Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
weißgoldene Art – die das Viertel der Magi’i umgibt – und dann die hässliche, rötlich weiße Sorte, die man fühlt, wenn eine Wunde eitert oder jemand im Sterben liegt. Mit dem Heilen verhält es sich nicht so, wie es sich die Menschen vorstellen«, stellt Myryan entschieden fest. »Ein guter Heiler kann Ordnung – das ist das Schwarze – mit Wunden-Chaos verbinden, dass der Kranke genesen kann; und wir können Dinge für eine Zeit lang aneinander binden …«
    »Aber die Körper der Kranken müssen sich selbst heilen«, fügt Lorn hinzu.
    Myryan wartet.
    »Wie stellst du es an, jemanden mit Ordnung zu verbinden oder einzuhüllen?«, fragt Lorn schließlich.
    Myryan lacht. »Das Gleiche habe ich Kyrysmal auch gefragt. Die Menschen tragen Chaos und Ordnung gleichzeitig in sich. Damit muss man arbeiten.«
    »Zeig es mir.«
    »Bist du sicher? Man sagt, die Magi’i sollten nicht mit beidem hantieren.« Myryan blickt ihren älteren Bruder eindringlich an.
    »Ich werde kein Magier werden«, antwortet Lorn. »Noch bevor das Jahr zu Ende geht, werde ich ein Lanzenkämpfer sein und dann wird mir die Heilkunst von großem Nutzen sein.«
    »Du wirst das Magiertum aufgeben?« Myryan wirft schnell einen Blick zur geschlossenen Tür, als wolle sie sich vergewissern, dass Lorns Worte den Raum nicht verlassen können. »Was wird Vater sagen?«
    »Er weiß es bereits, aber er hofft noch, dass es nicht so weit kommt.«
    »Aber warum? Vater sagt, dass du deine Sache gut machst und dass keiner besser und schneller lernt als du.«
    »Ich möchte nicht zwischen Mauern aus Granit eingesperrt sein. So viel Chaos … bedrängt mich.« Lorn zuckt hilflos die Schultern. »Ich kann es nicht verbergen. Lektor Hyrist hätte mich schon längst hinausgeworfen, wenn Vater nicht selbst Lektor wäre und wenn ich nicht so gut lernen würde. Die Magi’i wollen Magier, die Chaos-Übertragung und Manipulation essen, denken, atmen und damit schlafen. Wie Vernt … oder Vater.«
    »Also gut.« Myryan seufzt und schwingt die Beine auf den Boden. »Gib mir deine Hand. Hättest du eine Wunde, die nicht heilt, würde sie rot und verschwollen leuchten … du könntest wirklich ohne Heiler auskommen. Du brauchst nur …«
    »Die Wunde aufschneiden und aussaugen und dann mit klarem Winterbranntwein oder dergleichen auswaschen.« Lorn lächelt. »Ich weiß.« Er steht auf und streckt die Hand aus. Als er sich seiner Schwester nähert, riecht er den Duft von Freesien. »Aber wenn ich kurz davor stehe, sie zu verlieren …?«
    »Ich würde freie Ordnung sammeln … etwa so.« Lorns Sinne folgen den ihren und über seiner linken Hand bildet sich unsichtbare, aber doch wirkliche Dunkelheit. Er versucht, ihre Ordnungs-Bündelung nachzuahmen. Nach wenigen Sekunden erscheint ein kleinerer, verschwommener dunkler Fleck neben dem ihren. »Oh … du hättest Heiler werden sollen.« »Männer sind keine Heiler … nicht in Cyador«, weist er ab.
    »So wie Frauen keine Magi’i sind«, antwortet sie. Fast gleichzeitig erscheint auf den Gesichtern der Geschwister ein ironisches Lächeln.
    »Wie bindest du es? Wie bewegst du es?« »Du nimmst etwas Verwandtes in deinem Körper …« Lorns Augen und Sinne nehmen alles auf, seine bernsteinfarbenen Augen suchen und er konzentriert sich aufs Schärfste auf die Vorführung seiner ordnungsheilenden Schwester.

 
X
     
    Z wei Männer stehen auf dem westlichen Balkon des Palastes des Lichts und erfreuen sich der angenehmen Brise, die den Beginn des kühlen, aber gemäßigten Winters in Cyad ankündigt. Unter ihnen rüttelt ein Windstoß, den das Westmeer geschickt hat, an den grünen und weißen Markisen, die sich über den kleinen Platz nordwestlich der Hafenpiere spannen; der Windstoß ist so stark, dass das Flattern der fast eine Meile entfernten Markisen vom Palastbalkon noch zu sehen ist.
    »Jemand hat mithilfe von Chaos ein Feuer im Lagerhausbezirk gelegt«, sagt der Erste Magier Chyenfel zu dem Major-Kommandanten der Lanzenkämpfer.
    »Wurde noch mehr Schaden angerichtet – außer einem abgebrannten Lagerhaus?«, will Rynst wissen.
    »Nein. Der Schaden begrenzt sich auf das eine Haus. Der Jekseng-Klan hatte es an einen ausländischen Kaufmann vermietet.«
    »Wieder ein Fremder. Überall, von den Barbaren bis zu den Händlern, haben wir Schwierigkeiten mit den Fremden.« Nach einer kurzen Pause wagt sich Rynst weiter vor: »Ich habe etwas von brennendem Kernöl gehört.«
    »Das stimmt … man kann dieses dicke Öl

Weitere Kostenlose Bücher