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Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition)

Titel: Sturm: Die Chroniken von Hara 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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darlegen?« Obwohl ich eigentlich nicht an das glaubte, was sie mir eben gesagt hatte, schlug eine Glocke in meinem Kopf Alarm. Wenn auch vorerst nur eine kleine.
    »Fangen wir mit dem Offensichtlichsten an. Ich habe dir bereits gesagt, dass mich etwas stört, als du mir erzählt hast, Ghinorha habe Lahen ausgebildet. Das hakt nämlich hinten und vorn.« Sie nieste und zog sich den Kragen ihres Pullovers vors Kinn. »Denn Ghinorha hat niemals Frauen ausgebildet, das
konnte
sie gar nicht. Alle Versuche ihrerseits, Frauen im Gebrauch der Gabe zu unterweisen, scheiterten mit Pauken und Trompeten. Nein, sie hat sich ausschließlich mit Männern befasst. Zum Beispiel mit Rethar. Und dann soll sie auf einmal eine Schülerin haben – die sie vollendet im Gebrauch des grauen Funkens unterweist? Pah, dass ich nicht lache!«
    »Für alles gibt es ein erstes Mal.«
    »Aber nicht dafür. Das ist eine Besonderheit des Funkens, die du nicht abändern kannst. Wenn der Geist Ghinorhas jedoch in Lahen gewesen wäre, dann wäre die Ausbildung wie geschmiert gelaufen. Deshalb nehme ich an, dass genau dies der Fall war. Lahens Geflechte unterscheiden sich kaum von denen Ghinorhas. Abgesehen davon hätte Lahen selbst mit dem Sonnenkreis nicht zwei Verdammte ausschalten können. Ghinorha jedoch schon.«
    Ich schauderte, denn mit einem Mal fielen mir die Worte wieder ein, die Lahen im Sumpf zu mir gesagt hatte: »Jemand hat mich gelenkt, mir alle Zauber eingeflüstert … gesagt, was ich tun muss. Ich habe die Stimme Ghinorhas gehört …«, presste ich heraus.
    »Was?«, hakte sich Typhus sofort daran fest.
    »Das hat Lahen mir in den Sümpfen der Ödnis gesagt. Weißt du etwas über die? Ober über diese Stadt, die im Herz dieser vermaledeiten Matschlandschaft liegt?«
    »Du meinst Hargus? So hieß diese Stadt einmal. Ghinorha hat sie in Schutt und Asche gelegt, anschließend ist sie hierhergekommen, nach Bragun-San, und hat weiter gewütet. San-na-kun hat unzählige ihrer Nirithen verloren. Vielleicht wären sogar alle ausgelöscht worden, wenn Ghinorha nicht in aller Eile zu den Würzseen hätte aufbrechen müssen, um Leys Armee mit ihren Kräften aufzustocken. Woran erinnerst du dich noch?«
    »Lahen hat gesagt, dass sie dieses Hargus kennt, obwohl sie noch nie im Leben dort gewesen ist.«
    »Das sind die Erinnerungen Ghinorhas«, meinte Typhus. »Jene Kleinigkeit, die von ihr geblieben ist.«
    »Glaubst du, dass Lahen das weiß?«, fragte ich. Meine Stimme klang jetzt krächzend, und ich hätte gern etwas getrunken.
    »Willst du eine ehrliche Antwort?«, fragte sie, während sie zu dem Kometen hinaufsah, der nach wie vor seine Bahn am Himmel zog. »Ich weiß es nicht. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Lahen nicht die geringste Ahnung davon hat. Obwohl … wenn sie es wüsste, würde sie es dir vermutlich kaum sagen. Eine solche Eröffnung kann alle in Angst und Panik versetzen, sogar noch unerschrockenere Menschen als dich.«
    »Warum lächelst du?«
    Sie schüttelte den Kopf, antwortete dann aber doch: »Als Rethar gestorben ist, war Ghinorha die Einzige, die mir beigestanden hat. Ich habe ihren Tod sehr bedauert. In Sakhal-Neful sind die Nächte lang, da hast du viel Zeit zum Nachdenken. Mehr als einmal habe ich mich gefragt, warum gerade sie gestorben ist, nicht ich. Schließlich hätte jede und jeder von uns den Feind ablenken können. Und ich wollte damals eigentlich nicht weiterleben. Aber … ich bin einfach nicht auf die Idee gekommen, mich für diese Aufgabe anzubieten.«
    »Bereust du das?«
    »Heute? Nach über fünfhundert Jahren? Nein, ganz bestimmt nicht. Obwohl mir Ghinorha noch immer fehlt. Und genau deshalb habe ich gelächelt. Anscheinend hat sie gewusst, wie man dem Tod ein Schnippchen schlägt. Gut, sie hat ihren Körper eingebüßt. Aber früher hat sie in Lahen weitergelebt, und heute haust sie in dir.« Sie beugte sich zu mir vor und sah mir in die Augen. »Falls du die Möglichkeit haben solltest, grüß sie von mir.«
    »Falls du überhaupt recht hast«, antwortete ich und rückte ein wenig von ihr ab. »Giss, der Dämonenbeschwörer, hat bei Lahen schließlich keine Hinweise darauf entdeckt, dass jemand sie in seine Gewalt gebracht hat.«
    »Ich glaube nicht, dass man in dem Fall von Gewalt sprechen kann«, erwiderte sie und rückte ebenfalls ein Stück zurück. »Eher scheinen mir beide zu einer einzigen Person verschmolzen zu sein. Selbst der Magister der Dämonenbeschwörer dürfte in diesem

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