Stundenlohn für flotte Gangster
abgekriegt hatte, freute ihn riesig. O ja, der
Michigan-See kann stürmisch sein und gefährlich. Leider blieb der Alte bei
rauem Wetter immer an Land.
„Also?“, fragte William, der
Alte.
Um ihn nicht unnötig zu reizen,
verstand Bruce die Frage sofort — ohne Dummstellen mit Nachhaken.
„Ich tue mein Bestes, Dad. Aber
bis jetzt habe ich sie nicht gefunden.“
„Hast du Detektive beauftragt?“
„Drei. Sie bemühen sich. Aber
ohne Erfolg. Allmählich glaube ich, dass es sie gar nicht gibt.“
„Red keinen Unsinn! Ich weiß,
dass es sie gibt.“
„Das war damals, Dad.
Inzwischen ist viel Zeit vergangen. Vielleicht gibt es sie nicht mehr.“
„Blödsinn!“
Was ihm nicht in den Kram
passt, ist Blödsinn, dachte Bruce, der Fischkopf. Das Universum hat sich
gefälligst nach ihm zu richten — und nicht umgekehrt.
„Du suchst weiter, Bruce!
Verstanden! Ich will es. Ich will in Frieden sterben können.“
„Aber, Dad! Du bist 78. Du
bleibst uns noch lange erhalten. Sehr lange. Mir, deinem Sohn, der Firma und
Tausenden von Angestellten in aller Welt, die dich alle lieben.“
„Die mir die Kehle
durchschneiden würden, wenn sie könnten, Esel. Also such weiter. Okay?“
„Okay, Dad. Mit aller Kraft.“
„Gefällt es dir in
Deutschland?“
„Ein herrliches Land. Ich bin
gern hier.“
„Du wirst deine Sache schon
machen, Bruce. Bis bald.“ William Redfire legte auf.
Sein Sohn murmelte ein Dutzend Flüche
— überwiegend amerikanische, aber auch einige deutsche, die er inzwischen
gelernt hatte.
Dann trank er ein paar Schlucke
Eistee.
Detektive? Er hatte nur einen
engagiert — und den auch nur kurz. Aber das würde der Alte nie erfahren.
Meine Kontakte, dachte der
Fischkopf, unterhalte ich zu anderen Leuten. Die würden Dad nicht gefallen.
Aber mir sind sie nützlich. Nützliche Idioten. Gebraucht werden die immer.
9. Scheinbar überführt als Diebin
Anna hatte die vermeintlichen
Unfallgegner beschrieben — zwei Männer und eine Frau, von denen sie voller
Tücke in die Crash-Situationen verwickelt worden war. Gangster! Offenkundig
Profis. Zwar war nicht zu erwarten, dass sie abermals in Erscheinung treten
würden. Dennoch — TKKG wollten Bescheid wissen und die Möglichkeit zum
Erkennen/Identifizieren haben, falls es doch irgendwann, irgendwo zu einer
Begegnung kommen sollte.
Dann zückte Klößchen sein
Portemonnaie und bezahlte für alle. Allerdings ging dem eine verbale (sprachliche) Rangelei mit Anna voraus. Denn sie wollte einladen.
„Der Kapitalist bin ich“,
entschied Klößchen. „Also lassen Sie mir das Vergnügen.“
Der Alte Markt war inzwischen
zu zwei Drittel mit Schatten belegt. Die hohen Häuser auf der Westseite hielten
das Sonnenlicht ab.
„Höchste Zeit für mich!“, fiel
Anna ein. „Ich muss noch einkaufen. O je! Jetzt brauchte ich meinen Wagen.“
„Ist es so weit?“, fragte Gaby.
„Oder haben Sie viel zu tragen?“
„Im Supermarkt habe ich drei
Kästen mit je sechs Flaschen reinem Gebirgsquellwasser bestellt. Eine einmalige
Aktion. Nur noch heute. Es ist ein ganz besonderes Wasser“, lächelte sie.
„Verjüngt, stärkt und macht schön.“
Gaby lächelte, Tim und Karl
grinsten. Klößchen, der Kapitalist, konnte seinen Kommentar nicht unterdrücken.
„Jung sind Sie eindeutig“,
meinte Tims Budenkamerad, „und wie viel Sie im Bankdrücken schaffen, weiß ich
zwar nicht. Aber was die Schönheit betrifft, haben Sie das Wasser nicht nötig.
Da könnten Sie auch Apfelschorle trinken oder Kokosnussmilch.“
Anna lachte. „Vielen Dank für
das Kompliment, Willi. Hauptsächlich, weißt du, nehme ich das Wasser, weil es
gesund ist. Und bestellt habe ich’s nun mal!“
„Wo?“, fragte Tim.
„Im KDR-Supermarkt. Ecke
Schlenker Straße.“
Wie TKKG wussten, ist KDR die
Abkürzung für Kauf-Dich-Reich. Und die Schlenker Straße liegt etwa auf halbem
Wege zwischen Altem Markt und Annas Adresse.
„Wir begleiten Sie“, schlug Tim
vor. „Auf unseren Bikes transportieren Karl, Klößchen und ich die Wasserkästen.
Okay?“
„Ihr seid wahnsinnig nett.
Allmählich komme ich ohne euch nicht mehr aus.“
„Also schieben wir los.“ Gaby
erhob sich. „Ein Glück, Anna, dass wir bei Ihnen keinen Unterricht haben. Sonst
würde es noch heißen, wir schleimen für gute Noten.“
„Das habt ihr doch nicht nötig.
Aber du hast Recht. Manchmal wird der beste Wille falsch ausgelegt und
Hilfeleistung kriegt einen peinlichen Beigeschmack.“
Sie
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