Sturm der Herzen
roten Haar, das so leuchtete, dass es ihn wunderte, dass er sich die Fingerspitzen nicht verbrannte, wenn er die seidigen Locken berührte, hatte sie in seinem Herzen einen besonderen Platz eingenommen.
Obwohl Isabel in eine reiche und angesehene Familie geboren war, war ihr Leben nicht ganz ohne Probleme verlaufen. Ihre Mutter war bei einem tragischen Unfall schon vor Isabels zweitem Geburtstag verstorben. Trotz eines liebevollen Vaters konnte es nicht leicht für sie gewesen sein, ohne Mutter aufzuwachsen. Sie hatte ihren Vater abgöttisch geliebt; erstaunlicherweise waren die beiden auf Denham Manor glücklich gewesen, zufrieden mit der Gesellschaft des jeweils anderen. Sein Tod hatte sie schwer getroffen. Ihr Onkel Sir James war nicht unfreundlich, aber natürlich konnte er Sir George in ihrem Herzen nicht ersetzen, und seine Gattin, Isabels Tante Agatha … Marcus biss die Zähne zusammen, dass seine Kieferknochen vortraten. Es war eine sich wiederholende Geschichte! Sir James war in die Fußstapfen seines Bruders getreten, und das in mehr als einer Hinsicht. Die Menschen in der Gegend einmal mehr überraschend hatte er vor zwei Jahren seinem Junggesellendasein den Rücken gekehrt und eine Frau geheiratet, die halb so alt war wie er: Agatha Paley, Isabels Gouvernante.
Marcus hatte Miss Paley nie gemocht, noch nicht einmal, als seine Mutter ihn davon zu überzeugen suchte, dass sie eine hervorragende Gouvernante sei und genau das, was Isabel brauchte. Zu der Zeit, als sie angestellt worden war, hatte er sie für zu streng gehalten, zu kalt und zu gefühllos für jemanden wie Isabel, aber zu seinem großen Bedauern hatte er seiner Mutter erlaubt, seine Einwände zu übergehen. Sie hatten sich nicht sonderlich gut verstanden: Isabel, spontan und lebhaft, und Miss Paley, kalt und unnahbar. Er hatte gewusst, dass Isabel sehr unglücklich war, aber ehe er die Sache ändern konnte, hatte Miss Paley ihm den Wind aus den Segeln genommen und Sir James geheiratet. Er fragte sich immer noch, wie sie das geschafft hatte, aber das war eigentlich auch gar nicht wichtig. Was hingegen wichtig war, war dass die frühere Miss Paley nun Lady Agatha war und damit Isabels Tante. Die frühere Gouvernante sorgte dafür, dass alle wussten, sie war jetzt die Herrin von Denham Manor. Seine Miene wurde weich, als er in Isabels Gesicht schaute. Armes kleines Ding. Unter Agathas kalter Hand zu leben konnte nicht angenehm sein.
Er schnitt eine Grimasse. Wer war er schon, Isabel etwas zu verweigern, das sie glücklich machte? Wie sie gesagt hatte, wenn sie das Interesse verlor, konnte der Hengst wieder verkauft werden. Er machte sich jedoch Sorgen wegen der Gefahr. Tempest - Sturmwind - war ein passender Name; der zweijährige Hengst war groß und kräftig. Marcus hatte ihn selbst angesehen, als er von Isabels Interesse an ihm erfahren hatte. Er war beeindruckt gewesen, als Leggett, ein Mann, der für seine hervorragenden Pferde bekannt war, den prächtigen Kastanienbraunen mit der beinahe weißen Mähne, Schweif und Socken aus dem Stall geführt hatte. Falls Isabel das Tier nicht zuerst gesehen hätte, hätte er ihn auf der Stelle für sich erstanden. An der Qualität des Hengstes gab es nichts auszusetzen, ebenso wenig wie an seinem Stammbaum oder dem Kaufpreis. Und Isabel hatte recht; das Pferd konnte jederzeit wieder verkauft werden, falls ihre Begeisterung erlahmte. Er holte tief Luft und hoffte, keinen Fehler zu machen.
Ihre Augen ängstlich auf Marcus’ dunkle Züge gerichtet spürte Isabel Verzweiflung in sich aufwallen. Er würde nein sagen. Das wusste sie. Weder sich geschlagen geben noch geduldig warten waren ihre vorrangigen Wesenszüge, sodass sie sich in ihr aufflammendes Temperament rettete. »Wenn ich mein Geld für ein verfluchtes Pferd verschwenden will, so ist das mein gutes Recht«, erklärte sie erzürnt. »Außerdem bist du ein gemeines Biest, und ich hasse dich! Hörst du? Ich hasse dich! Oh! Ich kann den Zeitpunkt gar nicht erwarten, an dem ich nicht länger dein Mündel bin und nicht mehr mit einem so knauserigen Geizkragen wie dir zu tun haben muss.«
Die Worte, die ihm auf der Zunge lagen, schluckte er herunter, sein eigenes Temperament regte sich, sodass er scharf erwiderte: »Glaub mir, du kleine Hexe, ich lebe für den Augenblick, da du mir nicht länger wie ein Mühlstein um den Hals hängst. Und ebenso für den Tag, da ich von dieser grässlichen Vormundschaft befreit bin.« Grimmig fügte er hinzu: »Aber
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