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Stundenlohn für flotte Gangster

Stundenlohn für flotte Gangster

Titel: Stundenlohn für flotte Gangster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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löste sich aus der Reihe der parkenden Fahrzeuge und beschleunigte
rasch.
    TKKG waren noch reichlich 100
Meter entfernt gewesen. Jetzt betrug die Distanz schon das Doppelte.
    „Den haben wir vertrieben“,
freute sich Klößchen.
    „Sicherlich hofft er, dass wir
ihn nicht bemerkt haben“, sagte Gaby. „Alte BMW in dieser Hässlichfarbe sind ja
nicht selten.“
    Sie hielten vor Annas Häuschen.
Im Vorgarten standen Büsche. Auch hier fehlte die Garage. Anna war
Laternenparkerin.
    Hinter der Gartenpforte führte
ein mit Steinplatten belegter Weg zur Haustür. Der Zaun zum Nachbargrundstück
war nahe. Dorthin war die Sicht frei.
    Auf dem Rasen neben dem
Bungalow spielte eine junge Frau mit ihrem Kleinkind. Das etwa
anderthalbjährige Mädelchen saß in einem aufblasbaren Planschbecken und
vergnügte sich mit einer Schwimmente.
    Die junge Mutter trug
Jeans-Shorts und Bluse. Infolge der Planscherei war die blonde Frau genauso
nass wie ihr Kind.
    Aufmerksam blickte sie jetzt
herüber.
    „Wollt ihr zu Frau Riedel?“
    „Wollen wir“, erwiderte Tim.
„Wir sind aus der Internats-Schule.“
    „Das habe ich mir schon
gedacht. Aber Anna ist nicht da.“
    „Nein?“, fragte Tim verwundert.
„Dort steht doch ihr Wagen.“
    Die Frau kam zum Zaun, ließ
aber dabei ihre Laura — die außerdem Schätzlein, Mausekind und Blümchen genannt
wurde — nicht aus den Augen. Laura hatte blonde Löckchen, blaue Kulleraugen und
drehte gerade ihrer Gummiente den Hals um.
    „Seid ihr die Kids“, fragte die
Frau, „die ihr vorhin geholfen haben?“
    „Bei dem Unfall am Schwimmbad“,
nahm Gaby jetzt das Wort. „Ja, die sind wir.“
    Die Frau lächelte. „TKKG. Dann
wisst ihr Bescheid. Und werdet euch nicht wundern. Anna hat sich nämlich ein
Taxi genommen. Zum Selbstfahren hat sie im Moment wenig Lust.“
    „Das kann man zwar verstehen“,
nickte Gaby. „Aber sie darf sich nicht entmutigen lassen.“
    „Habe ich ihr auch gesagt. Sie
ist zu ihrem Anwalt gefahren.“
    „So was hat sie erwähnt. Aber
nicht, welcher RA das ist.“
    „Ich weiß es“, erklärte Lauras
Mutter. „Dr. Lorder. Hans-Erich Lorder von der Kanzlei Buntschecke, Feiertag
und Lorder. Das muss am Alten Markt sein.“
    TKKG bedankten sich. Als sie zu
ihren Bikes zurückgingen, hörten sie den entsetzten Aufschrei der Frau.
    Das Planschbecken lief aus.
Laura hatte mit ihren ersten Zähnen ein Loch in die dünne Gummiwand gebissen.
    „Ist nicht so riesig weit bis
zum Alten Markt“, meinte Tim. „Am besten, wir holen Anna dort ab.“
     
    *
     
    Der Alte Markt ist umstellt von
würdigen Geschäfts- und Bürohäusern aus den Anfängen den vorigen Jahrhunderts.
Nur stellenweise wurde mit Stahl, Glas und Beton modernisiert. Meistens
ebenerdig, wo internationale Firmen — so genannte Globalplayer — mit ihren
schweineteuren Markenartikeln betuchte Kunden anlocken.
    In den oberen Etagen residieren
Gemeinschaftspraxen von Ärzten und Zahnärzten, Anwaltskanzleien, Agenturen für
Medien, Steuerberater, auch ein Astro-Psychologe — was immer das sein mag — und
ein Heiratsvermittler.
    Auf dem großen Parkplatz in
Markt-Mitte kann man auch Fahrräder abstellen und anketten.
    Dann betraten TKKG das Gebäude,
in dem Buntschecke, Feiertag und Lorder im vierten Stock ihre Klienten
empfangen — zu juristischer Beratung und Vertretung.
    Die Eingangshalle war kühl und
vornehm. Palmenkübel standen an den richtigen Plätzen. Eine gewundene, kaum
benutzte Treppe war mit dunkelrotem Teppich ausgelegt. Der Lift hatte eine
Stahltür, die sich automatisch öffnet.
    Klößchen hatte den Hohlknopf
gedrückt. Aber der Lift war schon unterwegs gewesen. Jetzt kam er herunter und
die Tür ging auf.
    Überrascht sah Anna die Kids
an.
    „Hallo!“ Tim grinste. „Wir
wollten Sie abholen, Anna. Dass Sie hier sind, wissen wir von Ihrer Nachbarin,
Lauras Mutter.“
    „Lisa Stechowski. Sie ist sehr
nett. Nette Nachbarn sind selten. Die Laura habe ich ins Herz geschlossen. Aber
sie ist beißwütig. Beißt einfach in alles. Wenn ich sie auf dem Arm habe, muss
ich Acht geben, dass meine Ohren dran bleiben.“
    „Vorhin hat sie ihr
Planschbecken zerbissen“, meinte Gaby. „Wahrscheinlich kriegt sie noch Zähne
und das juckt.“
    „Wir haben etliches zu
bereden“, sagte Tim. „Dort drüben ist ein Eis-Italiener mit freien Tischen
unterm Sonnenschirm. Klößchen wollte uns ohnehin einladen und da...“
    „He!“, rief der. „Davon weiß
ich ja gar nichts. Aber mit Frau Anna als

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