine Weile, bis er ebenfalls die Schritte hörte. Die Fremden gingen zwar leise, aber sie gaben sich keine Mühe, sich anzuschleichen. Dies teilte er Tenguft mit. Trotzdem nahm sie hinter der Tür Aufstellung und stand dort als dunkle Drohung.
Jetzt waren die Schritte an der Tür. Man hörte das Türschloß knacken, die Tür öffnete sich, und Clellendol trat ein. Er hatte jemanden bei sich, den er stützen mußte. Es war so dunkel im Zimmer, daß man die fremde Gestalt nicht erkennen konnte.
Während er seinen Gefährten vorwärtszog, flüsterte Clellendol ihnen zu: „Macht doch ein wenig Licht.“
Tenguft verließ ihren Platz hinter der Tür und entzündete eine qualmende Öllampe. Im flackernden gelben Schein der kleinen Flamme konnten alle sehen, wen Clellendol mitgebracht hatte: Vdhitz, den Spsom. Offenbar war ihm die Reise nach Yastian gar nicht gut bekommen.
Es zeigte sich bald, daß Vdhitz keine ernsthaften Verletzungen davongetragen hatte. Er war jedoch zunächst unfähig, sich verständlich in Menschensprache auszudrücken. Sie machten es ihm so bequem wie möglich, während er von Zeit zu Zeit versuchte, einen Satz in Menschensprache herauszubringen. Flerdistar beugte sich über ihn und sagte ihm ein paar Worte in Spsomsprache ins Ohr. Da verfiel er dankbar in seine eigene Sprache, und Flerdistar hatte Mühe, in Vdhitzs Atempausen dessen stotternde, zischende Ausführungen zu übersetzen.
Sie bekamen eine Geschichte zu hören, in der Mißgeschicke und größere Unglücke einander ablösten. Zunächst fing alles übel an, und dann verschlechterte sich die Lage. Morgin hatte mit dem Sackdiener und Benne vereinbart, daß diese nach Medlicht ziehen sollten, wo er zu ihnen stoßen wollte. Falls sie ihn dort nicht anträfen, sollten sie ihren Weg nach Utter Semerend fortsetzen. Die Ler-Ältesten schlossen sich den beiden an. Bald darauf kehrte Jemasmy zurück und berichtete, daß der Wendel verschwunden sei und niemand wüßte, wohin.
Das Verschwinden eines Wendels war immer ein besorgniserregendes Ereignis. Daher bat man Afanasy, den Mittler der Haydars, mit Hilfe seines Wendels eine Lesung vorzunehmen. Dabei machte man die Entdeckung, daß auch dieser Wendel verschwunden war. Wohin, das ließ sich auch diesmal nicht ermitteln. Darauf brach die Gesellschaft erneut nach Westen auf, von dunklen Vorahnungen begleitet. Benne-der-Klon setzte seine Ballista zusammen und baute sie am hinteren Ende des Karrens auf. In seinen erfahrenen Händen war die Ballista eine fürchterliche Waffe. Afanasy und ein Bursche namens Tallou wollten sie noch ein Stück des Wegs begleiten.
Mallam hatte sich den Anschein gegeben, als würde ihn dies alles wenig angehen, aber da auch er ein ungutes Gefühl hatte, schickte er ihnen eine Gruppe Haydars nach, die ihnen in einiger Entfernung folgen sollten. Als dieser Trupp nach kurzer Zeit zurückkehrte, konnte er eine Geschichte von einem heldenhaften, aber vergeblichen Kampf gegen eine große Übermacht berichten, den Jemasmys Gruppe ausgetragen hatte. Die Meorer-Bande, die schon Morgin verfolgt hatte, hatte sie offenbar in einem weiten Bogen nach Süden umgangen und sie dann aus dem Hinterhalt angegriffen. Als die Haydars eintrafen, war es zum Eingreifen zu spät; sie konnten aber aus der Ferne den erbitterten Kampf beobachten: Benne wurde von den beiden Haydars gedeckt, während er Tod und Verderben unter den Meorern austeilte. Er ging mit einer Geschwindigkeit und einer Treffsicherheit zu Werke, wie man sie noch nie zuvor bei einem Nicht-Jäger beobachtet hatte. Wie Blitze fuhren seine Pfeile zwischen die Meorer, selten verfehlte einer sein Ziel. Benne schwenkte die schwere Waffe herum, spannte, zielte und schoß, alles in einer Bewegung. Leider gab es viele Meorer und nicht genügend Bennes, Afanasys und Tallous. Der Entsatztrupp konnte die wackeren Streiter nur noch blutig rächen, zur Rettung kam er zu spät.
Lafma hatte einige Meorer entkommen lassen, damit sie die Kunde von ihrer Bestrafung verbreiten konnten, aber Mallam entschied, daß ein überlebender Augenzeuge genug sei, und gab die Jagd auf die anderen Meorer frei. Bei einem kleineren Geplänkel, etwas südlich der Yastian-Medlicht-Route, wurde Shchifr von einem Meorer-Pfeil getroffen und starb. Vielleicht ermutigte es die Meorer, daß ein paar Fremde bei den Haydars waren, jedenfalls leisteten sie erbitterten Widerstand. Mallam kam
Weitere Kostenlose Bücher